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Pressemitteilungen Weltgesundheitstag: Universal Health Coverage

In der weitläufigen Turkana-Region in Kenia hat action medeor zusammen mit ihrem lokalen Partner zehn Gesundheitsstationen eingerichtet.

In der weitläufigen Turkana-Region in Kenia hat action medeor zusammen mit ihrem lokalen Partner zehn Gesundheitsstationen eingerichtet. © action medeor

Jeder Mensch sollte Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben – unabhängig von Ort, Zeit und finanzieller Lage.

Dies ist der Appell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltgesundheitstag am 7. April 2018. Auch wenn es in Deutschland Menschen gibt, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem Raster der Gesundheitsversorgung gefallen sind, ist die Mehrheit gut abgesichert. Über die Hälfte der Menschen auf der Welt hat jedoch keinen umfassenden Zugang zu essenziellen Gesundheitsdienstleistungen. action medeor setzt sich seit seiner Gründung vor über 50 Jahren dafür ein, dass die Menschen in den Partnerländern auch in weit abgelegenen Gebieten medizinisch versorgt werden können und nicht an eigentlich gut zu behandelnden Krankheiten sterben müssen.

Fünf Fragen an Susanne Schmitz, Teamleiterin von action medeor, zum Weltgesundheitstag:

Gesundheit ist ein Menschenrecht und dies gilt für jeden Menschen auf dieser Welt. In den globalen Nachhaltigkeitszielen SDG ist das Ziel der flächendeckenden Gesundheitsversorgung festgeschrieben – das Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages. Was bedeutet das?

Der Kern aller Ziele der globalen Nachhaltigkeits-Agenda (SDG) 2030, die die Weltgemeinschaft 2015 verabschiedet hat, ist das Leitmotiv „Leaving no one behind“. Und um wirklich keinen Menschen und keine benachteiligte Bevölkerungsgruppe zurückzulassen, gilt es, eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu verwirklichen.

Dies bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten und zu bezahlbaren unentbehrlichen Arzneimitteln und Impfstoffen erhalten, ohne dadurch in eine finanzielle Notlage zu kommen oder sich gar hoch zu verschulden, weil sie die Leistungen aus eigener Tasche bezahlen müssen. Denn aktuell leben über 100 Millionen Menschen wegen ihrer hohen Gesundheitskosten in extremer Armut.

Wie kann eine flächendeckende Gesundheitsversorgung erreicht werden?

Dazu müssen vor allem die Gesundheitssysteme der einzelnen Länder gestärkt werden. Komponenten, um flächendeckende Gesundheitsversorgung zu erreichen, umfassen die Verbesserung der Gesundheits-Infrastruktur, die Qualität medizinischer Produkte und Medikamente einschließlich Impfstoffe sowie Technologien, das qualifiziert ausgebildete Personal, Informationssysteme sowie gute Versicherungssysteme und gesundheitspolitische Maßnahmen. Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung muss nicht komplett kostenfrei sein, sondern in erster Linie erreichbar sein, von guter Qualität und gerecht, also an der Zahlungsfähigkeit der Patienten orientiert. Ein Ansatz, der in einigen unserer Partnerländer zu finden ist, sind sogenannte kostenfreie oder sehr günstige „minimum packages of health services“, diese beinhalten die Behandlung der häufigsten Krankheiten sowie Geburtshilfe einschließlich der Vor – und Nachsorge und Basismedikamente. Ein anderer Ansatz sind solidarische Versicherungssysteme.

Primäre Gesundheitsversorgung für alle wurde bereits vor 40 Jahren auf der Internationalen Konferenz in Alma Ata gefordert. Die WHO wird in diesem Jahr 70 Jahre – ihr Appell zielt in die gleiche Richtung.

In Alma-Ata (heute Almaty, Kasachstan) unterzeichneten die Mitgliedstaaten 1978 die Erklärung von Alma-Ata, in der sie dringende Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene zur Förderung der Gesundheit aller Menschen bekundeten. Zentral war die Erkenntnis, dass Armut und Gesundheit eng miteinander verknüpft sind, dass daher die krankheitsverursachenden Lebensbedingungen verbessert werden mussten und die dringendsten Gesundheitsprobleme der Mehrheit der Bevölkerung die höchste Priorität und die meisten Ressourcen erhalten sollten. Leider wurden die Erkenntnisse in den letzten 40 Jahren nicht immer in gesundheitspolitische Praxis umgesetzt. Für action medeor sind die Ziele von Alma Ata stets ein zentraler Bezugspunkt geblieben. In der weitläufigen Turkana-Region in Kenia hat action medeor zusammen mit ihrem lokalen Partner zehn Gesundheitsstationen eingerichtet.

Wie engagieren sich action medeor und ihre Partner, um die Gesundheitsversorgung in ihren Projektgebieten zu verbessern?

action medeor und ihre zivilgesellschaftlichen Partner engagieren sich in etwa 100 Ländern für diese Ziele. In ländlichen Regionen ermöglicht action medeor zum Beispiel Zugang zu Gesundheitsdiensten, ohne dass die Menschen für eine Behandlung oder für eine sichere Geburt oder für den Transport zur nächsten Gesundheitsstation hohe Summen aus eigener Tasche investieren müssen. action medeor setzt sich auch dafür ein, dass die Menschen über Gesundheitsprävention und über ihre Rechte im Bereich Gesundheit aufgeklärt sind und befähigt sie, diese von ihren Regierungen einzufordern.

Welche Projekte unterstützt action medeor aktuell?

In Haiti, Kenia und Somalia beispielsweise betreiben Partnerorganisationen von action medeor Krankenhäuser in Regionen, in denen die Menschen keinen Zugang zu staatlichen Gesundheitseinrichtungen haben. Um jedoch kein paralleles System zu schaffen, kooperieren sie eng mit den Gesundheitsbehörden.

Unsere Kollegin Eva Hall ist Ostersamstag aus Kenia zurückgekehrt, wo action medeor zehn abgelegene Gesundheitsstationen der Partnerorganisation African Inland Church (AIC) mit dem Bau von Entbindungsräumen und Wasser- und Stromversorgung unterstützt hat. Um flächendeckende Gesundheitsversorgung zu erreichen, muss es ausreichend qualifiziertes medizinisches und auch administratives Personal in allen Ländern geben. action medeor hat deshalb zum Beispiele in Sierra Leone zusammen mit seinem lokalen Partner, der Caritas der Diözese Bo, eine Hebammenschule gegründet, um die Zahl der ausgebildeten Hebammen im Land zu erhöhen.