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Prävention geschlechtsbasierter Gewalt und Stärkung von Kindern und Jugendlichen in Togo

Togo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu einer sozialen Grundversorgung, insbesondere fehlt es auch an einer ausreichenden  Gesundheitsversorgung und Zugang zu Methoden der Familienplanung. Besonders die Menschen in ländlichen und ärmeren Gebieten des Landes sind hiervon betroffen. Dieser Mangel an Gesundheitsversorgung und Aufklärung trifft besonders die Jugendlichen: oft fehlt ihnen das Wissen über die Notwendigkeit regelmäßiger medizinischer Vorsorgeuntersuchungen oder es bestehen Hemmungen, die existierenden Angebote in Anspruch zu nehmen.

Fehlende Gesundheitsversorgung und Aufklärung – ein Risiko besonders für Jugendliche

Mädchen und junge Frauen sind durch ihre gesellschaftliche Stellung besonders benachteiligt: die HIV/Aids-Rate bei Frauen ist besonders hoch und die Anzahl von Schwangerschaften im Alter zwischen 15 und 18 Jahren liegt im Landesdurchschnitt bei über 27%.  Viele junge Mütter sind gezwungen, die Schule oder ihre Ausbildung abzubrechen.

Da Sexualität ein Tabuthema in der Gesellschaft ist haben die Jugendlichen der Projektregion meist nur geringe Kenntnisse und Informationen zum Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. Zudem dominieren vielerorts traditionelle patriarchale Familienstrukturen. Mehr als ein Viertel der togoischen Frauen haben in einer Partnerschaft oder im familiären Umfeld (sexuelle) Gewalt erlebt. 

Die Association Petite Soeur à Soeur

Die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Stärkung von benachteiligten Frauen und Jugendlichen ist seit 2010 der Arbeitsschwerpunkt der lokalen Nichtregierungsoganisation Association Petite Soeur à Soeur (PSAS). Der Sitz der Organisation ist in Lomé, der Wirkungskreis erstreckt sich über das gesamte Land und konzentriert sich auf die ländlichen Gebiete Togos. action medeor hat in den vergangenen neun Jahren bereits mehrere Projekte in Kooperation mit PSAS erfolgreich umgesetzt.

Aufklärung und medizinische Versorgung für Jugendliche

Das gemeinsame Projekt von action medeor und PSAS richtet sich an circa 55.000 Schüler*innen an öffentlichen Schulen zwischen 10 und 24 Jahren ausgewählter Präfekturen in den Regionen Kara, Plateaux und Lomé. Außerdem sind 27.000 Auszubildende an Ausbildungszentren des Friseur- und Schneiderhandwerks zwischen 15 und 24 Jahren direkt begünstigt.

Die Jugendlichen werden zum Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte aufgeklärt und erhalten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen in diesem Bereich. Damit wird außerdem das Ziel verfolgt, Hemmungen und Ängste vor medizinischen Untersuchungen abzubauen, so dass sich die Jugendlichen zukünftig auch eigeninitiativ an lokalen Gesundheitseinrichtungen beraten und testen lassen. Bisher verfügen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nur über geringe Kenntnisse in diesem Bereich, weshalb das Risiko einer ungewollten frühen Schwangerschaft sowie einer Infizierung mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten besonders hoch ist.

Um dieses wichtige Wissen weiter zu verbreiten und die Aufklärung der Zielgruppe auch nach Projektabschluss zu gewährleisten, werden im Projekt Multiplikator*innen an den Schulen und Ausbildungsbetrieben ausgebildet, die ihrerseits Aufklärungsveranstaltungen durchführen.

Um Jugendliche für die Wichtigkeit von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und HIV-Tests zu sensibilisieren, werden durch mobile Teams von Gesundheitsstationen regelmäßige Aufklärungs-Veranstaltungen durchgeführt. An ausgewählten Aktionstagen können sich Jugendliche an diesen mobilen Einheiten kostenlos zu Familienplanung und sexuell übertragbaren Krankheiten beraten und behandeln lassen und erhalten die Möglichkeit einen gratis HIV-Test durchführen zu lassen.

Prävention von Gewalt gegen Frauen und Mädchen

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Prävention von sexueller und geschlechterbasierter Gewalt sowie der Betreuung von Überlebenden.

Im Projektgebiet sind insbesondere Mädchen von sexueller und genderbasierter Gewalt betroffen. In ausgewählten Präfekturen werden insgesamt 40 gemeindebasierte Schutzkomitees gegründet, die bei Fällen von Gewalt als erster Ansprechpartner für die Überlebenden fungieren und sich als meinungsbildende Schlüsselakteure für Gewaltprävention in ihren Gemeinden einsetzen. Jedes Komitee besteht aus mindestens 3 Mitgliedern (Frauen und Männern) und erreicht circa 500 Personen.

Durch die Schutzkomitees wird erreicht, dass vor allem lokale politische und traditionelle Autoritäten sensibilisiert und informiert sind, sich aktiv für die Prävention von Gewalt einsetzen und die erste Anlaufstelle für Betroffene bilden. Bei Bedarf fungieren sie als Mediator*innen und informieren die Polizei und/oder andere staatliche sowie zivilgesellschaftliche Akteure, die in diesem Bereich agieren.

Projektinformationen

Projektinhalt
Prävention geschlechtsbasierter Gewalt und Stärkung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte von Kindern und Jugendlichen
Zielgruppe
Direkt: 82.000 Schüler*innen und Auszubildende (15-25 Jahre); Indirekt: 20.000 Gemeindemitglieder aus der Projektregion
Projektgebiet
Togo: Plateaux/Agou, Danyi; Kara/Kozah; Maritime/Vo, Lomé
Projektbeschreibung
• Ausbildung von Schüler*innen und Auszubildenden als Multiplikator*innen und Durchführung von Aufklärungsveranstaltungen an Schulen und Ausbildungszentren • Informationskampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu SRGR, insbesondere (sexuelle) Gewalt und frühe Schwangerschaften • Gründung und Schulung von gemeindebasierten Schutzkomitees und Reflektionsworkshops mit zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteuren in der Region • Medizinische Dienstleistungen und Vorsorgeuntersuchungen durch Outreachveranstaltungen von mobilen Einheiten und am Zentrum von PSAS • Schulung für PSAS-Mitarbeiter*innen in den Bereichen SRGR und Projektadministration
Projektlaufzeit
Oktober 2019 - September 2022
Projektvolumen
359.550 Euro
Partner
Association Petite Soeur à Soeur (PSAS)
Projektförderer
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektnummer
6000208
Verantwortlich für
das Projekt
Renate Staudenmeyer