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Praktische Aus- und Weiterbildung von Hebammen

Sierra Leone hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten der Welt. Das Gesundheitssystem ist durch einen Mangel an qualifiziertem Gesundheitspersonal stark beeinträchtigt: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gab es zum Zeitpunkt der Projektplanung im Jahr 2018 circa 650 Hebammen im Land, benötigt würden aber 3.000.

Die praktische Aus- und Weiterbildung von Hebammen zeigt Schwachstellen auf, darunter beispielsweise fehlende PraxisanleiterInnen, fehlende Bewertungsgrundlagen für die praktische Ausbildung, zu wenig Weiterbildungsangebote für praktizierende Hebammen und inadäquate Arbeits- und Lebensbedingungen für Hebammen in ländlichen Gegenden.

Ein weiteres Problem neben dem generellen Mangel an Hebammen besteht darin, dass Gesundheitspersonal aus den ländlichen Regionen abwandert. Ca. 65% der Hebammen in Sierra Leone arbeiten in urbanen Zentren, obwohl mehr als zwei Drittel aller Schwangerschaften im ländlichen Raum stattfinden. Gründe für die Abwanderung liegen vor allem in der Isolation und schlechten Arbeitsbedingungen in Gesundheitsstationen mit mangelnder Ausstattung sowie unzureichenden Unterkunftsmöglichkeiten für das Gesundheitspersonal.

Um staatliche Strategien zu unterstützen und dem Mangel an Hebammen entgegenzuwirken, hat action medeor bereits 2017 gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Caritas Bo eine Hebammenschule in Bo gegründet. Dort graduieren jährlich 50 staatlich zertifizierte Hebammen nach einer 2-jährigen Ausbildung aus Theorie und Praxis. Im Rahmen dieses Projektes wurde der Bedarf an weiterer praktischer Ausbildung sowie Weiterbildung und Vernetzung von Hebammen in Sierra Leone identifiziert.

Das Projekt: praktische Hebammenausbildung fördern

Das gemeinsame Projekt von action medeor und der Partnerorganisation Caritas Bo zielt darauf ab, die praktische Hebammenausbildung zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unter anderem das Kurrikulum der Hebammenausbildung gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und relevanten Organisationen und Vertretern anderer Hebammenschulen im Land überarbeitet. Zudem werden Hebammen aus ländlichen Gesundheitseinrichtungen zu zertifizierten Praxisanleiter*innen weitergebildet.

Neben der Verbesserung der Ausbildung werden im Rahmen des Projektes zwei bestehende Gemeindegesundheitszentren zu Zentren für klinische Hebammenausbildung und qualitativ hochwertige (Notfall-)Geburtshilfe entwickelt. Hierzu werden notwendige Sanierungsarbeiten durchgeführt, insbesondere im Bereich der Entbindungsstation. In diesen zwei Zentren für klinische Hebammenausbildung werden regelmäßige Übungseinheiten durchgeführt, um den Transfer von Wissen und Fähigkeiten zu stärken, vor allem im Umgang mit Komplikationen. 

Die Partnerorganisation: Caritas Bo
Caritas Bo ist Mitglied von Caritas International und für die Entwicklungs- und Wohltätigkeitsarbeit der Diözese Bo zuständig. Durch ihre Arbeit in Sierra Leone unterstützt die Caritas Bo die Regierung bei der Bereitstellung von medizinischer Grundversorgung und trägt durch die qualitativ hochwertige Hebammenausbildung zur Senkung der Mütter- und Neugeborenensterblichkeit bei. Durch regelmäßige Schulungen wird der Partner in der Umsetzung des Projektes gestärkt. Gemeinsam haben action medeor und Caritas Bo im Jahr 2017 eine Hebammenschule in Bo gegründet – die erst dritte Schule des Landes.

Durchführung von kontinuierlicher beruflicher Weiterbildung an der Hebammenschule Bo

Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium von Sierra Leone wird ein Weiterbildungsplan für praktizierende Hebammen entwickelt. Für insgesamt 150 Hebammen – hiervon 60 Praxisanleiter*innen – sollen drei Weiterbildungen angeboten werden, in denen sie ihre fachlichen und personalen Kompetenzen ausbauen können. Die Weiterbildungen werden an der Hebammenschule in Bo und im Ausbildungszentrum Gerihun stattfinden, wodurch die Hebammenschule zusätzlich als Weiterbildungszentrum etabliert wird.

Projektbeschreibung

  • Projektziel: Verbesserung der Mütter- und Kindergesundheit durch Stärkung der praktischen Hebammenausbildung und -weiterbildung in unterversorgten Gebieten der Südprovinz Sierra Leones
  • Projektfokus: Mutter-Kind-Gesundheit, Ausbildung
  • Zielgruppe: Direkte Zielgruppe: 350 Hebammenschüler:innen und 60 praktizierende Hebammen. Durch den Kompetenzausbau bei der Zielgruppe und unterstützende infrastrukturelle Maßnahmen profitieren insgesamt ca. 286.000 Frauen und deren Kinder von verbesserten geburtshilflichen Angeboten.
  • Projektgebiet: Bo, Sierra Leone, Südprovinz
  • Laufzeit: Oktober 2020 – September 2023
  • Finanzvolumen: 659.717 Euro
  • Projektpartner: Caritas Bo
  • Förderung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Projektnummer: 6000212
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