action medeor Vorstand Sid Peruvemba (links) diskutiert lebhaft mit Malawi-Landesdirektor Rajab Lawe.
action medeor Vorstand Sid Peruvemba (links) im Gespräch mit Malawi-Landesdirektor Rajab Lawe. Foto: action medeor/Boris Breuer

Wo steht action medeor heute, Herr Peruvemba?

Wir fragen Vorstandssprecher Sid Peruvemba (links im Bild), was action medeor heute ausmacht und wie die aktuelle Weltlage unsere Arbeit beeinflusst.

Herr Peruvemba, 60 Jahre sind eine lange Zeit. Was hat das action medeor von heute noch mit dem von 1964 gemeinsam?

Die Vision. Menschen in Not nicht ihrem Schicksal zu überlassen, sondern überall auf der Welt für eine angemessene Gesundheitsversorgung zu kämpfen, treibt uns bis heute an.

Inwieweit haben sich die Anforderungen an die Arbeit des Hilfswerks denn in dieser Zeit gewandelt?

Es gab einige erfreuliche Entwicklungen, so hat sich der Zugang zu Medikamenten global betrachtet verbessert. Jedoch längst nicht überall, deswegen ist die Medikamentenhilfe nach wie vor eine wichtige Säule unserer Arbeit. Inzwischen wird aber viel mehr Wert darauf gelegt, zusätzlich selbsttragende Gesundheitsstrukturen in den jeweiligen Ländern zu fördern, damit sich auch langfristig etwas verbessert.

Der Verein ist seit seiner Gründung am Niederrhein beheimatet, in einem ländlichen Stadtteil von Tönisvorst. Ist das für ein global agierendes Gesundheitshilfswerk Vorteil oder Nachteil?

Das ist ein Vorteil, weil wir einen großen gesellschaftlichen Rückhalt in der Region haben. Das ist in dieser Form schon etwas ganz besonderes. Viele unserer Mitarbeitenden sind fest in der Region verwurzelt. Bewerberinnen und Bewerber von außerhalb müssen unseren Ort zwar erstmal googeln, aber auch die können wir häufig überzeugen, beispielsweise dank flexibler Arbeitszeitmodelle.

Viele positive Entwicklungen in der globalen Gesundheitsversorgung werden durch zunehmende Klimakatastrophen und bewaffnete Konflikte bedroht. Wie blicken Sie auf diese Entwicklung?

Natürlich mit Sorge. In vielen unserer Projektländer wie Somalia oder der Demokratischen Republik Kongo sind klimabedingte Extremwetterereignisse jetzt schon Alltag. Bewährte landwirtschaftliche Anbaumethoden funktionieren nicht mehr, vermeintlich sichere Standorte sind plötzlich von Überschwemmungen betroffen. Darauf müssen wir uns einstellen – und das tun wir auch.

action medeor Mitarbeiter Emmanuel Limi zeigt zufrieden die Ernte aus einem Ernährungsprojekt in der DR Kongo.
Vorbeugung ist die beste Medizin: In der DR Kongo helfen wir kleinbäuerlichen Familien, ihre Anbaumethoden an den Klimawandel anzupassen und so Krankheiten durch Mangelernährung zu verhindern. Foto: action medeor/AFPDE

Was kann action medeor angesichts dieser massiven Probleme überhaupt bewirken?

Wir können weder Krieg noch Umweltkatastrophen verhindern. Aber wir können – und müssen – für die Menschen da sein, die unverschuldet unter ihnen leiden. Dabei hilft uns enorm, dass wir über ein großes Netzwerk an lokal verwurzelten Partnerorganisationen verfügen, die genau wissen, wo der Schuh am meisten drückt. So helfen wir nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern extrem zielgerichtet.

Was glauben Sie, wie sieht action medeor in 60 Jahren aus?

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann, dass es action medeor in 60 Jahren nicht mehr braucht. Weil wir es bis dahin auf globaler Ebene geschafft haben, das Menschenrecht auf Gesundheit für alle umzusetzen. Solange das nicht der Fall ist, tun wir weiter unser Bestes, um diese Lücke zu füllen und für Menschen in Not da zu sein.

Herr Peruvemba, vielen Dank für das Gespräch!

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