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Pressemitteilungen action medeor unterstützt das tansanische Gesundheitssystem

Schwester Theopista Msemwa von den Vinzentinerinnen in Untermarchtal zeigt stolz auf ein Regal im diözesanen Medikamentenlager

Schwester Theopista Msemwa von den Vinzentinerinnen in Untermarchtal zeigt stolz auf ein Regal im diözesanen Medikamentenlager © action medeor

Gerhard Kunath von action medeor berichtet über die Gesundheitsversorgung in Tansania und die Arbeit der Niederlassung vor Ort.

Seit seiner Gründung im Jahr 1964 versorgt action medeor in Tansania viele Gesundheitsstationen mit Medikamenten. Vor elf Jahren eröffnete action medeor auf Bitten eine der damaligen Gesundheitsministerin Anna Abdallah eine Niederlassung in Tansania. Die Vorteile lagen auf der Hand: action medeor konnte dadurch zum einen lange Transportwege sparen und zum anderen die Strukturen vor Ort nachhaltig stärken, indem pharmazeutisches Personal ausgebildet und bei lokalen Herstellern nach vorheriger Prüfung der Medikamente hinsichtlich ihrer Qualität eingekauft wird.

Dr. Gerhard Kunath arbeitet seit vierzehn Jahren bei action medeor und organisiert seine Arbeit von Würzburg aus. Er kümmert sich vor allem um die Beziehungen zu der katholischen Diözese Mbinga in der Provinz Ruvuma, eine bitterarme Region im äußersten Südwesten Tansanias. Die Menschen leiden an Malaria, Durchfallerkrankungen, Atemwegsbeschwerden und Würmer - alles behandelbare Krankheiten, die aber oft tödlich verlaufen, weil die Patienten nicht ausreichend medizinisch behandelt werden können. Auch HIV und Aids sind weit verbreitet.

Fünf Fragen an Dr. Gerhard Kunath:

Wie ist die Versorgung mit Medikamenten in Tansania geregelt?

Grundsätzlich versorgt das Gesundheitsministerium die Gesundheitsstationen mit Medikamenten und medizinischen Bedarfsartikeln. Die staatlichen Krankenhäuser bekommen einen Gutschein, mit der sie bei der staatlichen Versorgungsstelle des Gesundheitsministeriums, dem Medical Stores Department (MSD), die notwendigen Medikamente entsprechend ihres Bedarfs beziehen können. Die Krankenhäuser finanzieren sich u.a. über geringe Patientengebühren. Je nach Beschwerde muss ein Patient zwischen 1,50 und fünf Euro z.B. für eine Geburt bezahlen. Da viele Patienten dieses Geld nicht aufbringen können, bleiben sie daheim oder gehen zum traditionellen Heiler in ihrem Dorf mit allen damit verbundenen Risiken. Die Krankenhäuser können die Medikamente bei der staatlichen Versorgungsstelle oder bei privaten Apotheken einkaufen.

Das Gesundheitssystem scheint in Tansania gut strukturiert zu sein. Woran hapert es?

Der Staat kann bei den Medikamenten den Bedarf einfach nicht decken. Auch wenn die Gesundheitseinrichtungen für die Patienten erreichbar sind, können sie oftmals nicht adäquat behandelt werden. Es fehlt an Antibiotika, Mittel gegen Malaria, Schmerzmitteln, Verbandszeug, Spritzen und Kanülen. Außerdem gibt es vor allem in den abgelegenen Gebieten nicht genügend Ärzte.

Wie sieht der Mangel konkret aus? Kann action medeor als „Notapotheke der Welt“ helfen?

Ein deutscher Anästhesist, der mit seinen afrikanischen Kollegen eine Weiterbildung in Schmerztherapie machen wollte, fand im Krankenhaus Litembo nicht ein Schmerzmittel. Als er den „Giftschrank“ in der Klinik öffnete, fand er lediglich eine Tablette. Was das für ein Krankenhaus mit über dreihundert Betten bedeutet, kann sich jeder ausmalen: Unfallopfer und Krebskranke können nicht gegen Schmerzen behandelt werden, Kaiserschnitte müssen ohne Betäubung durchgeführt werden. Ein anderes Beispiel aus Dar es Salaam: Ein Mann soll einen künstlichen Ausgang erhalten. Für die Operation fehlt es aber an einem einfachen Zugang für die notwendigen Infusionen, ein Artikel, der wenige Cent kostet. Der Mann wird fortgeschickt und soll irgendwo in einer Apotheke diesen Artikel kaufen und wiederkommen, damit er operiert werden kann. In Deutschland unvorstellbar, in Tansania Alltag. Und hier kann action medeor einspringen. action medeor stellt den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen aus Spendenmitteln finanzierte Medikamente bereit, damit diese ihren Patienten helfen können. action medeor wird damit seinem Slogan „Die Notapotheke der Welt“ gerecht.

