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Verbesserung der Frauen- und Kindergesundheit in Haiti

© action medeor / R. Castera

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Zudem wird Haiti regelmäßig von teils sehr gravierenden Naturkatastrophen wie Hurrikanen oder Erdbeben getroffen – zuletzt Hurrikan Matthew, der 2016 massive Zerstörungen hinterließ, und das Erdbeben im Sommer 2021.

Neben dem Risiko durch Naturkatastrophen wird das tägliche Leben der Bevölkerung durch die instabile politische Situation und die große soziale Ungleichheit weiter erschwert. Daraus folgt, dass der Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung ist besonders in den ländlichen Gebieten häufig nicht oder nicht ausreichend gewährleistet ist. Vor allem Frauen und Mädchen sind aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung besonders benachteiligt.

Geburten ohne geschultes medizinisches Personal

Unter den Ländern der westlichen Hemisphäre hat Haiti mit 67 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten eine extrem hohe Rate an Kindersterblichkeit. Die Müttersterblichkeit ist mit 359 Fällen pro 100.000 Geburten ebenfalls sehr hoch. In der Projektregion Lamardelle, im Departement Ouest, gehört es zur kulturellen Praxis, zu Hause mit Hilfe von traditionellen Geburtshelfer*innen zu entbinden. So finden über 60% der Geburten ohne medizinisch geschultes Personal außerhalb eines Gesundheitszentrums statt, was erhebliche Gesundheitsrisiken für Mütter und Kinder bedeuten kann.

Zudem dominieren traditionelle patriarchale Familienstrukturen und eine hohe Kinderzahl ist kulturell von Bedeutung. Aus diesem Grund werden Methoden der Familienplanung in der Regel nicht oder nur wenig verwendet. Die Bevölkerung der Projektregion verfügt nur über geringe Kenntnisse und Informationen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit im Allgemeinen, zu Rechten insbesondere von Frauen und Kindern, zu Methoden der Familienplanung sowie zu genderbasierter Gewalt und Frauengesundheit.

Fondation Enfant Jésus

In diesem Kontext arbeitet die haitianische Nichtregierungsorganisation Fondation Enfant Jésus (FEJ) in enger Zusammenarbeit mit action medeor. Seit der Gründung der gemeinnützigen und unpolitischen Organisation im Jahr 2003 gehört neben dem Betrieb eines Waisenhauses und einer Schule auch die Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung sowie der Aufbau von Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu den Zielen der lokalen Organisation. FEJ arbeitet bereits seit mehr als 16 Jahren in der Projektregion Lamardelle, im Department Ouest Haitis, und ist bei der lokalen Bevölkerung bekannt und geschätzt.

Verbesserte medizinische Versorgung

Das Projekt richtet sich direkt an circa 6.500 Personen (4.000 Frauen und rund 2.500 Männer) in 15 Wohnsiedlungen der Gemeinde Lamardelle und den umliegenden Ortschaften. Sie werden an verschiedenen Aufklärungsaktivitäten an Schulen oder innerhalb von Mütter- oder Männerclubs teilnehmen.

Neben diesen Aufklärungsveranstaltungen für die Bevölkerung erhalten rund 30 traditionelle Geburtshelfer*innen professionelle Weiterbildungen in Geburtshilfe. Hinzu kommen ein verbessertes medizinisches Angebot und Vorsorgeuntersuchungen im Bereich der Frauen- und Mutter-Kind-Gesundheit sowie Geburtshilfe und Familienplanung an der Klinik in Lamardelle.

Um die Kapazitäten der lokalen Partnerorganisation zu stärken, erhält das medizinische Personal der Klinik CCEJ und das administrative Teams von FEJ Fortbildungen, um dadurch seine administrativen und fachlichen Kompetenzen zu erweitern.

Aufklärung und Vorsorgeuntersuchungen

Neben dieser direkten Zielgruppe profitieren circa 20.000 Personen in Lamardelle und den umliegenden Gemeinden im Projektgebiet von dem Projekt:  Sie erhalten einen erleichterten Zugang zu Angeboten der Familienplanung und Vorsorgeuntersuchungen an der Klinik und profitieren zusätzlich von Beratungen sowie öffentlichen Aufklärungsveranstaltungen an der Klinik.

Die Angebote rund um Familienplanung und Geburtshilfe an der Klinik sind in der Regel auch für ärmere Familien im Projektgebiet bezahlbar. Patient*innen aus sehr armen Verhältnissen, die sich jedoch keine Behandlung leisten können, werden kostenlos an der Klinik behandelt.

Projektinformationen

Projektinhalt
Verbesserung der Mütter- und Kindergesundheit durch Ausweitung der professionellen Geburtshilfe und Familienplanung in Haiti
Zielgruppe
Direkt: 6.500 (4.000 Frauen, 2.500 Männer) Indirekt: 20.000 Frauen, Männer und die Familien der direkten Zielgruppe werden durch Aufklärungsmaßnahmen zu SRGR und Frauengesundheit erreicht und profitieren langfristig von einem gesicherten Zugang zu medizinischer Versorgung. Zudem erhalten rund 30 Geburtshelfer*innen eine professionelle Ausbildung.
Projektgebiet
Larmardelle, Haiti
Projektbeschreibung
• Aufklärungsveranstaltungen in Lamardelle zu frauenspezifischen Gesundheitsthemen und SRGR
• Ausbildung von Multiplikator*innen an Schulen und Aufklärung von Schüler*innen zu SRGR
• Sensibilisierung von Männern zu SRGR, Frauengesundheit und Familienplanung
• Familienplanung und Verteilung von Verhütungsmitteln sowie Kampagnen und Gratistests zu den gängigsten Frauenkrankheiten
• Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
• Weiterbildung traditioneller Geburtshelfer*innen zur Erkennung von gesundheitlichen Risiken von Schwangeren
• Kontinuierliche Bereitstellung von Angeboten der Geburtshilfe an der Klinik sowie Einrichtung einer 24 Std. Notfallhotline für den Bereich Geburtshilfe und Notfallmanagement
• Schulungen für das medizinische Personal und Kapazitätsaufbau für FEJ-Mitarbeiter*innen
Projektlaufzeit
November 2019 - April 2023
Projektvolumen
548.271 Euro
Partner
Fondation Enfant Jésus (FEJ)
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektnummer
6000209
Verantwortlich für
das Projekt
Renate Staudenmeyer