Der pakistanischer Junge wäscht sich mit Freude in einem der Hilfsprojekte nach der Flutkatastrophe die Hände.

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Förderung der Gesundheit und Rechte von Frauen im bewaffneten Konflikt von Kolumbien

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    Seit über 20 Jahren engagiert sich die kolumbianische Partnerorganisation Taller Abierto für die Rechte der Frauen. © action medeor / A.F. Hoyos
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    Im Projekt werden Frauen zu Promotorinnen weitergebildet, die die Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen durchführen. © action medeor / A.F. Hoyos
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    Auch an Schulen werden Aufklärungsveranstaltungen durchgeführt. © action medeor / A.F. Hoyos
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    Außerdem werden 30 Männer zu Gesundheitspromotoren fortgebildet, die ihr Wissen an die Männer in ihren Gemeinden weitergeben. © action medeor / A.F. Hoyos

Der interne, bewaffnete Konflikt zwischen Guerillagruppen und der Regierung dauerte in Kolumbien über fünf Jahrzehnte an. Die Folge dieser Gewalt sind tausende Tote und Verschleppte, zwangsrekrutierte Kinder und Jugendliche sowie besetzte Gemeinden und ein Trauma nationaler Reichweite. Zudem hat der Konflikt auch zu einer Vielzahl an Binnenvertriebenen (Internally Displaced Persons, IDPs) geführt. Etwa 5,4 Millionen Menschen (12 Prozent der gesamten kolumbianischen Bevölkerung) wurden seit 1997 aus ihren Häusern, Dörfern oder Regionen vertrieben (Quelle: UNHCR). Damit zählt Kolumbien zu den Ländern mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit.

 Ende des Jahres 2016 kam es zwar zu einem Friedensabkommen zwischen der größten Guerillagruppe FARC und der kolumbianischen Regierung. Die konkrete Umsetzung des Abkommens verläuft allerdings sehr schleppend. Friedensabkommen mit weiteren Guerilla Gruppierungen konnten bisher nicht abgeschlossen werden. Es kommt immer noch zu Unruhen und gewaltsamen Auseinandersetzungen in Kolumbien.

Die am stärksten vom bewaffneten Konflikt beeinträchtigten Gruppen sind die afrokolumbianische und indigene Bevölkerungsgruppen sowie Kleinbauern der Departments Cauca und Valle del Cauca. Vor allem Frauen sind auf Grund ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation – häufig mit geringer Bildung und Mehrbelastung als Alleinerziehende – einer starken Diskriminierung unterworfen und leiden zudem oft unter sexueller oder geschlechterbezogener Gewalt. Obwohl Frauen mehr als die Hälfte der betroffenen Bevölkerung darstellen, werden beispielsweise für sie sehr wichtige Themen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und damit einhergehende Rechte weder in den Friedensverhandlungen noch in Gesetzen zur Entschädigung von Binnenvertriebenen ausreichend berücksichtigt. Unter anderem darum können Frauen in weitaus geringerem Maße die Entschädigungsmechanismen des Gesetzes nutzen. In der Zeit von 2004 bis 2009 wurden im Departament Cauca etwa 1.450 Fälle von Sexualverbrechen an Frauen registriert, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Wenn Frauen nicht in die Friedensprozesse und Gesetzesformulierungen einbezogen werden und ihre Bedürfnisse und Anforderungen nicht berücksichtigt werden, bleiben sie weiterhin ausgeschlossen und haben kaum Möglichkeit, ihrer Opferrolle zu entkommen.

action medeor arbeitet mit der lokalen Organisation Taller Abierto, die bereits seit mehr als 20 Jahren Frauen bei der Einforderung ihrer Rechte – insbesondere sexuelle und reproduktive Rechte und das Recht auf ein gewaltfreies Leben – unterstützt.

In diesem Projekt sollen 12.000 Menschen über Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen und Radiosendungen erreicht werden, um die Integration der Binnenvertriebenen voranzutreiben. Die Betroffenen werden über Handlungsmöglichkeiten informiert. Zudem werden besondere Beratungsstellen für die Opfer von Gewalt geschaffen. Zielgruppe der Aktivitäten sind die indigenen und afrokolumbianischen Bevölkerungsgruppen in den Projektgemeinden sowie in unmittelbar benachbarten Gemeinden und ländliche Zonen. Es werden 450 Frauen zu Promotorinnen weitergebildet, die die Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen durchführen. Weitere 700 Personen, darunter die 450 Promotorinnen, die selbst Gewaltopfer des bewaffneten Konflikts sind sowie deren Familienangehörigen und andere Betroffene erhalten je nach Bedarf Beratung auf rechtlicher und psychosozialer Ebene. Außerdem werden 30 Männer zu Gesundheitspromotoren fortgebildet, die ihr erlerntes Wissen an 250 weitere Männer weitergeben sollen.

Projektinformationen

Projektinhalt
Reduzierung der individuellen Vulnerabilität von weiblichen Binnenvertriebenen, Rückkehrerinnen und Ansässigen im Kontext des bewaffneten Konflikts im Bereich Gesundheit
Zielgruppe
12.000 Personen, überwiegend indigene, afrokolumbianische und kleinbäuerliche Bevölkerungsgruppen und gleichzeitig durch Vertreibung betroffene Opfer des bewaffneten Konflikts
Projektgebiet
Department Valle del Cauca, indigene Reservate des Departments Valle del Cauca und Cauca, Kolumbien
Projektbeschreibung
Fortbildung von weiblichen und männlichen Binnenvertriebenen, RückkehrerInnen und Frauen und Männern der Aufnahmegemeinden zu Gesundheitspromotoren
Rechts- und Psychosoziale Beratung für den Schutz und die Verteidigung der gesundheitlichen Rechte und das Recht der Frauen auf ein gewaltfreies Leben
Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung auf Gemeindeebene durch die zuvor ausgebildeten PromotorInnen in niedrigschwelligen Örtlichkeiten und an Schulen
Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen der Kommunen und an institutionellen und bürgerlichen Räumen (Lobby-Arbeit)
Erarbeitung einer Systematisierung der Ergebnisse
Projektlaufzeit
April 2015 - Februar 2019
Projektvolumen
549.863 Euro
Projektförderer
BMZ, San-Pedro-Claver-Stiftung des Bistums Aachen
Projektnummer
6000164
Verantwortlich für
das Projekt
Christina Padilla