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Pressemitteilungen Südsudan: action medeor und das Auswärtige Amt versorgen 1,5 Millionen Menschen mit Medikamenten

Die Kinder sind dank einer großen Hilfslieferung mit Medikamenten und besonderer Nahrung versorgt.

Die Kinder sind dank einer großen Hilfslieferung mit Medikamenten und besonderer Nahrung versorgt. © Aktion Deutschland Hilft/Max Kupfer

Nach Jahren des Krieges hat sich die Lage im Südsudan nochmals dramatisch verschlechtert.

action medeor hatte schon im vergangenen Jahr auf die sich anbahnende Krise hingewiesen und bereits im Februar 2017 eine erste große Hilfssendung mit Spezialnahrung, Schmerzmitteln, Antibiotika und Mittel gegen Durchfallerkrankungen auf den Weg gebracht. Im gleichen Monat riefen die Vereinten Nationen für einzelne Gebiete im Südsudan eine Hungersnot aus. Nun hat action medeor mit Unterstützung des Auswärtigen Amts Medikamente und medizinische Bedarfsartikel im Wert von 1,66 Millionen Euro für drei Regionen des gebeutelten Landes organisiert.

IMG 4142 kl sStefan Marx von action medeor sorgte vor Ort dafür, dass die erste Lieferung der lebensrettenden Medikamente schnell an die elf verschiedenen Krankenhäuser und Gesundheitsstationen gelangten. Stefan Marx ist seit 2015 bei action medeor beschäftigt und organisiert die Hilfe für die Gesundheitsstationen und Krankenhäuser im frankophonen Afrika. Davor arbeitete er 23 Jahre als Entwicklungshelfer u.a. in Ghana, Nigeria, Senegal, Südsudan und Uganda.

Gewaltsame innerstaatliche Konflikte, Dürren und eine ökonomische Staatskrise haben eine der schwersten humanitären Katastrophen seit langer Zeit ausgelöst. Wie stellt sich die Situation zurzeit dar?

„Das Leben im Südsudan ist sehr hart. Aufgrund der immer wieder aufflammenden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen und zwischen den einzelnen Volksgruppen mussten viele Menschen ihr Zuhause verlassen. Die Felder können aufgrund der Kämpfe nicht bestellt werden, und es gibt daher kaum Lebensmittel, und die, die es gibt sind sehr teuer. Tausende fristen ihr Dasein in Flüchtlingslagern. In den letzten Monaten kam es aufgrund der unzureichenden sanitären Anlagen und der schlechten Gesundheitsversorgung zu einem drastischen Anstieg an Krankheits- und Todesfällen. Malaria, Atemwegs- und Durchfallerkrankungen sowie schwere Mangel- und Unterernährungen sind die häufigsten Todesursachen. Für die Kinder ist es besonders schlimm. Viele sind unterernährt und brauchen besondere Nahrung. Zurzeit sind etwa 50 Prozent der Gesundheitseinrichtungen nicht in der Lage ausreichendes medizinisches Personal und Medikamente zur Verfügung zu stellen. 80 Prozent der Gesundheitsversorgung wird bereits durch Hilfsorganisationen übernommen. Trotz internationaler Hilfe reichen die Finanzmittel, vor allem im Gesundheitsbereich, nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken.“

Sie haben eine große Medikamentensendung mit einem Umfang von 66 Tonnen für den Südsudan organisiert.

„Diese große Hilfssendung im Rahmen der humanitären Soforthilfe ist nur dank der Unterstützung des Auswärtigen Amtes möglich, eine zweite ist für Dezember geplant. Mit den Antibiotika, Mitteln gegen Durchfall, Malariamedikamenten, Schmerzmitteln, Ernährungspräparaten und medizinischem Material werden elf Gesundheitsstationen in den drei ehemaligen Bundesstaaten Lakes, Warrap und Western Bahr el Gazal (WBeG) ausgestattet. Bei der medizinischen Versorgung der Gesundheitsstationen arbeitet action medeor eng mit drei lokalen Organisationen zusammen: Comitato Collaborazione Medica (CCM), Doctors with Africa (CUAMM) und Mary Help Association in Wau (MHW). Mit diesen Gesundheitsstationen kooperiert action medeor zum Teil schon seit über 30 Jahren. Sie bieten rund 1,5 Millionen Menschen im Einzugsgebiet die einzige Möglichkeit einer medizinischen Versorgung.“

Gab es bei der Verteilung der Medikamente Schwierigkeiten?

