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In Projekten von action medeor lernen Kinder den richtigen Umgang mit schützenden Moskitonetzen.

In Projekten von action medeor lernen Kinder den richtigen Umgang mit schützenden Moskitonetzen. © action medeor / B. Breuer

Medikamente vom Niederrhein helfen im weltweiten Kampf gegen Malaria. In der DR Kongo werden Schwangere und Kinder versorgt.

Ein Krankenhaus im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Eine Mutter kommt in die Patientenaufnahme. Auf dem Arm ihr Kind, drei Jahre alt, unterernährt. Das Kind hat hohes Fieber, wird von Krämpfen geschüttelt, leidet an Durchfall. Es hat sich mit Malaria infiziert – in der Demokratischen Republik Kongo kein Einzelfall, denn Malaria gehört hier zum Alltag. Der Tod auch. Mehr als 45.000 Menschen starben 2017 im Kongo an Malaria, in Afrika verzeichnet nur Nigeria noch mehr malaria-bedingte Todesfälle. Die meisten von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren.

DR Kongo: Kinder und schwangere Frauen sind besonders gefährdet

„Wir erleben in den Krankenhäusern unserer lokalen Partnerorganisation AEO/CNA mehr als 30 Malariafälle in der Woche “, berichtet Sophie Hövelmann. „Besonders bei Kindern unter fünf Jahren und schwangeren Frauen besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit lebensbedrohlich verläuft.“ Sophie Hövelmann weiß, wovon sie spricht, denn sie betreut ein Hilfsprojekt zur Bekämpfung von Malaria in der DR Kongo und war im letzten Jahr vor Ort. Hövelmann ist Mitglied im Projektteam bei action medeor, Europas größtem Medikamentenhilfswerk, das seinen Sitz im niederrheinischen Tönisvorst hat. Von dort verlassen jährlich rund 14.000 Pakete mit Medikamenten und Medizintechnik die Lagerhallen in alle Welt. Medikamente zur Bekämpfung von Malaria gehören bei vielen Hilfslieferungen zum Standard.

„Unser lokaler Partner arbeitet bereits seit vielen Jahren in der Malaria-Prävention und Behandlung. Im Rahmen des aktuellen Projektes unterstützten wir Aufklärung zum Thema, die Behandlung in den Krankenhäusern und Medikamentenlieferungen“, berichtet Sophie Hövelmann. Die Krankenhäuser liegen mitten im Hochrisikogebiet für die Malaria tropica, der gefährlichsten Form der Malaria, die hier ganzjährig gehäuft auftritt. Die Übertragung erfolgt durch den Stich der Anopheles-Mücke, die Betroffenen leiden unter Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Durchfall. Jeder zehnte Mensch im Kongo erkrankt daran.

„Dass viele der Malariainfektionen tödlich verlaufen, liegt allerdings oft nicht an der Erkrankung selbst, denn Malaria ist gut behandelbar“, so Hövelmann. Die hohe Todesrate liege vielmehr an den Begleitumständen: In den Armutsregionen der Welt sind viele Haushalte von akuter Mangelernährung betroffen. Im Kongo beispielsweise haben viele Menschen keinen gesicherten Zugang zu gesunder Ernährung, Gesundheits- und Sanitärversorgung. Hinzu kommt, dass sich viele Menschen die Behandlungskosten nicht leisten können und nur unzureichendes Wissen über mögliche Präventionsmaßnahmen besteht. „Unter solchen Bedingungen breitet sich Malaria schnell aus“, so Hövelmann.

Das ist nicht nur im Kongo so. Malaria gilt als eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Im Jahr 2017 infizierten sich nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 219 Millionen Menschen mit Malaria. 435.000 von ihnen starben, darunter 266.000 Kinder unter fünf Jahren. Für sie besteht das größte Todesrisiko.

Die meisten Todesfälle wären vermeidbar

Hinter den nüchternen Zahlen verbirgt sich große Ungerechtigkeit. Denn Malaria muss nicht tödlich verlaufen, die meisten Todesfälle ließen sich vermeiden. Sie haben ihren Grund vielfach in Armut und Krieg. Im Kongo beispielsweise sind aufgrund von bewaffneten Konflikten und Überfällen durch Rebellengruppen viele Gesundheitseinrichtungen verlassen und verfallen. Erst weil es an der notwendigen Infrastruktur fehlt, werden eigentlich gut behandelbare Krankheiten wie Malaria zu lebensbedrohlichen Risiken.

