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Verbesserung von Gesundheit und Ernährungssicherung in der DR Kongo

Die Provinz Süd Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo gehört zu einer der benachteiligsten Regionen des ohnehin armen Landes in Zentralafrika. Anhaltende Konflikte innerhalb des Landes und politische Unruhen in den Nachbarländern führen zu einer hohen Zahl an Binnengeflüchteten, Geflüchteten und Rückkehrern. Viele Familien kämpfen ums blanke Überleben. Besonders hart trifft es verwitwete und alleinstehende Frauen, die ihre Familie alleine versorgen müssen.

Süd-Kivu: mangelnde Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung

Das staatliche Gesundheitssystem der DR Kongo ermöglicht den Menschen nur eine unzureichende und unzuverlässige Versorgung: Es mangelt an qualifiziertem Personal, Ausstattung und Erreichbarkeit von Gesundheitseinrichtungen. Fehlende soziale Sicherungssysteme führen zudem dazu, dass besonders die ärmsten Familien keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben, da sie sich die Behandlungen nicht leisten können. Diese schwierigen Rahmenbedingungen führen in Kombination mit der angespannten Sicherheitslage und einer oft durch Flucht und Vertreibung traumatisierten Bevölkerung zu einer dramatischen Situation.

Die häufigsten Krankheiten im Projektgebiet sind Malaria, Cholera, andere wasserbasierte Krankheiten, vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Wurmerkrankungen, aber auch chronische Krankheitsbilder wie Diabetes und HIV/Aids. Zudem zählen Malaria und Unterernährung zu den Hauptursachen von Krankheit und Todesfällen in der Region Süd-Kivu und betreffen vor allem Frauen und Kinder.

Frauen sind der Schlüssel zu Entwicklung

Das gemeinsame Projekt richtet sich sowohl an Binnenvertriebene, Geflüchtete und Rückkehrer als auch an die lokale Bevölkerung der Projektregion. Circa 80 Prozent der Zielgruppe sind Frauen und Kinder. Der Großteil der Menschen im Projektgebiet sind Kleinbauern, die von einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 20 US Dollar pro Familie leben.

Frauen spielen im Kontext von Ernährungssicherung, Gesundheit und ländlicher Entwicklung eine entscheidende Rolle. Um die Potenziale der Frauen besonders zu nutzen und zu fördern, arbeitet die lokale Partnerorganisation AFPDE bereits seit fast 20 Jahren mit lokalen Frauengruppen zusammen und hat bisher in ganz Süd-Kivu ungefähr 300 selbst organisierte Gruppen zu den Themen Landwirtschaft und wirtschaftliche Selbstbestimmung, Mikrokredite, Alphabetisierung sowie Kinder- und Frauenrechte ins Leben gerufen. Dies ermöglicht es auch im vorliegenden Projekt auf dieses Netzwerk zurückzugreifen und die Frauen in allen Phasen einzubeziehen.

Das Projekt: Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung

Um die Lebensbedingungen der Menschen im Projektgebiet nachhaltig zu verbessern, setzt das Projekt auf kombinierte Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Ernährungssituation der Familien.

Zur Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung werden drei Krankenhäuser im Projektgebiet mit Medikamenten, medizinischen Verbrauchsmaterialien und therapeutischer Nahrung zur Behandlung von mangelernährten Patientinnen und Patienten versorgt. Ein besonderer Fokus des Projektes liegt hierbei auf der Versorgung von Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern. Medikamente zur Behandlung von Malaria machen einen wichtigen Teil der Unterstützung aus: die DR Kongo gehört zu den Hochrisikogebieten, in denen Malaria ganzjährig auftritt. Besonders in Kombination mit schwerer und chronischer Mangelernährung verlaufen diese Malariainfektionen oft tödlich.

Neben der Unterstützung der Malaria-Therapie werden die Gesundheitseinrichtungen insbesondere mit Medikamenten gegen opportunistische Infektionen HIV-infizierter Menschen, durch Wasser übertragene Erkrankungen (u.a. Durchfälle und Cholera) und chronische Erkrankungen wie Diabetes unterstützt. Die Region ist endemisch für Cholera; auch Augenerkrankungen und vernachlässigte Tropenkrankheiten (z.B. Flussblindheit) treten häufig auf.

Ein weiterer Fokus des Projektes liegt in der Verbesserung der Ernährungssituation und Behandlung von Mangelernährung. Bislang gibt es an den drei ausgewählten Gesundheitseinrichtungen keine spezialisierten Präventions- und Behandlungszentren für Mangel- und Unterernährung. Patient*innen müssen durchschnittlich zwischen 7 und 33 km zum nächsten Behandlungszentrum zurücklegen. Im Projekt erhalten die Patienten, insbesondere Schwangere und Kinder unter fünf Jahren, eine Therapie, die aus einer stationären Behandlung, Betreuung durch Ernährungsberater*innen, ambulante Behandlung mit therapeutischer Zusatznahrung und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen besteht. In der abschließenden Phase werden die betroffenen Menschen mit Nahrungsergänzungsmitteln auf den Übergang zu regulärer Nahrung vorbereitet.

