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Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen in Bangladesch

Auch wenn Bangladesch in den vergangenen Jahrzehnten spürbare Entwicklungen unter anderem hinsichtlich der Mütter- und Kindersterblichkeitsrate und der Lebenserwartung erzielen konnte, steht das Land weiterhin vor großen Herausforderungen, die sich insbesondere aus dem Teufelskreis von Armut und Krankheit ergeben: Im Jahr 2019 leben circa 20,5% der Bevölkerung unter der nationalen Armutsgrenze; ca. 36 % aller Kinder unter 5 Jahre sind mangelernährt; auf 10.000 Einwohner:innen kommen nur 6,3 Ärzt:innen und es fehlt ein staatliches Krankenversicherungssystem.

Mit der steigenden Lebenserwartung hat auch in Bangladesch ein demographischer Wandel begonnen. Die wachsende Zahl älterer Menschen ist hierbei jedoch kaum abgesichert. Die staatliche Sozialversicherung ist unzureichend und erreicht einen Großteil der Menschen nicht. Parallel dazu verändern sich auch die vorherrschenden Krankheiten – nichtübertragbare und chronische Krankhheiten wie Diabtetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen immer weiter zu, während Möglichkeiten zur Prävention und frühzeitigen Behandlung oft fehlen. Medikamente speziell für chronische Erkrankungen, die kontinuierlich und regelmäßig bezogen werden müssen, sind für die Patient:innen selten lokal, kontinuierlich und erschwinglich erhältlich.

Die Projektregion:  Distrikt Cox´s Bazar, Bangladesch

Der Distrikt Cox's Bazar im Süden von Bangladesch liegt direkt an der Grenze zu Myanmar und gehört zu den ärmsten und katastrophenanfälligsten Gegenden des Landes. Bereits seit den 1970er Jahren kam es immer wieder zu Migrationsbewegungen der in Myanmar verfolgten Bevölkerungsgruppe der Rohingya. Viele Geflüchtete konnten in der grenznahen Region über die Jahre Fuß fassen und sind gut integriert. Die Fluchtbewegungen in Folge von Gewalt und Verfolgung erreichten jedoch im August 2017 einen neuen Höhepunkt, als etwa 754.000 Rohingya über die Grenze nach Bangladesch fliehen mussten. Seitdem leben sie unter prekären Bedingungen in mehreren provisorischen Camps. Aus der akuten Nothilfesituation hat sich über die Jahre eine komplexe, langandauernde Krise entwickelt, mit Auswirkungen auf die gesamte Region.

Das Projekt: Kinder, Jugendliche und ältere Menschen im Fokus

Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Gonoshasthaya Kendra setzt action medeor seit Juni 2022 ein Projekt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung insbesondere von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen in der Region um.

Gemeinsam für ein gesünderes Leben

Um den Zusammenhalt innerhalb der Projektregion zu stärken, soziale Netze insbesondere für die schwächsten Mitglieder der Gemeinschaften zu schaffen und gemeinschaftlich die Lebensbedingungen zu verbessern, werden im Rahmen des Projektes sowohl Selbsthilfegruppen für ältere Menschen als auch Kinder- und Jugendgruppen gegründet.

Die Selbsthilfegruppen für ältere Menschen sollen hierbei einen Raum bieten für soziale Unterstützungsnetzwerke, aber auch gemeinsame Gesundheitsmaßnahmen und allgemeinen Erfahrungsaustausch. Regelmäßig nimmt ein über das Projekt angestellter Arzt an den Treffen teil.

Die Kinder- und Jugendgruppen haben das Ziel, soziale Strukturen zu schaffen, die durch die Corona-Pandemie größtenteils weggefallen sind. Unter anderem soll es Sport- und andere Veranstaltungsangebote geben, zu deren Teilnahme insbesondere Mädchen ermutigt werden. Zudem lernen die Kinder und Jugendlichen in einem Life Skills & Leadership Training wichtige Inhalte zu gesunder Lebensweise, körperliche Unversehrtheit sowie Krankheitsprävention.