Welche Bedeutung hat die Niederlassung von action medeor für das tansanische Gesundheitssystem?

Bei action medeor in Tansania gibt es nahezu alle Medikamente, die in der von der Weltgesundheitsorganisation erstellten Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgeführt sind. Sie werden nach Prüfung der Qualität bei lokalen pharmazeutischen Betrieben oder – falls nicht verfügbar – entweder bei pharmazeutischen Herstellern in Indien oder China oder über das Tönisvorster Medikamentenlager beschafft, und an die nichtkommerziellen Krankenhäuser zum Selbstkostenpreis abgegeben. action medeor springt aber nur dann ein, wenn ein Krankenhaus aus Qualitätsgründen bei action medeor kaufen möchte oder die Medikamente bei der staatlichen Stelle nicht vorhanden sind. Leider kann der Staat aber nur 35 bis 60 Prozent des Bedarfs decken. Wir bemühen uns in erster Linie um die Regionen, die am schlechtesten versorgt sind.

Werden in den schlecht versorgten Regionen tatsächlich mehr Menschen medizinisch behandelt?

In der Diözese Mbinga kam es immer wieder zu Engpässen. Deshalb richtete action medeor vor sieben Jahren ein Medikamentenlager für die Diözese ein, das die 16 umliegenden Gesundheitseinrichtungen mit Medikamenten versorgt. Patienten müssen für die Medikamente einen kleinen Beitrag zahlen, so dass das Lager seine Bestände immer wieder neu auffüllen kann. Dadurch hat sich die Versorgung der Patienten auch in den umliegenden Gesundheitsstationen deutlich verbessert. Der Staat empfahl sogar vier Gesundheitsstationen zu Gesundheitszentren aufzuwerten. Das konnte bisher wegen des Ärztemangels nicht umgesetzt werden. Auf jeden Fall sind die Gesundheitseinrichtungen deutlich besser ausgestattet und werden auch besser verwaltet als zuvor. Das zeigte sich auch bei Überraschungsbesuchen. In dieser weit abgelegenen armen Region ist es action medeor gelungen, eine gute medizinische Grundversorgung herzustellen und das Personal zu schulen.

Unterstützen Sie die Arbeit von action medeor in Tansania mit Ihrer Spende:

Spendenkonto bei der Sparkasse Krefeld: IBAN DE78 3205 0000 0000 0099 93, BIC: SPKRDE33
oder per Onlinespende: www.medeor.de/spenden 
Stichwort: Tansania

Hintergrund: Der Südwesten Tansanias und die Diözese Mbinga

 

Seit seiner Gründung 1964 versorgt action medeor Gesundheitsstationen in der 1200 km von Dar es Salaam entfernt liegenden Distrikthauptstadt Mbinga. Mit der Gründung der Niederlassung von action medeor in Dar es Salaam hat action medeor seine Arbeit in der Region verstärkt. action medeor hat beispielsweise die Kinderstation des Krankenhauses in Litembo neu eingerichtet, in Lituhi eine Gesundheitseinrichtung für malariakranke Kinder gebaut und sorgt außerdem dafür, dass die Lepra-und TB-Kranken in der Region versorgt werden. Gemeinsam mit den Vinzentinerinnen von Untermarchtal und ihren tansanischen Mitschwestern wurde das Medikamentenlager aufgebaut. Das Besondere an dieser Versorgungseinrichtung ist, dass seine Erlöse vollständig wieder für den Kauf von Medikamenten eingesetzt werden. Dieses Modell ist in Tansania einmalig.

 

 

Fotos zum Download:

  • jpgBild 1: Gerhard Kunath von action medeor kümmert sich um eine bitterarme Region im Südwesten Tasanias. (© action medeor)
  • jpgBild 2: Schwester Theopista Msemwa von den Vinzentinerinnen in Untermarchtal zeigt stolz auf ein Regal im diözesanen Medikamentenlager (© action medeor)
  • jpgBild 3: action medeor unterstützt seit seiner Gründung viele Gesundheitseinrichtungen in Tanasania. (© action medeor)