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Spenden bewegt Kulturelle Praxis im Umbruch
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- Geschrieben von Pelumi Olusanya
- 02. September 2020
Weltweit sind mehr als 200 Millionen Frauen beschnitten. Für die Gesundheit der Frauen hat das weitreichende Folgen.
Vielen ist das Thema „Beschneidung“ vor allem durch die Beschneidung der Vorhaut bei Jungen und Männern, die meist aus religiösen Beweggründen durchgeführt wird, bekannt. Dass es weltweit mehr als 200 Millionen Fälle von Genitalbeschneidung bei Frauen gibt, ist vielen Menschen vor allem in Europa nicht bewusst. „In Sierra Leone sind 86% der Mädchen und Frauen beschnitten. Mit Religion hat das nichts zu tun. Es hat kulturelle Hintergründe.“ Das erklärt mir Hannah Yambasu bei meiner letzten Projektreise in Bo in Sierra Leone. Hannah ist die Leiterin der Organisation WAVES*, mit der action medeor eng zusammenarbeitet.
Es geht nur gemeinsam
Gemeinsam mit der Partnerorganisation WAVES setzt sich action medeor gegen dieses Ritual ein. Das bedeutet einerseits, dass die betroffenen Mädchen und Frauen selbst über den Eingriff aufgeklärt werden. Häufig wissen sie nicht, welche Gefahr die Beschneidung für ihren Körper darstellt und dass es nicht unbedingt einer Beschneidung bedarf, um den Beginn des Erwachsenenlebens einzuläuten. Voraussetzung dafür, dass sich tatsächlich etwas verändert, ist ein Umdenken in der ganzen Gemeinde. Hierfür ist es wichtig Eltern, Schulen und einflussreiche Entscheidungsträger in den Prozess einzubinden.
Nengbema: das Vorzeigedorf
Im Dorf Nengbema ist WAVES bereits seit einiger Zeit aktiv – mit ersten Erfolgen: Der Vorsteher des Dorfes hat sich öffentlich gegen Genitalbeschneidung ausgesprochen. Bei meinem Besuch in Nengbema lerne ich ein paar Frauen und Männer aus dem Dorf kennen. Es ist toll zu sehen, mit welcher Entschlossenheit sie sich für die Mädchen in ihrem Dorf und den Nachbargemeinden stark machen. Dank ihrem Einsatz konnten auch die Menschen im benachbarten Dorf Sahn für die Zusammenarbeit mit WAVES und action medeor begeistert werden.
Veränderung braucht Zeit
In Sahn ist noch viel zu tun – das merke ich bei meinem Besuch. Die Frauen und Mädchen sind zurückhaltend, unsicher, was sie erwartet, misstrauisch. Doch so war es am Anfang auch in Nengbema, versichert mir Hannah. Ein so tief verinnerlichtes kulturelles Ritual aus einer Gesellschaft zu lösen, dazu gehört mehr als nur Gespräche. Gemeinsam mit WAVES unterstützt action medeor die Gemeinden bei der Aufklärungsarbeit.
Schutz bieten & Lösungen aufzeigen
Jedes Mädchen kann für sich einen eigenen sogenannten Schutzraum bestimmen – einen Ort, an dem es sich wohl- und sicher fühlt. Zum Beispiel an ihrem Lieblingsort im Dorf kann sie sich mit einer Mentorin ihres Vertrauens offen austauschen – über ihre Erfahrungen, Ängste und Fragen. Die Mentorinnen sind extra ausgebildete Frauen, meist unter 30 – etwas älter als die Mädchen und dennoch nicht so alt wie ihre Eltern. Auch in den Schulen werden Schülerinnen und Schüler über den Eingriff, die Folgen und ihre Rechte aufgeklärt. Denn oftmals ist das Beschneidungsritual auch dafür verantwortlich, dass Mädchen die Schule vorzeitig verlassen. Nach der Beschneidung heiraten sie häufig schnell und bekommen Kinder.
Die Mädchen selbst wollen das meist nicht. Die Eltern kennen die Alternativen nicht. Für sie gehört das Beschneidungsritual einfach dazu. Sie fürchten, dass ihre Töchter sonst aus der Gesellschaft verstoßen werden, und sorgen sich um ihre Zukunft. Die Armut in Sierra Leone ist groß. Viele Frauen sind wirtschaftlich auf einen Ehemann angewiesen und haben Angst, als nicht beschnittene Frau niemanden zu finden, der sie heiraten will.
Radio: viele Menschen direkt erreichen
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, arbeiten action medeor und WAVES* an Radiokampagnen, in denen über Beschneidung diskutiert und aufgeklärt wird. Vor allem in ländlichen Gebieten erreicht man mit dem Radio viele unterschiedliche Menschen gleichzeitig. Offen über Beschneidung zu reden, ist für viele Menschen sehr ungewohnt – mit den Radiokampagnen soll dieses Tabu langsam aufgebrochen werden. So sollen nicht nur Frauen und Mädchen, sondern auch Männer, Ehemänner, Väter und Großväter überzeugt werden, dass kein gefährliches Ritual notwendig ist, damit aus einem Mädchen eine Frau wird. Die Stärke und der Optimismus der Frauen in Sierra Leone hat mich beeindruckt. Mit der Hilfe von Spenderinnen und Spendern wie Ihnen können wir sie dabei unterstützen, ein selbstbestimmtes und gesundes Leben zu führen.
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*Women Against Violence And Exploitation
Recht auf medizinische Versorgung
„Ich unterstütze action medeor, weil das Recht auf medizinische Versorgung keine Landesgrenzen kennen sollte.“
Marieluise Karastergios-Busch, Spenderin