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Pressemitteilungen „Die Arbeit von action medeor wird immer umfangreicher“

Jahresbericht des Medikamentenhilfswerks: Die Hilfe von action medeor wird immer umfangreicher.

Jahresbericht des Medikamentenhilfswerks: Die Hilfe von action medeor wird immer umfangreicher. © action medeor / R. Castera

Langanhaltende Dürre, Gewalt, Krieg und Vertreibung – das waren die Herausforderungen für action medeor im vergangenen Jahr.

Dank des großen Medikamentenlagers in Tönisvorst aber auch als gemeinnütziger Beschaffer von Medikamenten und Medizinprodukten vor Ort und der Unterstützung durch öffentliche Träger und seiner Spender konnte action medeor schnelle Not- und Katastrophenhilfe leisten.

Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen warnten bereits vor Monaten vor den Folgen einer besonders langanhaltenden Dürre in Ostafrika. „Die Befürch-tungen haben sich leider bestätigt“, sagt Bernd Pastors, Vorstandssprecher von action medeor, gestern auf der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung des Hilfswerks. „Über 23 Millionen Menschen leiden Hunger. Wir haben bereits im vergangenen Jahr Spezialnahrung, Mittel gegen Durchfallerkrankungen, Antibiotika und Schmerzmittel auf den Weg gebracht.“ Die medizinische Versorgung der hungernden Menschen im Südsudan, Nordkenia, Somalia und Burkina Faso war einer der Schwerpunkte der Hilfe von action medeor im vergangenen Jahr. Um auf die große Not der Menschen aufmerksam zu machen, rief action medeor zusammen mit 50 anderen Hilfsorganisationen zu Spenden für die Opfer der Hungerkatastrophe auf. Unterstützt wurde die Initiative von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Auch die Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nordirak und Syrien bestimmten 2016 die Arbeit von action medeor. Gewalt und Terror machen in manchen Regionen selbst die medizinische Grundversorgung fast unmöglich. „Dank unserer Partner vor Ort konnten wir Krankenhäuser und Gesundheitsstationen auch in umkämpften Gebieten mit Medikamenten, Verbandsmaterial, aber auch Röntgen- und Ultraschallgeräten ausstatten“, so Pastors.

Die Menschen in Haiti wurden im vergangenen Jahr durch Hurrikan Matthew abermals hart getroffen. Der Wirbelsturm fegte am 4. Oktober 2016 mit 220 km pro Stunde über den Karibikstaat hinweg und verwüstete weite Landstriche. 1,4 Millionen Menschen brauchten dringend Hilfe. Gemeinsam mit Partnern brachte action medeor über 35 Tonnen medizinische Hilfe auf den Weg. Schon vor dieser erneuten Katastrophe lebten aufgrund der schwachen staatlichen Strukturen über die Hälfte der Menschen in Armut. „Dort kümmern wir uns nach der ersten Akutversorgung der Menschen in dem Bezirk Lamardelle um den Wiederaufbau und die Katastrophenvorsorge.“

Ein Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt, dass humanitäre Krisen zusehends komplexer und anhaltender werden. „Nur wenn die politischen Konflikte gelöst werden, die Klimapolitik schärfer durchgreift, und arme Länder die Chance bekommen sich selbst zu entwickeln, können die Probleme gelöst werden“, sagt Pastors. „Der Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung ist gleichzeitig Ziel und Voraussetzung nachhaltiger Entwicklung. Deshalb ist es so wichtig, die Partner im Süden zu unterstützen, sich selbst vor Ort mit den notwendigen Medikamenten versorgen zu können. Insbesondere muss die Qualität und die Verfügbarkeit von Arzneimitteln in den Partnerländern weiterhin gefördert werden.“

Alle Medikamente, die bei action medeor eingehen, werden durch hauptamtliche Apotheker von action medeor auf ihre Qualität geprüft. Um die Qualität von Medikamenten vor Ort besser überprüfbar zu machen, hat action medeor ein Sicherheitsetikett für Medikamente entwickelt, das über einen QR-Code und eine eigene Seriennummer auf Originalität geprüft werden kann. Neben der Qualitätssicherung gehört auch die Erstellung pharmazeutischer Länderprofile zu den Aufgaben der Pharmazie. „Vergangene Lieferungen und Anfragen aus den jeweiligen Ländern geben darüber Aufschluss, welche Medikamente und welches Equipment benötigt werden. Diese Daten beschleunigen die Arbeit bei akuten Krisen“, erklärte Christoph Bonsmann, Vorstand und Apotheker bei action medeor.

