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Pressemitteilungen Pharmazeutische Ausbildung in Tansania

Ein starkes Team gegen den Fachkräftemangel in Tansania: Vertreter der Muhimbili University of Dar es Salaam und dem tansanischen Gesundheitsministerium engagieren sich im Rahmen der Multi Akteurs Partnerschaft für eine Verbesserung der pharmazeutischen Ausbildung in Tansania

Ein starkes Team gegen den Fachkräftemangel in Tansania: Vertreter der Muhimbili University of Dar es Salaam und dem tansanischen Gesundheitsministerium engagieren sich im Rahmen der Multi Akteurs Partnerschaft für eine Verbesserung der pharmazeutischen Ausbildung in Tansania © action medeor

Gemeinsam für eine verbesserte pharmazeutische Ausbildung in Tansania: Bayer, Boehringer-Ingelheim und Merck unterstützen action medeor.

Der Mangel an ausgebildetem Gesundheitspersonal ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation eines der größten Probleme in der globalen Gesundheitsversorgung. In einkommensschwachen Ländern wie Tansania beispielsweise hat dies direkte Auswirkungen auf die Versorgung der Menschen. Um die Ausbildung von pharmazeutischem Personal in Tansania zu verbessern, unterstützen neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Unternehmen Bayer, Boehringer Ingelheim und Merck seit 2017 ein Projekt von action medeor. Nach beeindruckenden Erfolgen in der ersten Phase soll es nun in die zweite Phase gehen.

Der Mangel an gut ausgebildetem pharmazeutischem Personal hatte noch vor Jahren direkte Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Tansania: Mangelnde Qualität und Unterversorgung von Medikamenten sowie eine unzureichende Beratung von Patienten führten zu spürbaren Problemen im Gesundheitssektor. Verschärft wurde der Personalmangel noch durch ein erhebliches Stadt-Land-Gefälle und durch unterschiedliche Qualitätsstandards in der Ausbildung. Während in den städtischen Gebieten ausreichend Apotheker vorhanden waren, fehlte es vor allem auf dem Land an geschultem Personal. Viele pharmazeutische Fachschulen klagten über Mangel an Lehrmaterial, Lehrkräften und Infrastruktur.

Wie man dieser Problemstellung erfolgreich begegnen kann, zeigt jetzt ein Projekt des Medikamentenhilfswerks action medeor. Gefördert wird das Projekt durch Engagement Global und unterstützt mit Mitteln des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von den Unternehmen Bayer, Boehringer Ingelheim und Merck. Bereits seit 2011 unterstützte action medeor die tansanische Regierung dabei, drei neue pharmazeutische Ausbildungszweige einzuführen. Ziel war es, neben den hochqualifizierten akademisch ausgebildeten Pharmazeut:innen vor allem den Anteil des nicht-akademischen pharmazeutischen Personals in Tansania zu erhöhen. Die Idee: Pharmazeutische Assistenten und Techniker mit geringerer Einstiegsqualifikation sollten nach einer zwei- oder dreijährigen Ausbildung eine gute Medikamentenversorgung und Patientenberatung auch in den ländlichen Gebieten sicherstellen.

Um die Ausbildung in einer einheitlich hohen Qualität zu gewährleisten, startete action medeor zusammen mit der Christian Social Service Commission (CSSC) den Prozess einer Multi-Akteurs-Partnerschaft zur Verbesserung der pharmazeutischen Ausbildung in Tansania. Es wurde ein Runder Tisch gebildet, an dem sich alle Beteiligten zusammenfanden und miteinander kooperierten – Trainingszentren und Zivilgesellschaft, Aufsichtsbehörden und Ministerien ebenso wie Universitäten und Fachschulen. Sie alle brachten ihre Interessen und Perspektiven ein – mit beachtlichen Erfolgen: einheitliche Qualitätsstandards an Fachschulen wurden eingeführt, Lehrpläne und Lehrmaterialien optimiert, Lehrkräfte methodisch und didaktisch fortgebildet, Labore und Bibliotheken auch in den ländlichen Gebieten auf einem einheitlichen Qualitätsniveau ausgestattet. Insgesamt rund 4.000 Auszubildende haben so einen verbesserten Zugang zu qualifizierter Ausbildung – bei steigender Tendenz, denn inzwischen ist die Anzahl der teilnehmenden Fachschulen von 25 zu Projektbeginn auf jetzt 40 deutlich gestiegen.

