Eine Frau steht in einem Feld, in der Hand hält sie einen Korb mit geerntetem Gemüse. Neben ihr steht ein Mitarbeiter der Partnerorganisation WARDI.
In Schulungen erlernen Kleinbäuerinnen beispielsweise an den Klimawandel angepasste Anbaumethoden. © action medeor / WARDI

Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen von Familien stärken

Die komplexe Krise Somalias, ausgelöst durch den seit Jahrzehnten andauernden Konflikt und wiederkehrende Extremwetterereignisse bei einer gleichzeitig sehr instabilen politischen Situation, hat fatale Auswirkungen auf die Lebenssituation der somalischen Bevölkerung.

Die Folgen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs sowie die Heuschreckenplage in Somalia haben diese Situation weiter verschärft. Die Projektregion ist mit ihrer Lage am Fluss stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, darunter Starkregen und Überschwemmungen, die sich mit Trockenzeiten und Dürren abwechseln. Im Mai 2021 kam es in Middle Shabelle zu einer Überschwemmung, bei der mehr als 11.000 Haushalte aus 27 Dörfern temporär vertrieben wurden. Betroffen war vor allem der Distrikt Jowhar, mit 72 % der betroffenen Haushalte. In dieser Region wird das aktuelle Projekt umgesetzt. 

In der Planungsphase des Projektes wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, um die Projektmaßnahmen optimal an die aktuellen Bedarfe und Situation der Bevölkerung anzupassen. Diese Studie ergab, dass Kleinbäuer:innen in den Projektgemeinden oftmals nicht über ausreichend und qualitativ hochwertige Produktionsmittel wie Saatgut und Düngemittel verfügen. Es fehlt zudem an Wissen über effektiven Anbaumethoden und der richtigen Lagerung von Ernteerzeugnissen. Auch fehlendes Wissen über die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten sowie Viehhaltung und -gesundheit erschweren den landwirtschaftlichen Erfolg der Kleinbäuer:innen.

Auch in Bezug auf Gesundheitsversorgung, Ernährung und Hygienesituation ergab die Studie Handlungsbedarf: Der Mangel an sauberem Trinkwasser sowie fehlendes Wissen über gesunde Hygienepraktiken führen verstärkt zu Durchfallerkrankungen und immer wiederkehrenden Ausbrüchen von Cholera in der Region. Durchfall ist eine der Hauptursachen für Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren, insbesondere, wenn die Kinder gleichzeitg von Mangelernährung betroffen sind.

Ein weiteres Problem ist die Nahrungsmittelversorgung: Sowohl eine quantitative Unterversorgung mit Nahrung stellt in Somalia ein Problem dar, als auch die geringe Vielfalt bzw. Qualität der Ernährung. Oftmals bauen Kleinbäuer:innen nur wenige Sorten an und können sich durch ein zu geringes Einkommen nur begrenzt den Zukauf von nährstoffreichen Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse leisten. Vor allem bei Kindern unter fünf Jahren kann es durch den Mangel an kritischen Mikronährstoffen (z.B. Vitamin A oder Eisen) zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen und Beeinträchtigungen in der Entwicklung kommen.

Hinzu kommt, dass insbesondere Frauen und Mädchen in der Projektregion zahlreichen Risiken ausgesetzt sind: Dies sind unter anderem fehlendes Einkommen, fehlender Zugang zu Informationen, Kinderarbeit und geschlechtsspezifische Gewalt. Mädchen sind insbesondere von mangelndem Zugang zu Bildung, weiblicher Genitalverstümmelung/Beschneidung (FGM/C) sowie Früh- und Zwangsehen betroffen. 

Die lokale Partnerorganisation WARDI Relief and Development Initiatives wurde im Jahr 1993 als gemeinnützige Organisation in Somalia gegründet. Die Vision von WARDI ist es, dass alle Menschen in Würde, Freiheit und Wohlstand leben können. action medeor und WARDI arbeiten bereits seit dem Jahr 2011 zusammen: Gemeinsam wurden bereits vielfältige Projektmaßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährungssicherung und Wasser und Hygiene umgesetzt und in akuten Notsituationen wie Dürren und Überschwemmungen Nothilfe geleistet.

Diesen vielfältigen aber miteinander verbundenen Themen nimmt sich das aktuelle Projekt an, das action medeor gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation WARDI umsetzt. Die Projektmaßnahmen reichen von Schulungen für Kleinbäuer:innen über Verteilungen von Nutztieren und tierärztlicher Betreuung bis zur Verbesserung der Hygienesituation und Trinkwasserversorgung und der Durchführung von Aufklärungsmaßnahmen zur Prävention von Gewalt gegen Frauen. Durch diesen umfangreichen Projektansatz kann erreicht werden, dass eine nachhaltige Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen erreichet wird, die über die Laufzeit des Projektes bestehen bleibt.

 

Projektbeschreibung

  • Projektziel: Verbesserung der Ernährungssicherheit und Stärkung der Resilienz von Familien in Middle Shabelle, Somalia
  • Projektfokus: Ernährungssicherung, Wasser & Hygiene, Mutter-Kind-Gesundheit
  • Zielgruppe: Direkt: ca. 1.200 Haushalte (= 8.400 Personen) aus 8 Dorfgemeinden; Indirekt: 2.490 Haushalte (= 17.430 Personen)
  • Projektgebiet: Somalia, Provinz Middle Shabelle, Distrikt Jowhar
  • Aktivitäten:
    • Verbesserung der Gemeindestruktur und Partizipation durch die Gründung und Schulung verschiedener Dorfkomitees und Rehabilitierung von Straßen
    • Gesteigerte Nahrungsmittelproduktion durch Trainings und Bereitstellung landwirtschaftlicher Inputs (Saatgut, Geräte), Gemüsegärten für Frauen, Verbesserung der (Bewässerungs-)Infrastruktur und Lebensmittellagerung
    • Gesteigertes Einkommen durch die Bereitstellung von Nutztieren (Esel, Ziegen, Hühner) an Frauen, veterinärmedizinischen Angeboten und Verbesserung des Marktzugangs
    • Verbesserung der Ernährungs- und Gesundheitspraktiken v.a. für Kinder durch die Gründung und Schulung von Müttergruppen, Kochkurse und Sensibilisierung von Vätern
    • Verbesserung der Hygienepraktiken durch Schulungen zu Hygiene und Wasseraufbereitung (evtl. Brunnenbau)
    • Sensibilisierung aller Beteiligten zum Thema Schutz von Frauen und Mädchen, vor allem hinsichtlich geschlechtsspezifischer Gewalt sowie Inklusion von Menschen mit Behinderungen, Gemeindedialoge
  • Laufzeit: Januar 2024 – Februar 2028
  • Finanzvolumen: 1.666.667 Euro
  • Projektpartner: Wardi Relief and Development Initiatives (WARDI)
  • Förderung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Projektnummer: 6000235

Ihre Ansprechpartnerin

Alessandra Behler
Referentin Somalia

Tel.: 02156 9788-114

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