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Sicherung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung in Nord-Syrien

In Syrien wird die Lage der Versorgung mit Basis- und spezialisierter Gesundheitsversorgung zusehends dramatischer – vor allem auch in Hinblick auf den weiterhin andauernden Konflikt. Des Öfteren sind Gesundheitseinrichtungen direkte Ziele von Angriffen oder werden so beschädigt, dass sie ihre Arbeit einstellen müssen.

Ende des Jahres 2017 war weniger als die Hälfte der syrischen Gesundheitseinrichtungen noch voll funktionstüchtig. Neben der akuten Notfallversorgung fehlt es insbesondere an spezialisierten Angeboten für die Behandlung, unter anderem auch für die Versorgung von chronisch Kranken. Durch den Rückzug des Staates ist die Bevölkerung auf die Versorgung in Gesundheitszentren und nichtstaatlichen Krankenhäusern angewiesen. Die Preise für Behandlungen in den wenigen noch funktionierenden Privatkliniken haben horrende Summe angenommen und sind für den größten Teil der Bevölkerung unbezahlbar. Eine ausreichende medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten ist auf dieser Basis nur noch schwer möglich.

Im Einzugsgebiet der medizinischen Einrichtungen in der Stadt Idlib im Norden Syriens leben derzeit circa 1,9 Millionen Menschen. Bei etwa 800.000 Menschen handelt es sich um Binnenvertriebene – also Personen, die innerhalb Syriens geflohen sind. Die Situation dieser ist oftmals besonders prekär, da sie in notdürftigen Camps und temporären Unterkünften leben.

Die ohnehin geschwächte Gesundheitsinfrastruktur gerät in Anbetracht dieser hohen Anzahl an auf sie angewiesene Personen, der fehlenden technischen Ausstattung, dem Mangel an Fachpersonal sowie an Medikamenten und weiterem notwendigen medizinischen Material an die absoluten Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten.

Der langjährige syrische Projektpartner von action medeor „Orient for Human Relief“ setzt sich bereits seit Anfang des Konfliktes in Syrien für die Bereitstellung von Gesundheitsversorgung für die betroffene Bevölkerung ein. Das Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, die Gesundheitsinfrastruktur vor Ort weiterzuführen und die vorhandenen Ressourcen und Kapazitäten unter den gegebene Umständen bestmöglich nutzbar zu machen, um einen sicheren und kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung für die Bevölkerung zu ermöglichen. Konkret wird in diesem Projekt ein Netzwerk aus drei Gesundheitseinrichtungen – unterschiedlicher Ausstattung und Spezialisierung - unterstützt.

Der „Orient Medical Complex“ in Idlib Stadt ist innerhalb des Netzwerkes die Einrichtung mit dem größten Angebot an spezialisierten Gesundheitsdienstleistungen und verfügt beispielsweise über Fachpersonal für den Bereich Innere Medizin, Gynäkologie und Pädiatrie. Zudem ist die Klinik mit technischen Equipment wie Röntgen- und Ultraschallgerät ausgestattet und kann somit Behandlungen über die Basisversorgung hinausgehend durchführen. Der Fokus der Al - Kendi Klinik liegt auf der Mutter-Kind Gesundheitsversorgung. Neben einer Geburtsstation ist die Klinik mit einem OP für Kaiserschnitte und einer Säuglingsstation ausgestattet.

Zusätzlich zu den beiden Einrichtungen in Idlib Stadt wird im Distrikt Harim eine kleinere Basisgesundheitsstation unterstützt. Diese von einem Allgemeinmediziner und einer Hebamme ambulant betriebene Station kann im Fall von komplizierten Krankheitsfällen sowie Risikoschwangerschaften Überweisungen in die entsprechende Einrichtung im etwa 15 km entfernten Idlib vornehmen.

action medeor unterstützt das Projekt durch die Übernahme der laufenden Kosten zur Weiterführung der drei Gesundheitseinrichtungen (Personal-, Transport- und Mietkosten). Zusätzlich werden technische Ausrüstung, Medikamente als auch weitere medizinischer Verbrauchsmaterialien beschafft. Eine weitere wichtige Aktivität innerhalb des Projektes ist die Stärkung des Managements zwischen den drei Einrichtungen. Ein gutes Management ist notwendig, um die begrenzten Kapazitäten möglichst effektiv und effizient nutzen zu können.

Die Patienten müssen je nach Kapazität und vorhandenen Ressourcen auf die Einrichtungen verteilt und bei komplizierten Notfällen Überweisungen in die Einrichtung mit der entsprechenden Spezialisierung koordiniert werden. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Basis- und Spezialeinrichtungen kann dem Mangel an medizinischer Versorgung entgegen gewirkt werden und eine unter diesen Umständen bestmögliche Behandlung für die Patienten erbracht werden.

Aktuelle Behandlungszahlen der einzelnen Gesundheitseinrichtungen verdeutlichen die Arbeit, die geleistet wird. So konnten beispielsweise im Februar 2018 5.025 Personen im Orient Medical Complex behandelt werden. In der Al- Kendi Klinik wurden im selben Zeitraum etwas über 2.100 Patienten versorgt und unter anderem 104 Kaiserschnitte durchgeführt. Durch die ambulante Einrichtung im Harim District bekamen im Februar etwa 2.000 Personen Zugang zu medizinischer Grundversorgung – darunter waren fast 900 Binnenvertriebene.

Projektinformationen

Projektinhalt
Sicherung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung in Nord-Syrien
Zielgruppe
Direkte Zielgruppe sind die PatientInnen der Gesundheitseinrichtungen (bis Ende Mai 2018 etwa 26.000); indirekte Zielgruppe sind die Bewohner der Stadt Idlib und des Distrikts Harim und die dort lebenden Binnenflüchtlinge
Projektgebiet
Idlib, Syrien
Projektbeschreibung
Management des Netzwerks verschiedener Gesundheitseinrichtungen
Versorgung der Bevölkerung mit spezialisierten Gesundheitsdienstleistungen
Versorgung mit spezialisierter Mutter – Kind Gesundheitsversorgung
Basisgesundheitsversorgung im Distrikt Harim
Projektlaufzeit
Februar 2018 – Juli 2018
Projektvolumen
146.014,47 €
Partner
Orient for Human Relief (Orient)
Projektförderer
Aktion Deutschland Hilft (ADH)
Projektnummer
6100138
Verantwortlich für
das Projekt
Katharina Wilkin