Jahrelang hat man in der Bekämpfung von Malaria weltweit Erfolge verzeichnen können. Doch seit 2015 stagniert die Eindämmung. Auch dies hat vielfach politische Gründe. Venezuela beispielsweise galt lange als Vorzeigestaat im Kampf gegen die Malaria, Anfang der 1960-er Jahre galten weite Teile des Landes als malaria-frei. In dem einst reichen Land wurde die Gesundheitsversorgung durch politische Misswirtschaft jedoch immer schlechter und ist heute praktisch zusammengebrochen. Die Folge: Allein zwischen 2010 und 2017 hat sich die Anzahl der Malariainfektionen von 30.000 auf über 400.000 mehr als verdreizehnfacht.

Beim Medikamentenhilfswerk action medeor kennt man die Gründe: „Bei der Malaria sind der Mensch und die Anophelesmücke gewissermaßen das Erregerreservoir“, berichtet Irmgard Buchkremer, Leiterin der pharmazeutischen Abteilung des Medikamentenhilfswerks. „Die Erreger reifen und vermehren sich im menschlichen Körper, Moskitos nehmen anschließend aus dem Blut des Menschen die Parasiten eines frühen Stadiums wieder auf. Sie reifen in den Mücken und werden dann wieder auf andere Menschen übertragen“, erläutert die promovierte Apothekerin. „So entsteht ein Kreislauf, der fast zwangsläufig zu steigenden Infektionszahlen führt, wenn man ihn nicht unterbricht.“

Prävention und Behandlung

Genau hier setzt die Malaria-Bekämpfung ein. Sie besteht aus der Vorbeugung gegen Malaria und aus der Behandlung der Krankheit selbst. Präventive Maßnahmen sind beispielsweise der Schutz gegen Insektenstiche durch Sprays oder Moskitonetze oder durch Bekämpfung des Überträgers. Und auch in der Behandlung der Malaria gibt es wirksame Medikamente. „Das Problem ist nicht, dass es keine wirksame Behandlung gäbe“, berichtet Buchkremer, „das Problem ist, dass die Menschen keinen Zugang zu dieser Behandlung haben.“

Bei action medeor in Tönisvorst kämpft man daher vehement für diesen Zugang zu medizinischer Versorgung. Als „Notapotheke der Welt“ setzt sich das größte Medikamentenhilfswerk Europas seit über 50 Jahren für eine nachhaltige und bessere Gesundheitsversorgung der Menschen in ärmeren Regionen der Welt ein. Vom Hauptsitz in Tönisvorst werden Gesundheitseinrichtungen in etwa 100 Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien mit medizinischer Hilfe versorgt. „Im Not- und Katastrophenfall liefert action medeor Arzneimittel und Instrumente in wenigen Stunden in das Katastrophengebiet“, erläutert Bernd Pastors, Vorstandssprecher bei action medeor.

Malaria-Medikamente für Betroffene des Zyklon Idai

Seit Jahrzehnten sind die Niederrheiner auf diese Weise auch im Kampf gegen Malaria aktiv. Nicht nur im Kongo und in Südamerika, sondern auch im Katastrophengebiet in Mosambik und Malawi, wo massive Überschwemmungen und Zyklon Idai weite Landstriche zerstört haben – und mit ihnen auch die Gesundheitsversorgung. „In vielen Gesundheitseinrichtungen fehlt es an notwendigen Medikamenten, die durch die Überschwemmungen einfach weggespült wurden“, berichtet Pastors. „Gleichzeitig begünstigen die Wassermassen ein Ansteigen der Mückenpopulation, so dass wir im Katastrophengebiet mit einem deutlichen Anstieg von Malaria rechnen müssen.“

Die Helfer von action medeor haben als eine der ersten Hilfsorganisationen Medikamente aus Deutschland nach Mosambik geschickt. Zudem betreibt die Notapotheke der Welt Außenstellen in Malawi und Tansania, aus denen ebenfalls Hilfe in die benachbarte Katastrophenregion gebracht wird. Ob das reicht, um die Ausbreitung der Malaria im Katastrophengebiet einzugrenzen, bleibt abzuwarten. Es gibt also noch viel zu tun in der Malaria-Bekämpfung, auch über den Weltmalariatag 2019 hinaus.