© action medeor / B. Breuer

Prävention von weiblicher Genitalverstümmelung und -beschneidung

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen. Darüber hinaus sind jährlich schätzungsweise drei Millionen Mädchen dem Risiko ausgesetzt, beschnitten zu werden.

Die weibliche Genitalverstümmelung /-beschneidung (FGM/C) umfasst alle Verfahren, bei denen die weiblichen äußeren Genitalien entfernt oder verletzt werden. Das traumatische Erlebnis ist oftmals mit unmittelbaren Komplikationen wie starken Schmerzen, Schock und Verletzungen des angrenzenden Gewebes verbunden. Weitere mögliche Langzeitfolgen sind Sepsis, Unfruchtbarkeit, Geburtsbehinderung und sogar Tod. Es greift neben der körperlichen auch in die seelische Unversehrtheit der Frauen und Mädchen und ihre Selbstbestimmtheit ein und ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung. 

Die Arbeit von action medeor in Sierra Leone

action medeor arbeitet seit der Ebola Epidemie 2014-2016 in Sierra Leone vor allem zum Thema Mutter-Kind-Gesundheit. Aus den Erfahrungen der bisherigen Projekte wurde die Notwendigkeit deutlich, das Thema weibliche Genitalverstümmelung in die Projektarbeit aufzunehmen. Mit 88% gehört die Prävalenz weiblicher Genitalverstümmelung in Sierra Leone zu den höchsten weltweit und ist tief in kulturellen und traditionellen Normen verankert. In Sierra Leone gibt es kein Gesetz, das FGM/C ausdrücklich verbietet und Politiker sind oft nicht bereit, sich öffentlich dagegen zu positionieren. In der Bevölkerung wird die Mobilisierung gegen FGM/C allerdings allmählich greifbarer und es gibt ein gestiegenes Bewusstsein über die menschenrechtsverletzenden Aspekte.

Die Partnerorganisaton: „Women Against Violence and Exploiation in Society“
Seit Februar 2020 besteht eine Kooperation zwischen action medeor und der lokalen Partnerorganisation „Women Against Violence and Exploiation in Society“, kurz „WAVES“. Die gemeinsame Projektarbeit von action medeor und WAVES baut auf die erfolgreiche Präventions- und Aufklärungsarbeit von WAVES auf, die die Organisation bereits in verschiedenen Gemeinden umgesetzt hatte.

In ersten gemeinsamen Projekt 2020/2021 und 2021/2022 lernten junge Mädchen und Frauen bereits in Menschenrechtsclubs und durch Fortbildungen ihre Rechte kennen und erfuhren, wie sie sich gegen geschlechterspezifische Gewalt und FGM/C einsetzen können. Ziel dieser Arbeit war es von Beginn an, die gesamten Gemeinden generationsübergreifend in die Kampagnen gegen weibliche Genitalverstümmelung mit einzubinden.

Das Projekt: Bewusstsein schaffen und gemeinsam gegen FGM/C angehen

Der Schwerpunkt des aktuellen gemeinsamen Projektes von action medeor und WAVES liegt darauf, in der Gesellschaft und insbesondere bei Entscheidungsträgern das Wissen und das Bewusstsein für Menschenrechte und insbesondere die Rechte von Mädchen und Frauen zu stärken und einem Ende der gefährlichen Praxis der weiblichen Genitalbeschneidung entgegenzuwirken.

Aufbauend auf den bereits umgesetzen Vorgängerprojekten werden die Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung und zum Schutz der Mädchen und jungen Frauen weitergeführt. Die Aufklärungsarbeit fokussiert sich zum einen auf Schulen, um dort sowohl Jugendliche, als auch Lehrpersonal und Eltern über Menschenrechte und das Recht auf Bildung aufzuklären und außerdem Mädchen in als Safe Spaces bezeichneten Gruppen die Möglichkeit zum Austausch über ansonsten in ihrer Gesellschaft tabuisierte Themen zu geben. 

Projektbeschreibung

  • Projektziel: Prävention von weiblicher Genitalverstümmelung/Genitalbeschneidung (Female Genital Mutilation/Cutting – FGM/C) in Bo, Sierra Leone
  • Projektfokus: Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Rechte, Bildung
  • Zielgruppe: Direkt: 1.154 Mädchen, Frauen, Jungen, Männer und Schlüsselpersonen in den Gemeinden engagieren sich in der Präventionsarbeit Indirekt: Ca. 378.090 Menschen in den Gemeinden werden über die Rechte von Mädchen und die negativen Folgen von FGM/C aufgeklärt
  • Projektgebiet: Niawa Lenga und Bagbwe Chiefdom, Bo Distrikt, Sierra Leone
  • Aktivitäten:

    Gesteigertes Wissen über Mutter-Kind-Gesundheit und Frauenrechte in den fünf Projektgemeinden 

    • Zweitägige, interaktive Menschenrechtsschulungen für Gemeindemitglieder
    • Aufklärungsarbeit für Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte über die Rechte von Frauen und Mädchen sowie das Recht auf Bildung
    • Menschenrechtstrainings für junge Mädchen und Frauen sowie Lehrer:innen
    • Etablierung von Safe Spaces (geschützte Gruppen), zur Unterstützung von Mädchen, in denen FGM/C und Frauenrechte thematisiert werden und bei Bedarf Hygieneartikel ausgegeben werden.

    Besserer Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt in den Gemeinden

    • Aktionstage z.B. zum internationalen Mädchentag 
    • Organisierter, öffentlicher Austausch mit Gemeindemitgliedern und Entscheidungsträgern über Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte 
    • Schulungen mit Vertreter: innen des Gesundheits- und Bildungsministeriums 
    • Generationsübergreifende Dialoge zu weiblicher Genitalverstümmelung und Sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten (SRGR) von Frauen und Mädchen.

    Unterstützung der nationalen Partner im Vorhaben, die Regierung Sierra Leones zur Kriminalisierung von FGM/C zu bewegen

    • Schulung von Vertreter:innen der FAHP-Mitglieder (Lobbynetzwerk gegen FGM/C) in Advocacy-Arbeit 
    • Veranstaltungen am Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung 
    • Informationsveranstaltung für Parlamentsmitglieder, Einbindung von politischen Entscheidungsträgern

    Stärkung der lokalen Partnerorganisation 

    • Schulung und Beratung im Bereich Finanz- und Beschaffungsmanagement
    • Organisationsstärkende Fortbildungen 
  • Laufzeit: Dezember 2022 – November 2026
  • Finanzvolumen: 273.334 Euro
  • Projektpartner: Women against violence and exploitation in society (WAVES)
  • Förderung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
  • Projektnummer: 6000230
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