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Hingeschaut – action medeor Blog Bericht aus Kibaha: Warum eigentlich Laborreagenzien herstellen?

Die neue Wasseraufbereitungsanlage spielt eine wichtige Rolle für die zukünftige Produktion von Labor-Reagenzien.

Die neue Wasseraufbereitungsanlage spielt eine wichtige Rolle für die zukünftige Produktion von Labor-Reagenzien. © action medeor

Neuigkeiten aus Tansania: Seit Anfang Januar begleiten unser ehrenamtlicher Senior-Experte Dr. Bernd Diener und seine Frau Sigrid eins unserer Projekte in Tansania - den Aufbau einer Produktionsstätte für Labor-Reagenzien in Kibaha im Osten des Landes. Regelmäßig berichtet Sigrid Diener hier über ihre Erfahrungen und die Fortschritte im Projekt:

Schon vier Wochen Kibaha! Jeden Tag geht es ein Stück weiter! Das Labor sieht immer besser aus und auch das Wasser wurde bereits angeschlossen. Häufige Strom- und Internetausfälle haben diese Woche allerdings unseren Eifer manchmal gebremst. Wie gut, dass dieses Gebäude bald durch die eigene Solaranlage sicher und zuverlässig mit Strom versorgt wird. Die Handwerker im Gebäude arbeiten unermüdlich daran, die letzten Baumaßnahmen abzuschließen. Die tansanischen Kolleg:innen arbeiten sich geduldig und ausdauernd in die Vorgaben des Qualitätsmanagement ein.

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Die beiden Kollegen Ato und Joseph von action medeor Tansania richten ihren neuen Arbeitsplatz in Kibaha ein. © action medeor

Als Rückmeldung auf unsere Berichte fragte eine Freundin, warum eigentlich eine Anlage für Laborreagenzien mit soviel Aufwand aufgebaut wird. Gibt es denn nichts Wichtigeres in Tansania? Natürlich fallen mir auch andere Dinge ein, die das Leben der Menschen hier deutlich verbessern könnten – zum Beispiel sauberes Wasser und Kanalanschluss für Jeden, mehr Schulen, mehr Ärzte und Apotheker. In anderen Projekten setzt sich action medeor auch für diese Themen ein - beispielsweise eine verbesserte Ausbildung von pharmazeutischem Fachpersonal - aber hier soll es ja  um die Produktion von Laborreagenzien gehen:

Warum also Reagenzien? Die hier in Zukunft produzierten Reagenzien sind zwei Flüssigkeiten, die in Bluttestgeräten eingesetzt werden, um ein Blutbild zu erstellen. Eine Flüssigkeit wird der Blutprobe für den Messvorgang zugegeben und die andere Flüssigkeit entfernt im zweiten Schritt die roten Blutkörperchen aus der Probe, um die Sicht auf die anderen Blutzellen zu ermöglichen.

Bernd hat bei einem früheren Besuch in Tansania mehrere Krankenhäuser und Labore besucht. Häufig gab es Geräte für Blutuntersuchungen, aber oft fehlten eben genau diese Flüssigkeiten, um die notwendigen Tests durchzuführen. Blutbilder sind enorm wichtig zur Diagnose von Krankheiten und zur Kontrolle des Heilungserfolgs. Krankheiten wie zum Beispiel Leukämie oder Infektionen werden durch ein Blutbild festgestellt.  Bisher mussten die Reagenzien aus Asien, Europa oder USA bestellt werden, was langwierig und teuer ist. Zusätzlich kamen Lieferengpässe auf Grund der Pandemie. Wie problematisch eine starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten ist, das bemerken wir selbst in Deutschland, wenn wir auf einzelne Medikamente derzeit verzichten müssen.

Alle hier in Zukunft hergestellten Flüssigkeiten bestehen zum größten Teil aus reinem Wasser. Bisher wurde also ganz viel Wasser über den Ozean transportiert. Das soll sich jetzt ändern! Die Produktion besteht daher aus einer Wasseraufbereitungsanlage, die das Leitungswasser reinigt. Anschließend wird diesem hochreinen Wasser eine festgelegte Menge verschiedener Stoffe zugegeben, es wird verrührt und in Kanister abgefüllt. Alles erfolgt unter international anerkannten Standards. Die Produktion hier ist die erste in ganz Ostafrika und trägt daher zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei.

Mit Spannung wird am Montag der erste Besuch der Vertreter der tansanischen Behörde erwartet. Sie sollen eine Einschätzung zum Stand der Anlage abgeben, damit sie genau den tansanischen Bestimmungen entspricht. Wir werden weiter berichten!



Recht auf medizinische Versorgung

„Ich unterstütze action medeor, weil das Recht auf medizinische Versorgung keine Landesgrenzen kennen sollte.“

Marieluise Karastergios-Busch, Spenderin