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Gemeinschaften stärken: Gesundheitsversorgung und Katastrophenvorsorge in Guatemala

© action medeor/Cristina Chiquín

Guatemala ist von großer Armut geprägt – bereits vor der Corona-Pandemie nahm die extreme Armut insbesondere in den ländlichen Regionen des Landes zu. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der meteorologischen Phänomene wie Wirbelstürme und Dürren, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, haben in den letzten Jahren Armut und Ausgrenzung im Land erhöht und die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede vergrößert. Gerade auch die Folgen von Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen dürfen nicht unterschätzt werden: Laut Weltrisikobericht 2021 liegt Guatemala auf Rang zehn der Länder mit dem weltweit höchsten Risiko.

Besonders kritisch ist auch die Ernährungssituation im Land: bereits vor der Covid-19-Pandemie zeigten Studien bei 46,5% der Kinder unter fünf Jahren chronische Unterernährung. Verheerend ist: die Ernährungsunsicherheit in Guatemala ist keine vorübergehende Krise, sondern ein Dauerzustand – und verbunden mit weit verbreiteter Armut und einer unzureichenden Gesundheitsversorgung. Bei Kindern sind akute Atemwegsinfektionen mit 34 % die häufigste Todesursache, während Durchfallerkrankungen mit 18 % die zweithäufigste Ursache sind – Krankheiten, die behandelbar sind und damit Todesfälle, die verhindert werden könnten.

Das gemeinsame Projekt von action medeor und der lokalen Partnerorganisation ASECSA konzentriert sich auf ländliche Gemeinden, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu öffentlicher Gesundheitsversorgung haben. Insbesondere werden hier Gemeinden mit mehrheitlich indigener Bevölkerung ausgewählt, in denen die Armut überdurchschnittlich hoch ist. Die ausgewählten Gemeinden sind zudem von mittlerem und hohem Katastrophenrisiko aufgrund von klimabedingten Auswirkungen wie Wirbelstürmen und Dürre, die die Ernährungssicherheit und Gesundheitsversorgung bedroht, betroffen.

Das Ziel des Projektes ist es, die Widerstandsfähigkeit der Menschen in den 14 indigenen Gemeinden in einer umfassenden Weise zu steigern. Um dies zu erreichen, werden in dem Projekt vor allem die gemeindebasierten Akteur:innen und die Vorsorge- und Selbsthilfekompetenzen der Gemeinschaften sowie das Referenzsystem gestärkt.

Zentraler Ansatz des Projektes ist ein integrales gemeindebasiertes Gesundheitsmodell: Im Zentrum des Modells stehen die gemeindebasierten Gesundheitsakteure: traditionelle Geburtshelferinnen, Gesundheitspromotor:innen und traditionelle Therapeuten in ihren unterschiedlichen Spezialisierungen, die Präventionsarbeit leisten, aber auch einfache Krankheiten erkennen und behandeln. Daneben ist ein funktionierendes "Überweisungssystem" zwischen Gemeinden und dem formalen Gesundheitswesen essentiell, damit schwere Erkrankungen vor Ort erkannt und schwer kranke Patient:innen in Gesundheitszentren oder dem Distriktkrankenhaus durch qualifiziertes Personal behandelt werden können. Auch bei der Behandlung chronisch Erkrankter ist die Einbindung lokaler Gesundheitsakteur:innen enorm wichtig.

Durch Befähigung, Ausbildung und Empowerment können die Menschen selbst Verantwortung für ihren Gesundheitszustand und vor allem auch für ein gesundheitsförderndes Verhalten und eine gesunde Umgebung übernehmen und entsprechende Veränderungsprozesse anstoßen und durchführen. Die Menschen werden durch die verschiedenen Projektmaßnahmen befähigt, auf ihre eigene Gesundheit und auf die der besonders vulnerablen Gemeindemitglieder zu achten und gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, die Lebensbedingungen in ihren Gemeinschaften zu verbessern.

Zu diesem integralen, auf Resilienz ausgerichteten Ansatz gehört auch die konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen und die Kompetenzen, auf Krisen und Katastrophen aus eigenen Kräften reagieren zu können.

Projektinformationen

Projektinhalt
Starke Gemeinschaften verbessern ihre Gesundheit und Katastrophenvorsorgekapazitäten
Zielgruppe
Indirekte Zielgruppe: circa 10.486 Personen (Familien und Umfeld der direkt Begünstigten) Direkte Zielgruppe: 3.294 Personen aus den drei Munizipien (Gesundheitspromotor:innen, Geburtshelferi:innen, Therapeut:innen, Individuen der Zielgemeinden, Multiplikator*innen sowie Mitarbeitende und Ehrenamtliche der Mitgliedsorganisationen des lokalen Trägers ASECSA
Projektgebiet
Guatemala – 14 ländliche Gemeinden in den drei Munizipien Purulhá, Rabinal und San José Poaquil in den Departamentos Baja Verapaz und Chimaltenango
Projektbeschreibung
  • Nachrüstung von 14 kommunalen Gesundheitszentren und Ausbau von Heilpflanzengärten
  • Fortbildung Gesundheitspromotor:innen, Geburtshelferi:innen und Therapeut:innen
  • Aufklärungskampagnen zur Prävention von COVID19, zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Rechte und zur Verhinderung von Teenagerschwangerschaften
  • Sensibilisierungstage WASH- und Hygiene
  • Stärkung der organisatorischen und fachlichen Kapazitäten der drei Mitgliedsorganisationen von ASECSA
  • Durchführung eines vom guatemaltekischen Gesundheitsministeriums anerkannten Kurses für Apothekenhelfer:innen
  • Ausarbeitung von Katastrophenrisikokarten in 14 Gemeinden mit der Methode der partizipativen Katastrophenrisikoanalyse
  • Etablierung und Anwendung von Beobachtungsgemeinden innerhalb des Frühwarnsystems für Ernährungssicherung
  • Sensibilisierung der Bevölkerung für die ermittelten Prognosen zur Ernährungssicherheit und Wasserqualität
  • Durchführung von Mikroprojekte der Zielgruppe unter Bezug auf Katastrophenrisikoanalyse
Projektlaufzeit
November 2022 - September 2025
Projektvolumen
653.764,60 Euro
Partner
ASECSA (Asociación de Servicios Comunitarios de Salud)
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektnummer
6000232
Verantwortlich für
das Projekt
Lea Ferno