Krankheiten vorbeugen – Gesundheit schützen

Durch Aufklärung, Sensibilisierung und Wissensvermittlung zu einer Bandbreite an verschiedenen Gesundheitsthemen sollen insbesondere die zwei Hauptzielgruppen des Projektes – ältere Personen und Kinder/Jugendliche – adressiert werden. Für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen werden außerdem Mütter in das Projekt mit eingebunden.

In Aufklärungs- und Sensibilisierungssessions werden ältere Menschen über nichtübertragbare Krankheiten, allgemeine Hygiene und ausgewogene Ernährung informiert. Ergänzend dazu werden sogenannte „Community Mobilizer“ im Projekt dazu ausgebildet, in ihren Gemeinden einfache Übungen aus der Physiotherapie mit den älteren Menschen durchzuführen, um Bewegungseinschränkungen vorzubeugen und zu reduzieren. Dies ist besonders wichtig, da Physiotherapie in Bangladesch bisher kaum verbreitet ist und bisher nur ein kleines Physiotherapiezentrum der Partnerorganisation für alle Menschen im Projektgebiet zuständig ist. Schwere und komplizierte Fälle können durch die Community Mobilizer an dieses Zentrum überwiesen werden.

Zur Stärkung der Gesundheitssituation von Kindern und Jugendlichen werden im Rahmen des Projektes 3.000 Mütter zu verschiedenen Themen geschult. Hierzu gehören unter anderem kindliche Entwicklung, Gesundheit, Hygiene und Ernährung bei Kindern, richtiger Umgang mit psychologischen, sozialen und emotionalen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen oder auch Kinderrechte.

Zugang zu Gesundheitsversorgung verbessern

Um den Menschen im Projektgebiet einen besseren Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen, setzt das Projekt auf verschiedene Maßnahmen: Hierzu gehört zum einen eine verbesserte Bereitstellung von Informationen zu Ansprechpartnern, Öffnungszeiten und Angeboten, aber auch die Beschäftigung eines Arztes, der an vier Tagen in der Woche in den Projektgemeinden anwesend ist und unter anderem auch an den Treffen der Selbsthilfegruppen teilnimmt. Außerdem soll aber auch eine lokale und kostengünstige Transportmöglichkeit zwischen Dorfgemeinden und den Gesundheitseinrichtungen der Umgebung entwickelt und zu etabliert werden.

Eine weitere Komponente beinhaltet verschiedene Maßnahmen, um Medikamente insbesondere gegen nichtübertragbare und chronische Krankheiten besser verfügbar zu machen. Unter anderem sollen insbesondere ältere Patient:innen, die Medikamente gegen chronische Erkrankungen nicht selbst finanzieren können, diese über das Projekt kostenlos erhalten.

Die Partnerorganisation: Gonoshasthaya Kendra

Gonoshasthaya Kendra (GK) ist eine seit 1971 registrierte Nichtregierungsorganisation in Bangladesch mit dem Ziel, Gesundheitsversorgung für marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Hierfür betreibt GK landesweit ein großes Netzwerk an Gesundheitseinrichtungen.  Im Distrikt Cox´s Bazar ist GK seit den 1990er Jahren aktiv und engagiert sich insbesondere in der humanitären Hilfe für Geflüchtete aus Myanmar, aber auch mit umfangreichen Programmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung. Gonoshasthaya Kendra und action medeor arbeiten seit 2019 zusammen.

Projektinformationen

Projektinhalt
Verbesserung der physischen und mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie älteren Personen in Bangladesch
Projektgebiet
Teknaf Upazila, Cox´s Bazar, Bangladesch
Projektlaufzeit
Juni 2022 - April 2025
Projektvolumen
441.972 Euro
Partner
Gonoshasthaya Kendra (GK)
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektnummer
6000222
Verantwortlich für
das Projekt
Sarah Weiß