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Pressemitteilungen Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: action medeor zieht Bilanz zur humanitären Hilfe

Jeden Morgen stehen vor der Sozialapotheke Odessa die Menschen Schlange, um an  ihre Medikamente zu kommen. Igor Fedin (Bildmitte) von der Organisation „Your City”  erklärt, wie das Ausgabeverfahren funktioniert.

Jeden Morgen stehen vor der Sozialapotheke Odessa die Menschen Schlange, um an ihre Medikamente zu kommen. Igor Fedin (Bildmitte) von der Organisation „Your City” erklärt, wie das Ausgabeverfahren funktioniert. © action medeor

Der 24. Februar 2022 war für die Welt eine Zäsur, und auch beim Gesundheitshilfswerk action medeor ticken die Uhren seit dem russischen Angriff auf die Ukraine anders: „Noch nie in der Geschichte unseres Hilfswerks haben wir so viele Hilfsgüter in so kurzer Zeit in ein Krisengebiet geschickt“, resümiert Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor.

Mehr als vier Transporte wöchentlich hat das Hilfswerk seither auf den Weg in die Ukraine gebracht, insgesamt sind in einem Jahr rund 220 Hilfstransporte mit 480 Tonnen medizinischer Hilfsgüter im Wert von 8,5 Millionen Euro zusammengekommen. „Und alleine in den nächsten zwei bis drei Wochen werden wir noch weitere 25 Tonnen im Wert von einer Million Euro in die Ukraine senden“, sagt Peruvemba.

Begonnen hatten die Hilfstransporte bei action medeor bereits zwei Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. „Am 22. Februar erhielten wir bereits den Hilferuf eines Krankenhauses in der westukrainischen Stadt Ternopil, dem die Medikamente ausgingen“, erinnert sich Sid Peruvemba. Wenige Wochen später hatte man in Ternopil bereits ein Verteilzentrum für medizinische Hilfsgüter errichtet.

Von dort und über direkte Belieferungen hat das Hilfswerk inzwischen rund 250 Krankenhäuser und Gesundheitsstationen in der gesamten Ukraine erreicht. Die humanitäre Hilfe für das kriegsgeschüttelte Land ist auch ein Jahr später keineswegs beendet, wenn sie sich inzwischen auch verändert hat. „Am Anfang stand die Ukraine gewissermaßen unter Schock“, berichtet Peruvemba, „wichtige Versorgungsketten für Medikamente waren plötzlich abgerissen, die Flüchtlingsströme im Land stellten auch gut funktionierende Strukturen etwa in den Krankenhäusern vor große Probleme.“

action medeor half seit der ersten Stunde, die Versorgung der Menschen mit Medikamenten und Medizinprodukten aus Deutschland zu sichern. „Inzwischen haben sich viele Versorgungswege jedoch wieder stabilisiert“, schildert Peruvemba, weshalb man neben den Hilfstransporten aus Deutschland viele Medikamente inzwischen auch lokal beschaffe. „Das ist manchmal sogar kürzer und schneller – und es stützt die wirtschaftlichen Strukturen vor Ort“, so Peruvemba.

Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen organisiert action medeor diese lokalen Beschaffungen – und noch viel mehr. Die Organisation „Your City“ beispielsweise betreibt mit Unterstützung durch action medeor in der südukrainischen Hafenstadt Odessa eine Sozialapotheke, die Medikamente kostenfrei an Bedürftige ausgibt. „Das Konzept ist exzellent organisiert, es erreicht 450 Menschen pro Woche und funktioniert inzwischen sogar mit zwei Filialen“, berichtet Peruvemba. Und es sei wichtig für die Menschen. „In der Ukraine sind die Kosten für Energie und Lebensmittel extrem gestiegen, gleichzeitig funktionieren die sozialen Sicherungssysteme nicht mehr wie früher. Viele Kriegsflüchtlinge, aber auch viele Rentnerinnen und Rentner können sich Medikamente daher nicht mehr leisten, die sie aber zum Überleben brauchen“, berichtet Peruvemba, „wir erbringen hier einen substanziellen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände.“

Ein weiterer Kooperationspartner von action medeor ist die Organisation „Farwater“, die ebenfalls im Raum Odessa tätig ist, allerdings nicht in der Stadt, sondern in den Dörfern und Vororten. „Hier leben viele Menschen, die aus den umkämpften Regionen Mykolaiew und Cherson fliehen mussten“, schildert Peruvemba. „Sie leben in verlassenen Häusern, oft unter extrem schlechten Bedingungen ohne Heizung und Waschgelegenheit.“ Zusammen mit seinen lokalen Partnern versorgt action medeor diese Menschen daher mit Lebensmitteln, Öfen und Hygieneartikeln.

Und wie wird es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen? „Soweit es die Sicherheitslage zulässt, werden wir unsere Hilfsprojekte auf die Regionen Mykolaiew und Cherson ausweiten“, kündigt Peruvemba an. „Und wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass die Menschen medizinisch versorgt werden. Daher planen wir die Errichtung einer temporären Erstaufnahmeklinik in den genannten Regionen.“ Die ersten Überlegungen zu geeigneten Standorten für eine solche Einrichtung sind bereits in vollem Gange. „Insgesamt“, so Peruvemba, „werden wir in der Ukraine allerdings noch Monate, wenn nicht Jahre mit dem Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur beschäftigt sein.“

Wer die Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. Wer online unter www.medeor.de/spenden spendet, kann dort auch seine Adresse für eine Spendenquittung hinterlassen. Klassisch geht es über IBAN DE78320500000000009993 bei der Sparkasse Krefeld, Spendenstichwort: „Nothilfe Ukraine und weltweit“.

Auch das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“, in dem action medeor Mitglied ist, ruft aktuell zu Spenden auf. Spendenkonto DE62 3702 0500 0000 1020 30, Stichwort „Nothilfe Ukraine“.