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Wiederaufbau von Gesundheitsinfrastruktur und Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit in Somalia

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    Auf die wenigen Gesundheitseinrichtungen in der Region herrscht immer ein großer Andrang.
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    Im Gesundheitszentrum Hamar Jab Jab erhalten Schwangere die notwendige Versorgung.
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    Auch die Versorgung von Kindern ist eine wichtige Aufgabe des Zentrums...
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    ... da die Kindergesundheit in Somalia sehr schlecht ist.
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    In Zusammenarbeit mit der Organisation WARDI führt action medeor auch mobile Gesundheitskampagnen durch, die von den Menschen sehr gut angenommen werden.
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    Besonders Mütter mit kleinen Kindern sind auf diese kostenlose Versorgung angewiesen.

Somalia ist geprägt von mehr als zwanzig Jahren gewaltsamen Auseinandersetzungen und chronischen humanitären Notlagen. Der Staat ist nicht in der Lage, eine ausreichende Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Die Mütter- und Kindersterblichkeit im Land gehört zu den höchsten der Welt und nur neun Prozent aller Geburten werden von ausgebildetem Personal begleitet. Generell herrscht ein Mangel an Medikamenten, medizinischem Material und ausgebildetem Gesundheitspersonal.

Mit dem Ziel den Zugang zu Gesundheitsversorgung insbesondere für Frauen und Kinder zu verbessern hat action medeor im August 2014 gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation WARDI ein neues Gesundheitsprojekt in der Region Banadir begonnen. Im Fokus des Projektes stehen der Wiederaufbau des Hamar Jajab Gesundheitszentrums und dessen Ausbau zum Überweisungskrankenhaus für Gynäkologie und Geburtshilfe.

In diesem Zusammenhang wurde die Einrichtung um eine Geburtsstation, Blutbank sowie eine Kinderstation mit einem Stabilisierungszentrum für unterernährte Kinder erweitert und der OP und Kreißsaal renoviert. Mit diesen Maßnahmen wurde ein wichtiger Schritt zur fachgerechten gynäkologischen und pädiatrischen Behandlung von Frauen und Kindern geleistet. Seit 2015 werden monatlich durchschnittlich mehr als zwanzig Kaiserschnitte durchgeführt – eine lebensrettende Maßnahme bei Risikoschwangerschaften und auftretenden Komplikationen während der Geburt. Die Blutbank, ein adäquat ausgebauter OP und kontinuierliche Fortbildungen haben dazu geführt, dass die Mütter- und Säuglingssterblichkeit unter den Patientinnen deutlich reduziert werden konnte. Parallel wurde die Bevölkerung über Aufklärungsmaßnahmen durch geschulte Gemeindegesundheitshelfern zu Mutter-Kind-Gesundheit, Familienplanung und gesunde Ernährung sensibilisiert. Die Anzahl an Patientinnen, die zu Vor- und Nachsorgeterminen erscheinen, konnte dadurch deutlich gesteigert werden.

Unterernährung insbesondere bei Kindern ist unabhängig von Dürreperioden weit verbreitet in Somalia. Als Folge der Unterernährung, schlechter Hygienebedingungen einer niedrigen Durchimpfungsrate leiden viele Kinder immer wieder an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, Pneumonie oder Masern.

Dem dringenden Bedarf an spezieller pädiatrischer Behandlung wurde im Rahmen einer zusätzlichen Komponente zum Bau einer Kinderstation mit Stabilisierungszentrum für unterernährte Kinder entsprochen. Im April 2017 wurde die Kinderstation eröffnet und leistet seitdem einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von schwerer Unterernährung und Behandlung von Kinderkrankheiten.

Allein zwischen Januar 2016 und Juli 2017 wurden im Krankenhaus mehr als 1.600 Kinder sicher auf die Welt gebracht, davon mussten 374 Kinder per Kaiserschnitt geholt werden. Mehr als 9.000 geburtsmedizinische Vor- und Nachsorgeuntersuchungen (ca. 470 Untersuchungen pro Monat) wurden durchgeführt.  Über 9.200 Kleinkinder unter fünf Jahren wurden ambulant behandelt. Davon waren mehr als die Hälfte von akuten Durchfall- und Atemwegserkrankungen betroffen. Ähnlich hoch war die Anzahl (9.340 Kinder) an behandelten Kindern zwischen fünf und 13 Jahren in diesem Zeitraum. Auf Mangelernährung getestet wurden insgesamt 8.215 Patient*innen, davon wurden bei ca. 16% (1.300) moderate und schwere Mangelernährung festgestellt und entsprechend behandelt. Mehr als 27.000 Impfungen wurden seit Anfang des Jahres 2016 bei Kleinkindern und Frauen im gebärfähigen Alter durchgeführt.