Ein anderer wichtiger Aufgabenbereich der Pharmazie ist die pharmazeutische Fachberatung. „Weil wir viel Erfahrung bei Katastrophen und in der Entwicklungsarbeit gesammelt haben, schulen wir sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern Einsatzkräfte sowie Pharmaziestudenten und Apotheker, die in der Entwicklungsarbeit und Katastrophenhilfe arbeiten wollen.“ In Sierra Leone baut action medeor eine Hebammenschule auf. „Ebola konnte sich in Westafrika 2014/2015 nur aufgrund der schlechten Gesundheitsstruktur und unzureichender Personalkapazitäten so schnell ausbreiten. Dem wollen wir entgegenwirken“, so Bonsmann. Er koordiniert das Projekt. „Schon in diesem Herbst sollen die ersten 50 Schülerinnen aufgenommen werden.“

Die Medikamentenhilfe durch eigene Strukturen zu verbessern, wird noch stärker in den Fokus rücken. In Dar es Salaam in Tansania unterhält action medeor seit über dreizehn Jahren ein Medikamentenlager und seit drei Jahren ein zweites Lager in Masasi im Süden Tansanias. Ein dritter Standort im Südwesten Tansanias wird geplant. Ende 2015 eröffnete action medeor eine Landesfiliale in Lilongwe in Malawi. „Dort stehen wir noch ganz am Anfang dieser Entwicklung“, sagt Pastors. „Weil das Land extrem arm ist, ist die Aufbauarbeit wesentlich schwieriger.“

Siegfried Thomaßen, Präsident von action medeor, bedankte sich für solide Arbeit des Vereins. „Als „Notapotheke der Welt“ wird action medeor in den Armutsregionen der Welt als verlässlicher und bei Katastrophenhilfe als hocheffektiver Partner geschätzt“, sagte Thomaßen. „Diese Arbeit wird allerdings nur durch unsere treuen und großzügigen Spender sowie durch die Unterstützung von staatlichen Institutionen ermöglicht. Dafür möchte ich mich bei allen Freunden von action medeor bedanken.“

 

In Kürze

Spenden:

Die Spenden betrugen 10,2 Millionen Euro. Davon waren 2,5 Millionen Euro Sachspenden. 10,57 Prozent der Einnahmen gingen in die Verwaltung, 13,19 Prozent wurden für Werbung und Bildung ausgeben, d.h. von jedem gespendeten Euro bleiben 76,24 Cent für die Projekte.

Drittmittel:

Die institutionelle Förderung der Hilfsprojekte von action medeor betrug 2,6 Millionen Euro. Drittmittelgeber waren vor allem das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und das Auswärtige Amt.

Jahresbilanz:

Insgesamt verschickte action medeor über 11.391 Pakete mit einem Gesamtgewicht von 260 Tonnen in 93 Länder. Die Medikamentenhilfe hatte einen Umfang von 7,5 Millionen Euro. Von den Projekten im Bereich der Not- und Wiederaufbauhilfe profitierten 377.400 Menschen. Der Zugang zu einer Basisgesundheitsversorgung wurde rund 1.800.000 Menschen ermöglicht.

Die action medeor International Healthcare mit ihren Standorten in Dar es Salaam und in Masasi versorgte im vergangenen Jahr 700 Gesundheitseinrichtungen, in Malawi 70.

Für das Hilfswerk arbeiten 77 hauptamtliche und 40 ehrenamtliche Mitarbeiter.

 

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