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Pressemitteilungen Offensive auf Mossul: medizinische Unterversorgung im Nordirak

© action medeor

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen verschärft sich die Versorgungslage der Menschen dramatisch.

Schon vor der Offensive auf Mossul waren Tausende Familien vor den drohenden Kämpfen geflüchtet. Seit dem IS-Vormarsch im Jahr 2014 hat Irak-Kurdistan über 250.000 syrische Flüchtlinge und 1,5 Millionen Binnenvertriebene aus Zentral- und Westirak aufgenommen. Ein Fünftel der Bevölkerung besteht nun aus Flüchtlingen, und es werden weitere 700.000 Mossul-Flüchtlinge erwartet.

„Unsere Partnerorganisationen im Nordirak berichten von besonders gravierenden Engpässen im Gesundheitsbereich. Die medizinische Betreuung ist unzureichend, Medikamente fehlen. Ein Viertel der Partner der Weltgesundheitsorganisation WHO musste im Juli 2016 aufgrund fehlender Finanzierung durch die Weltgemeinschaft die Arbeit reduzieren oder sogar ganz einstellen“, sagt MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon.

Schon im vergangenen Jahr wurden aus denselben Gründen bereits mehr als 70 Gesundheitszentren in den Flüchtlingscamps des kurdischen Autonomiegebiets geschlossen. „Das hat zu einer schwerwiegenden Unterversorgung der Menschen geführt, die sich aufgrund der zu erwartenden Flüchtlinge rund um und aus Mossul weiter verschlechtern wird“, so action medeor-Vorstandsprecher Bernd Pastors.

480.000 Euro für Gesundheitsversorgung zur Verfügung gestellt

MISEREOR hat mit zusätzlicher Unterstützung von action medeor angesichts des akuten Mehrbedarfs an Gesundheitsversorgung über 480.000 Euro der MISEREOR-Partnerorganisation Jiyan Foundation zur Verfügung gestellt. Damit können zehntausende Patienten in den nächsten Monaten medizinisch versorgt werden. Jiyan Foundation bietet in sechs Gesundheitszentren und mehreren mobilen Teams für entlegene Standorte im Norden Iraks medizinische Basisversorgung neben Psychotherapie und Trauma-Rehabilitierung an, so dass die Versorgungslücken verringert werden können und auch langfristig das Gesundheitssystem in Irak-Kurdistan gestärkt wird.

„Die Schlacht um Mossul hat gerade erst begonnen. Die Menschen werden noch sehr lange nicht in die befreiten Gebiete zurückkehren, weil die Sicherheitslage angespannt ist und Infrastruktur zerstört und ganze Gebiete vermint sind. Die angespannte Flüchtlingssituation im Norden Iraks wird noch Jahre andauern“, warnt Bröckelmann-Simon. „Wir appellieren daher an die internationale Gemeinschaft, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die zugesagten Hilfsgelder für die Menschen schnell zur Verfügung zu stellen. Eine derartige Unterversorgung der Grundbedürfnissen von über 2 Millionen Flüchtlingen dürfen wir nicht zulassen“, so Bröckelmann-Simon und Bernd Pastors.