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Pressemitteilungen Hilfe im Ahrtal geht weiter

Tanzpädagogin Claudia Olef (Mitte hinten) sorgt mit Musik und Spaß für Abwechslung bei den Kindern in Dernau und Bad Neuenahr.

Tanzpädagogin Claudia Olef (Mitte hinten) sorgt mit Musik und Spaß für Abwechslung bei den Kindern in Dernau und Bad Neuenahr. © action medeor

Zur Unterstützung der betroffenen Familien im Ahrtal startet action medeor neue Projekte für Senioren und Kinder.

Fast fünf Monate nach der verheerenden Hochwasser-Katastrophe in Westdeutschland stehen die Flutgebiete an der Ahr vor einem Weihnachtsfest mit besonderen Herausforderungen. „Bislang haben die Menschen überwiegend funktioniert, sind täglich mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Aber nun kommen ruhigere Tage und viele Menschen reflektieren das Erlebte“, schildert Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor. Das Hilfswerk aus Tönisvorst ist seit den ersten Tagen nach der Katastrophe mit Helfern im Ahrtal aktiv, auch Peruvemba war mehrfach vor Ort. „Weihnachten wird im Ahrtal keine einfache Zeit“, sagt er. „Die Menschen haben Schreckliches erlebt, sind traumatisiert. Viele mussten wegziehen, die Dorfgemeinschaften haben sich verändert. Das alles muss irgendwie verarbeitet werden.“

Die Helfer von action medeor haben daher in den letzten Wochen damit begonnen, spezifische Angebote für Kinder und Senioren zu unterstützen. „Wir sehen, dass durch die Hochwasserkatastrophe insbesondere Kinder, aber auch alte, kranke und pflegebedürftige Menschen ihr Lebensumfeld verloren haben, zum Teil sogar ihre Heimat verlassen mussten“, erläutert Sid Peruvemba. „Daher unterbreiten wir mehrere Hilfsangebote, die sich insbesondere an diese Menschen richten.“

So unterstützt action medeor beispielsweise das Maternus-Stift in Altenburg, das durch die Fluten völlig zerstört wurde. „Die Bewohner des Seniorenstifts wurden nach dem Hochwasser in alle Himmelsrichtungen verbracht, leben jetzt bei Verwandten, oft auf engem Raum“, schildert Peruvemba. „Die Familien sind aber vielfach mit dem Wiederaufbau beschäftigt und können sich weniger als früher um die älteren Menschen kümmern. Viele von ihnen sind tagsüber alleine.“ Daher sorgt action medeor gemeinsam mit dem Seniorenstift nun dafür, dass Seniorennachmittage und Angebote zur Tagespflege stattfinden können. „Wir fördern dabei ganz bewusst niedrigschwellige Angebote, an denen jede und jeder teilnehmen kann“, sagt Peruvemba, „und wir sorgen auch dafür, dass die Menschen abgeholt und wieder sicher nach Hause gebracht werden.“

Um Mobilität geht es auch in einem zweiten Förderprojekt, das action medeor gemeinsam mit Apotheker ohne Grenzen und der Sozialstation Adenau-Altenahr durchführt. Die Pflegerinnen der Sozialstation besuchen ältere Menschen zu Hause, pflegen sie, erledigen Einkäufe oder hören einfach nur zu. „Obwohl viele von ihnen selbst von der Flut betroffen sind, leisten die Pflegekräfte hier enorm viel. Für viele Seniorinnen und Senioren sind die Pflegerinnen oft der einzige soziale Kontakt am Tag“, weiß Peruvemba. Durch das Hochwasser ist der ehemalige Außenstützpunkt in Altenburg allerdings nicht mehr nutzbar. Zusätzlich sind mehrere Fahrzeuge den Fluten zum Opfer gefallen, mit denen die Pflegerinnen Besorgungen für ihre Patientinnen und Patienten gemacht haben. „Wir werden daher übergangsweise einen neuen Außenstützpunkt in Containerbauweise errichten und der Sozialstation außerdem ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, mit dem die Betreuung der älteren Menschen in der Region sichergestellt werden kann“, erläutert Peruvemba.

Schließlich ist action medeor auch für die jüngsten Betroffenen des Hochwassers aktiv. „Natürlich haben auch die Kinder ihr soziales Umfeld verloren, weil Kitas, Sport- und Spielplätze den Fluten zum Opfer gefallen sind“, schildert Peruvemba. „Die Welt der Kinder ist braun vom Schlamm und Staub, sie brauchen Lichtblicke.“ Gemeinsam mit Claudia Olef, einer ausgebildeten Tanzpädagogin, hat action medeor daher ein Angebot für Kinder von vier bis zwölf Jahren entwickelt, bei dem sie spielerisch ihre Fantasie einsetzen und so auch Erlebtes verarbeiten können. In den Tanzstunden verbinden sie Musik mit Bewegung und verwandeln sich beispielsweise in kleine Feen, die die braune Farbe auf den Straßen wegzaubern. „Das macht den Kindern nicht nur Spaß, sondern ist auch ein Angebot zur physischen und psychischen Stabilisierung“, erläutert Peruvemba.

Mit den Angeboten für Kinder und Senioren geht action medeor zugleich in eine neue Phase der Katastrophenhilfe. „Nach der ersten Phase der akuten Nothilfe befinden wir uns nun in einer Phase, in der weggebrochene Strukturen durch Übergangslösungen wieder aufgebaut werden“, erläutert Peruvemba. Üblicherweise leistet action medeor diese Hilfen im Ausland. „Dass wir eine Katastrophe solchen Ausmaßes jetzt vor der Haustür haben, ist auch für uns neu“, so der Vorstandssprecher.

Finanziert werden die Hilfen mit Spendengeldern, die unter anderem aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft kommen, in dem action medeor Mitglied ist. Auf insgesamt mehr als 1,5 Millionen Euro belaufen sich die Maßnahmen, die action medeor im Rahmen der Hochwasserhilfe bereits durchgeführt oder in naher Zukunft geplant hat.