Ein hohes Maß an Zufriedenheit über die Lehrqualität zeigt sich auch bei den betroffenen Fachlehrern und Auszubildenden, von denen inzwischen 75 Prozent die neuen Lehrmaterialien nutzen.  Bestätigt werden diese Erfolge durch die Universitäten Rotterdam und Daressalam, die das Projekt wissenschaftlich begleiteten. Die Ergebnisse ihrer Evaluation belegen große Erfolge in der Verbesserung der Lehrqualität an den Fachschulen und im Zugang zu den Ausbildungszweigen. So gaben 95 Prozent der fortgebildeten Lehrer an, die neuen Lehrmethoden im Unterricht zu nutzen und Verbesserungen vor allem im Bereich von Klassenarbeiten, Wissensvermittlung und Kommunikation zwischen Lehrern und Auszubildenden festzustellen.
Zufriedenheit daher auch auf Seiten der Initiatoren und Förderer des Projekts: „Wir unterstützen uneingeschränkt das Ziel, Menschen weltweit einen besseren Zugang zu Medikamenten zu ermöglichen. Das Programm befasst sich mit der Notwendigkeit einer effizienten pharmazeutischen Infrastruktur und arbeitet eng mit den lokalen Behörden zusammen - beides unverzichtbare Voraussetzungen für den Erfolg“, sagt Dr. Frank Strelow, Leiter Nachhaltigkeit der Division Pharmaceuticals der Bayer AG. Gregor Strauch, Head of Corporate Office Berlin von Boehringer Ingelheim ergänzt: „Das Projekt zeigt auf beeindruckende Weise den Wert von Partnerschaften: Wenn alle Akteure zusammenarbeiten, können auch bei komplexen Problemstellungen zeitnah Erfolge erzielt werden. Die Förderung dieser nachhaltigen, multilateralen Zusammenarbeit ist ein Schlüssel, um schnelleren Zugang zu medizinischer Versorgung für mehr Patientinnen und Patienten vor Ort zu erreichen“ Für Manfred Klevesath, Head of Global Health, Bioethics and Digital Ethics bei Merck, steht noch ein weiterer Aspekt im Vordergrund: „Das Projekt wirkt sich nachhaltig positiv auf die gesamte Struktur des Gesundheitssystems in Tansania aus, das hat die Evaluation des Projekts eindrucksvoll belegt. Projekte mit einer solch nachhaltigen Wirkung sind jede Unterstützung wert.“

Für action medeor und seinen Partner CSSC steht denn auch fest, dass das Projekt in die nächste Phase gehen soll. „Wir unterstützen mit dem Projekt die Ziele der tansanischen Behörden und Ministerien, die pharmazeutische Praxis im Land zu verbessern. Dazu gehört, dass wir jetzt auch die klinische Pharmazie in Tansania weiter etablieren wollen, indem wir die Pharmazeut:innen in den Kliniken noch enger in die Patientenversorgung einbinden“, sagt Peter Maduki, Leiter des CSSC. „Deshalb möchten wir im nächsten Schritt dazu beitragen, dass in den tansanischen Krankenhäusern multidisziplinäre Teams zwischen Ärzten, Pflegern und Pharmazeut:innen gebildet werden.“ Kathrin Rolka, Projektleiterin bei action medeor, sieht darin einen weiteren Fortschritt: „Die Einbindung von Pharmazeut:innen in solche Teams trägt dazu bei, dass zum Beispiel Antibiotika-Resistenzen oder andere unerwünschte Medikamentenwirkungen vermieden werden. Tansania würde damit eine moderne interdisziplinäre klinische Kooperation einführen, wie sie nur wenige Länder haben.“

Dieser Weg wird durch sehr konkrete Ziele markiert: In einem ersten Schritt sollen nun 20 Master Trainer für klinische Pharmazie qualifiziert werden. Sie sollen anschließend rund 150 Apothekerinnen und Apotheker aus den teilnehmenden Klinken dazu befähigen, in multidisziplinären Gesundheitsteams zu arbeiten. Die ersten „On-The-Job-Trainings“ sollen bereits Anfang 2022 beginnen.