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Förderung der pharmazeutischen Ausbildung in Tansania

Das Gesundheitssystem in Tansania leidet vor allem unter einem kritischen Mangel an medizinischem Personal.

Das Gesundheitssystem in Tansania leidet vor allem unter einem kritischen Mangel an medizinischem Personal.

In Tansania herrscht ein großer Mangel an Gesundheitspersonal – dies schließt pharmazeutische Fachkräfte mit ein. Auf eine Bevölkerung von knapp 45 Mio. Menschen (2013) kommen derzeit 980 registrierte Apotheker, 650 „Pharmaceutical Technicians“ (pharmazeutisch-technische Assistenten) und 350 „Pharmaceutical Assistants“ (Apothekenhelfer).

Was in Deutschland undenkbar ist, ist vor allem in den ländlichen Gebieten Tansanias an der Tagesordnung: nur in 30% der Gesundheitseinrichtungen war 2012 pharmazeutisches Personal beschäftigt. Für die Bevölkerung kann dies drastische Folgen haben: das ungelernte Personal kann die Qualität der Medikamente nicht überprüfen – Fälschungen bleiben so unentdeckt. Zudem fehlt die Beratung bezüglich der richtigen Einnahme und Dosierung – so bleiben Therapien wirkungslos und Resistenzen nehmen zu. Auch Lagerung und Bestellwesen sind oft mangelhaft.

Um eine bessere medizinische Versorgung und verbesserten Zugang zu qualitativ hochwertigen Medikamenten zu gewährleisten, muss die Gesundheitsinfrastruktur insgesamt gestärkt werden. Hierbei kommt der beruflichen Ausbildung ein besonders hoher Stellenwert zu.

Um den Fachkräftemangel zu adressieren, hat die tansanische Regierung 2015 das Ausbildungssystem überarbeitet. An die Stelle der dreijährigen Ausbildung zum pharmazeutischen Techniker sind drei einjährige Ausbildungen getreten, die hintereinander absolviert werden können, nach jedem Jahr aber auch mit einem der drei Qualifizierungsgrade „Arzneimittelausteiler“ (ein Jahr), „Pharmazieassistent“ (zwei Jahre) oder „Pharmazietechniker“ (drei Jahre) den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen.

action medeor stand der Regierung und den ausbildenden Schulen hierbei in zwei Projekten unterstützend zur Seite, die 2017 erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Gemeinsam mit den Behörden vor Ort konnte so ein moderner Lehrplan entwickelt werden, der erstmals einheitlich in allen 26 Schulen des Landes angewendet werden soll. Für die häufig jungen und unerfahrenen Lehrkräfte dient dieser als hilfreicher Leitfaden, für die Schüler bedeutet er eine praxisnahe Ausbildung, die besonders auf die aktuellen Probleme in Tansania eingeht.

Für die ersten Semester wurde zudem neues Unterrichtsmaterial erstellt und an mehreren Schulen erhielten die Lehrkräfte Schulungen zur Anwendung des Lehrplans und zu didaktischen Methoden. Neben dieser fachlichen Unterstützung investierte action medeor auch in die Infrastruktur: an zwei Schulen wurden die Labore ausgebaut, an einer weiteren wurde die Bibliothek erweitert.

Durch die Unterstützung der österreichischen Nichtregierungsorganisation plan-g konnten bis Mitte 2019 weitere Verbesserungen, wie beispielweise die Renovierung von Schulen, Bereitstellung von Lehrmaterial und die Definition von Mindeststandards für die pharmazeutischen Fachschulen, erreicht werden. Sehr wertvoll für die weiteren Planungen waren auch die Situationsanalysen bei den Schulen, den Lehrern und Studierenden, sowie anderen Akteuren, aus denen sich weitere Handlungsfelder ergeben.

Auch nach erfolgreichem Abschluss der bisherigen Projekte besteht weiterhin Handlungsbedarf, um dem Fachkräftemangel im pharmazeutischen Bereich in Tansania zu begegnen.

In einem neuen Projekt wird im Rahmen einer Multi-Akteurs-Partnerschaft mit Partnern aus Wirtschaft (Merck, Böhringer, Bayer), Behörden vor Ort (NACTE und PC), Universitäten und lokalen Partnern (CSSC) dieses Ziel weiterverfolgt. In diesem Projekt werden Handbücher und Unterrichtsmaterialien auch für die höheren Lehrjahre erstellt, um den neuen Lehrplan umsetzen zu können. Zudem werden die Lehrer der Fachschulen in Weiterbildungen befähigt, ihre Schüler Kompetenz-orientiert für ihre Arbeit in Apotheken, Krankenhausapotheken und Gesundheitszentren auszubilden.

Als wichtige Aufgabe wird zudem gesehen, die praktische Ausbildung an den Schulen beispielsweise durch Beschaffung von Reagenzien und Grundstoffen für die Arzneimittelherstellung zu verbessern.

Ein weiteres Ziel des Projektes besteht zudem darin, die Situation in den benachbarten Ländern dahingehend zu prüfen, ob das tansanische Erfolgskonzept auch in Nachbarländern anwendbar ist.

Projektinformationen

Projektinhalt
ITRAP Improved Training in Pharmacy: Verbesserung der Kapazität und Qualität der pharmazeutischen Ausbildung in Tansania
Projektgebiet
Tansania
Projektlaufzeit
April 2014 – Mai 2018 und Juni 2019 – April 2021
Projektvolumen
120.000 € und 660.000 €
Partner
Pharmacy Council (PC), pharmazeutische Schulen, National Council for Technical Education (NACTE), Christian Social Service Commission (CSSC)
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Merck, Boehringer, Bayer
Projektnummer
7000127
Verantwortlich für
das Projekt
Dr. Irmgard Buchkremer / Kathrin Rolka