Ein wesentliches Problem zur Stärkung und langfristigen Stabilisierung der Gesundheitsversorgung ist die schwache Regierung. Regierungsvertreter*innen aus dem Gesundheitsbereich wurden daher aktiv in die Projektmaßnahmen eingebunden und im Rahmen von Schulungen entsprechend ihrer Aufgabenbereiche fortgebildet.

Ziel der Unterstützung war die Übergabe des Gesundheitszentrums an das somalische Gesundheitsministerium, welches den langfristigen Betrieb sicherstellen sollte. Trotz deutlichen Verbesserungen auf Seiten der Regierung reichen die geringen Staatseinnahmen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht für die Übernahme wichtiger Basisstrukturen aus. Ein Großteil der sozialen Infrastruktur wird weiterhin über internationale Organisationen getragen.

Phase II - Bereitstellung und Stabilisierung von lebensrettender und lebenserhaltender Basis- und Mutter-Kind-Gesundheitsversorgung

Die langanhaltende Dürreperiode von Ende 2016 bis Mitte 2017 hat zu einem extremen Anstieg an Fluchtbewegungen vom Land in die Städte geführt. In der Hauptstadt Mogadischu leben mehr als 200.000 Menschen in notdürftigen Camps mit schlechten Sanitär- und Hygienebedingungen. Die Dürre führte zu einem hohen Anstieg der Nahrungsmittelpreise und Trinkwasser im gesamten Land, die die Situation der Menschen weiter verschlimmert hat. Diese Situation hat zu einem extremen Anstieg an Fällen schwerer Mangelernährung, Cholera- und Durchfallerkrankungen geführt.

Dem Hamar Jajab Zentrum kommt seither  eine noch höhere Bedeutung zu. Der Ansturm auf die wenigen funktionsfähigen Gesundheitsstationen ist immens. action medeor und die Partnerorganisation WARDI engagieren sich daher weiter für die Aufrechterhaltung aller Gesundheitsdienstleistungen im Hamar Jajab Krankenhaus. Dazu gehören insbesondere:

  • Betrieb des Krankenhauses zur Gewährleistung kostenfreier Behandlungen von Patient*innen
  • Kontinuierliche Weiterbildungen für das Krankenhauspersonal
  • Beschaffung von medizinischen Verbrauchsmaterialien und Equipment
  • Durchführung von ernährungstherapeutischen Maßnahmen für schwer unterernährte Kinder

Durch die Weiterführung des Krankenhauses ist es möglich, einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der humanitären Situation und der langfristigen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu leisten. Mit den kontinuierlichen Schulungsmaßnahmen wird dem Mangel an ausgebildetem Personal entgegengewirkt und die medizinische Expertise im Land nachhaltig erhöht. In der aktuellen Ernährungskrise leistet das Gesundheitspersonal einen äußerst hohen Beitrag zur lebensrettenden und lebenserhaltenden Gesundheitsversorgung der lokalen Bevölkerung und die Binnenflüchtlinge.

Zu diesem Projekt ist Durchführung einer Endevaluierung vorgesehen. Bei Interesse an den Ergebnissen steht die Ansprechpartnerin gerne zur Verfügung.

Projektinformationen

Projektinhalt
Phase I: Wiederaufbau von Gesundheitsinfrastruktur und Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit in Mogadischu, Somalia; Phase II: Bereitstellung und Stabilisierung von lebensrettender und lebenserhaltender Basis- und Mutter-Kind-Gesundheitsversorgung in Mogadischu, Somalia
Zielgruppe
91.800 Menschen, 15.300 Haushalte (15.300 Schwangere und stillende Mütter; 42.500 Frauen im gebärfähigen Alter und 34.000 Kinder unter fünf Jahren)
Projektgebiet
Somalia, Region Banadir, Distrikte Hamar Jajab, Wabari, Hamar Weyne und Bondhere
Projektbeschreibung
Wiederaufbau und Ausbau des Hamar Jajab Gesundheitszentrums
Training von Gesundheitspersonal
Aufklärungsarbeit zu sexueller und reproduktiver Gesundheit für lokale Gemeinden
Training von Behördenmitarbeitern
Übergabe des Gesundheitszentrums an das somalische Gesundheitsministerium
Projektlaufzeit
Phase I: August 2014 – Juli 2017, Phase II: August 2017 - Februar 2018
Projektvolumen
916.251 €
Partner
Wardi Relief and Development Initiatives (WARDI)
Projektförderer
Phase I: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ); RTL Stiftung; Phase II: Aktion Deutschland Hilft, Hilfswerk der deutschen Lions, Ein Herz für Kinder
Projektnummer
Phase I: 6100094; Phase II: 6100133
Verantwortlich für
das Projekt
Charlotte Sielicki