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Moskitonetze schützen vor Krankheiten wie Malaria, die durch den Klimawandel an vielen Stellen der Erde wieder auf dem Vormarsch sind. Kinder leiden besonders unter den Folgen, warnt jetzt das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor.

Moskitonetze schützen vor Krankheiten wie Malaria, die durch den Klimawandel an vielen Stellen der Erde wieder auf dem Vormarsch sind. Kinder leiden besonders unter den Folgen, warnt jetzt das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor. © action medeor

Weltweit nehmen klimabedingte Krankheiten und Katastrophen zu - unter den Folgen leiden insbesondere Kinder.

„Der Klimawandel ist tödlich, vor allem für Kinder im Globalen Süden“ - mit diesen deutlichen Worten wendet sich action medeor, Europas größtes Medikamentenhilfswerk, kurz vor dem Klimagipfel in Madrid an die Öffentlichkeit. „Es geht nicht nur um ein paar Grad mehr auf dem Thermometer. Es geht leider auch um Leben und Tod“, bringt es Christoph Bonsmann von action medeor auf den Punkt. Denn unter dem weltweiten Anstieg an klimabedingten Katastrophen und Krankheiten leiden laut action medeor vor allem Kinder unter fünf Jahren in Ländern südlich des Äquators. „Viele von ihnen sterben an den Folgen“, betont Bonsmann.

Bonsmann weiß, wovon er spricht. Der Apotheker ist als Vorstand von action medeor zuständig für den pharmazeutischen Bereich des Medikamentenhilfswerks, das Gesundheitseinrichtungen weltweit mit Arzneien und Hilfsgütern versorgt. Bonsmann selbst bereist regelmäßig Länder in Afrika, Asien und Südamerika, kennt die Gegebenheiten vor Ort. „Wir verzeichnen inzwischen einen deutlichen Wandel bei den klimabedingten Krankheiten“, gibt der Pharmazeut zu bedenken. Grund dafür seien klimatische Veränderungen weltweit. „Südlich des Äquators bleiben Regenzeiten zum Beispiel immer häufiger aus – und wenn sie kommen, dann oft als Starkregen mit Überschwemmungen katastrophalen Ausmaßes“, schildert Bonsmann. In solchen Fällen werde der lang ersehnte Regen dann zur gesundheitlichen Bedrohung: „Die Trinkwasserversorgung in den Überschwemmungsgebieten bricht vielfach zusammen und es besteht die Gefahr eines Choleraausbruchs“, so Bonsmann. Gleichzeitig steige das Malaria- und Dengue-Fieber-Risiko immens an, weil tropische Mückenarten sich ausbreiten.

Die WHO prognostiziert bis zum Jahr 2050 einen weltweiten Anstieg von 250.000 klimabedingten Todesfällen pro Jahr aufgrund von Hitze, Mangelernährung, Malaria und Durchfallerkrankungen. Kinder sind laut Bonsmann von dieser krisenhaften Entwicklung besonders betroffen. „Ihr noch schwach ausgebildetes Immunsystem kann den Krankheitserregern oft nichts entgegen setzen“, berichtet Bonsmann. „Zudem haben in vielen Ländern nicht alle Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung – erst recht nicht, wenn nach Naturkatastrophen die Infrastruktur zusammenbricht.“ In diesen Fällen ist action medeor dann mit Not- und Katastrophenhilfe zur Stelle und liefert Medikamente und medizinische Ausrüstung in die betroffenen Gebiete. „Trotzdem können wir nicht alle erreichen. Viele Kinder erkranken weiterhin“, macht Bonsmann die dramatische Lage in den betroffenen Regionen deutlich.

In der Deutschland-Zentrale von action medeor im niederrheinischen Tönisvorst kann man die aktuellen Entwicklungen an nüchternen Zahlen nachvollziehen. „Seit dem Jahr 2000 hat sich die Menge an Malaria-Medikamenten, die bei uns angefordert werden, fast verdreifacht“, berichtet Bonsmann. Studien belegen inzwischen eine weltweite Verschiebung von Krankheitsrisiken, die auch vor Deutschland nicht haltmacht. „Inzwischen sind tropische Viren auch in Europa und in Deutschland auf dem Vormarsch“, berichtet Bonsmann „die ersten Fälle von Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber oder Chikungunya-Fieber sind bereits letzten Sommer in Europa aufgetreten.“

Aber nicht nur das bereitet dem Apotheker Sorgen. Man merkt die Auswirkungen der Erderwärmung auch an anderer Stelle. „Wir haben in den letzten Jahren immer mehr Maßnahmen ergreifen müssen, um die Temperaturen in unserem Medikamentenlager in Deutschland und auch während der Transporte stabil zu halten“, berichtet Bonsmann. „In den letzten beiden Jahren ist uns das nur noch mit sehr hohen Aufwendungen gelungen.“ Tendenziell werde das die lebensrettenden Medikamente womöglich noch verteuern – eine Entwicklung, die Bonsmann auf jeden Fall vermeiden will. „Wir müssen einen klimabedingten Preisanstieg von Medikamenten auf jeden Fall verhindern. Denn sonst werden noch mehr Kinder sterben.“