„Die Medikamente sind im Medikamentenlager von action medeor in Tönisvorst gepackt worden, und dann per Frachtflug von Köln über Kairo in die südsudanesische Hauptstadt Juba gebracht worden. Dort habe ich mich dann um die Zollformalitäten gekümmert und den Weiterflug zu den von den Gesundheitsstationen am nächst gelegenen Städten organisiert. Denn die sich ständig ändernde Sicherheitslage und die durch die Regenzeit zum Teil unbefahrbaren Straßen machen den Transport der lebensrettenden Waren auf den Straßen unmöglich. Die restlichen Kilometer vom örtlichen Flughafen bis zu den Gesundheitseinrichtungen müssen dann allerdings per Geländewagen zurückgelegt werden. Der ganze Prozeß wird mit der Koordinierungsstelle der Vereinten Nationen und mit unseren lokalen Partnern vor Ort abgestimmt.

Derzeit wird die zweite Lieferung vorbereitet. Weil die Gesundheitsstationen bis Dezember ausreichend versorgt sind, haben wir für die Medikamentenbeschaffung etwas mehr Zeit und wollen die Medikamente deshalb regional in Uganda, Kenia oder Tansania einkaufen. So sparen wir Transportkosten und stärken den ostafrikanischen Markt.“

Wie wurden die Krankenhäuser und Gesundheitsstationen ausgewählt?

„Die humanitäre Lage in den Projektregionen Lakes, Western Bahr el Gazal und Warrap ist äußerst angespannt. Besonders die Grenzregionen zum Sudan, in denen häufige kämpferische Auseinandersetzungen ausgetragen werden, leiden unter einem hohen Druck an nationalen und grenzüberschreitenden Fluchtbewegungen. Tausende Menschen suchen in Camps und in den lokalen Gemeinden Zuflucht. Viele Menschen jedoch fliehen und verstecken sich in unzugänglichen Gebieten und sind damit völlig von Versorgung und möglichen Hilfsleistungen abgeschnitten. In den drei Projektregionen sind rund 1,4 Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.“

Können Sie sicherstellen, dass die Medikamente tatsächlich bei den Menschen ankommen?

„action medeor ist bereits seit über 30 Jahren in der Region tätig, lange vor der Staatsgründung des Südsudans 2011. Wir arbeiten dort mit 15 lokalen Partnerorganisationen zusammen und sind gut vernetzt. Die konkreten Bedarfsermittlungen sind durch zivilgesellschaftliche und kirchliche Akteure, die Gesundheitseinrichtungen vor Ort aufgebaut haben, und damit die lokalen Gesundheitsstrukturen unterstützen, bei action medeor eingegangen. Ich selbst habe 16 Jahre lang immer wieder mit Organisationen im Südsudan gearbeitet und bin innerhalb des Gesundheitssektors mit nationalen und internationalen Organisationen als auch mit kirchlichen und staatlichen Trägern von Gesundheitseinrichtungen vernetzt. Dieses besondere Vertrauensverhältnis gewährleistet einen engen Austausch mit den Empfängern und eine hohe Einsatzbereitschaft sowie Verpflichtung zu den Projektaktivitäten auf beiden Seiten.“

Social Media Kampagne

Als größtes Medikamentenhilfswerk Europas leistet action medeor humanitäre Hilfe und sendet dringend benötigte medizinische Hilfsgüter in die Krisengebiete – doch ohne die Unterstützung durch Spenden oder andere Geldgeber ist diese Arbeit nicht möglich. Weil die dramatische Lage wie zum Beispiel im Südsudan in den Medien untergeht, hat action medeor eine Social Media-Kampagne entwickelt. Kern der Kampagne bildet ein 56 Sekunden langer Spot. Gezeigt wird die Notlage in einer Gesundheitsstation in einem Flüchtlingscamp im Südsudan. Ein Elfjähriger droht an Cholera zu sterben. Den Ärzten fehlen die lebensrettenden Medikamente. Dank der Unterstützung durch die Spender von action medeor bekommt das Kind in letzter Minute die lebensrettende Infusion. Zu sehen ist der Spot auf Facebook und YouTube.