In Aufklärungsveranstaltungen und über Radioprogramme wird zudem regelmäßig über Themen wie Mutter- und Kind Gesundheit, Unter- und Mangelernährung, gesunde Lebensmittel, die Bedeutung des Stillens und des Konsums von Jodsalz, Hygiene und Vorbeugung von wasserübertragbaren Krankheiten wie Cholera und Typhus informiert.

Nachhaltige Verbesserung der Ernährungssituation

Im Rahmen des Projektes werden sieben Demonstrationsfelder angelegt, die im Projektverlauf als Schulungs- und Demonstrationsflächen dienen. Auf diesen Flächen lernen die lokalen Kleinbauern verschiedene Techniken und erlernen wichtige Kenntnisse zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken, Bewässerungs- und Klimaanpassungstechniken, Herstellung von biologischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und Aufbewahrung und Konservierung von landwirtschaftlichen Produkten.

Außerdem werden 400 kleinbäuerliche Haushalte durch die Verteilung von Saatgut und landwirtschaftlichen Geräten unterstützt, um auf den Demonstrationsfeldern erlernte Techniken auf ihren Feldern umsetzen zu können.

Ein starke Partnerschaft: action medeor und AFPDE

Bereits seit 1999 arbeitet die  lokale Organisation Association des Femmes pour la Promotion et le Développement Endogène (AFPDE) in der Region Uvira in Süd-Kivu. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen engagieren sich in vier Bereichen: Gesundheit, Rechte (v.a. Frauenrechte), Bekämpfung von Armut und Hunger sowie Bildung.

Seit April 2011 ist AFPDE Partnerorganisation von action medeor: Sieben Projekte wurden bereits erfolgreich gemeinsam durgeführt. Das Team von AFPDE genießt hohes Vertrauen der Zielgruppen und ist lokal anerkannt und gut vernetzt.

Teil der gemeinsamen Projektaktivitäten ist immer auch der Aufbau von Kapazitäten bei der lokalen Partnerorganisation: in den vergangenen Projekten wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere in Gesundheitsthemen geschult, hierbei lag der Fokus auf HIV/Aids Prävention und Behandlung. Durch diese gewachsene Kompetenz im Gesundheitsbereich übernimmt AFPEDE mittlerweile die Leitung des UN Sub-Cluster Gesundheit, WASH und Ernährung, der die humanitären Hilfsmaßnahmen aller Organisationen in der Region koordiniert.

Im Rahmen des Projektes werden zwei Schulungen über die Prävention und Früherkennung sowie die Behandlung von Mangel- und Unterernährung und gute Ernährungsgewohnheiten organisiert, an denen auch die Leitende Ärztin, die Ernährungsberaterin und die Apothekerin von AFPDE teilnehmen. 

Projektinformationen

Projektinhalt
Verbesserung der Gesundheit und Ernährungssicherung von Binnenvertriebenen, Rückkehrern und der Lokalbevölkerung in drei Dörfern des Gebiets Uvira, Provinz Süd-Kivu, DR Kongo
Zielgruppe
Direkt: ca. 9500 Menschen (ca. 3.485 Männer und 6.015 Frauen), darunter 720 Kinder und schwangere und stillende Frauen, die an schwerer akuter Mangelernährung (MAS) leiden, ca. 2.100 Kinder und schwangere und stillende Frauen, die von Moderater Akuter Malnutrition (MAM) betroffen, ca. 600 Schwangere und 600 Neugeborene, 400 Kleinbauern, sowie ca. 5.000 Menschen, die an den Sensibilisierungsveranstaltungen teilnehmen. Indirekt: ca. 114.000 Menschen, die im Einzugsgebiet der drei Gesundheitseinrichtungen Sange, Kiliba und Luvungi leben.
Projektgebiet
Dörfer Sange, Kiliba, Luvungi, Gesundheitsgebiet Uvira, Süd-Kivu, DR Kongo
Projektbeschreibung
Bereitstellung von Medikamenten, medizinischen Verbrauchsgütern und therapeutischer Nahrung
Basisgesundheitsversorgung (Malaria und Mangelernährung)
Schulung des Gesundheitspersonals und den Gesundheitspromotor:innen
Gesteigerte Nahrungsmittelproduktion durch Schulung zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbautechniken, Verteilung von Saatgut und landwirtschaftl. Geräte, Lagerung von Saatgut und Ernteprodukten
Einkommensschaffende Maßnahmen und verbesserter Marktzugang durch die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten (Mahl- und Schälmaschinen)
Sensibilisierung der Bevölkerung Prävention von Malaria und Mangelernährung, Hygieneverhalten, Krankheiten, Lebensmittelhygiene.
COVID-19 Response: Bereitstellung von Schutz- und Hygienematerialien; Einrichtung von Handwaschstationen; Capacity Building; Aufklärungsveranstaltungen für die Bevölkerung.
Projektlaufzeit
Oktober 2019 - Dezember 2022
Projektvolumen
843.739 Euro
Partner
Association des Femmes pour la Promotion et le Développement Endogène - AFPDE
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektnummer
6000207
Verantwortlich für
das Projekt
Vera Hornung