Aktuelle Seite:

Pressemitteilungen Ein Einblick in die Isolierstation

Die Isolierstation von action medeor wird von Margret Gieraths-Nimene. Leiterin der Gerlib-Klinik, koordiniert.

Die Isolierstation steht auf dem Gelände der Klinik ELWA II. action medeor entlastet nun die Isolierstation (Ebola Treatment Unit – ETU) von ELWA II und übernimmt einen Teil der Ebola-Patienten. Viele Patienten konnten inzwischen als geheilt entlassen werden. 

Wie muss man sich den Aufenthalt in der Isolierstation vorstellen?

Auszüge aus einem Bericht von Margret Gieraths-Nimene

Am Morgen des 14. November 2014 besuchte ich die Ebola-Behandlungseinheiten der Klinik Elwa II und die von action medeor finanzierte Isolierstation. Dr. Brown, der medizinische Direktor, führte mich durch das Labyrinth der verschiedenen Behandlungseinheiten, sah sich die Patienten an und verordnete gleichzeitig  Medikamente für sie.

Trifft man in den Hof der ELWA II ETU ein, sieht  man durch Spanplatten abgesperrte Räume,  Stiefel, die auf Eisenstangen zum Trocknen aufgehängt wurden und darüber hängende Wäschestücke, scrup clothing genannt, die das medizinische  Personal unter den Schutzanzügen trägt. Diese scrup clothing wird gewaschen, sterilisiert und wieder angezogen. Der Bedarf ist immens. Werden Verhaltensweisen und Anordnungen nicht oder zu lasch befolgt, muss diejenige Person die Arbeitsstätte unverzüglich verlassen.

Nach Begrüßung und Besichtigung der  Apotheke, die gleichzeitig auch der Anmeldung und  des Informationsaustausches dient, geht man über einen kleinen Hof in einen weiteren Raum, der an den Seitenwänden mit Kartons gefüllt ist und tritt dann in einen weiteren Raum, der durch  Spanplatten abgetrennt ist, in die Ankleide. Regale sind mit notwendigem Schutzmaterial gefüllt, das Team, das nun zu den Patienten geht, ist unbeschwert, lacht und macht Witze. Es wird sich gegenseitig beim Ankleiden geholfen. Der Blick in den Spiegel zeigt, dass die Schutzkleidung richtig sitzt und kein Teil des Körpers ungeschützt geblieben ist.  Der Vorgang des Anziehens dauert circa 20 Minuten. Der Arzt, ein Assistent, fünf Krankenschwestern und zehn angelernte Helfer für Desinfektion und Reinigung der Betten, Gebäude, Toiletten gehen dann in die Station. Das Frühstück wird den Patienten in einer Plastikbox serviert. Ausreichend Wasser, in 0,5 l Flaschen abgefüllt, stehen immer an den Betten auf der Erde zur Verfügung. Der Lebensraum des Patienten besteht nur aus dem Bett und dem Stück Fußboden, der das  Bett umgibt.

Zunächst betreten wir die Abteilung für „suspected“ Patienten, das sind Patienten, die vermutlich an Ebola erkrankt sind. Sie werden innerhalb von vier bis fünf Tagen zweimal getestet. Ist das Ergebnis negativ, dürfen sie nach Hause gehen. Jeder Patient liegt isoliert auf einem Eisenbett, das mit einer Matratze und einem Bettlaken ausgestattet ist. Der Doktor geht von Bett zu Bett und erkundigt sich nach dem Wohlbefinden des Patienten und gibt  Anweisungen, welche weiteren Maßnahmen durchzuführen sind und verordnet Medikamente.

Die ETU hat vier medizinische Gruppen, die sich in Gruppen A bis D aufteilen. Täglich sind zwei Gruppen in der ETU tätig. Die erste Gruppe beginnt um 8.00 Uhr und verlässt um 17.00 Uhr die Arbeitsstätte. Die nächste Gruppe beginnt ihren Dienst um 17.00 Uhr bis morgens 8.00 Uhr. Jede Gruppe besteht aus einem Arzt, einem Assistenten, zehn Krankenschwestern und circa  30  Helfer für Hygiene und Desinfektion.

Ein kleines fünfjähriges Mädchen ist seit vergangenem Sonntag ohne Familienangehörige in der Isolierstation. Was muss in so einem kleinen Wesen vorgehen, das sich alleine in diesem Gebäude befindet.  Flößt die Umgebung und die vielen  Menschen, die in ihrer  Astronautenuniform herumlaufen, dem Kind keine Angst ein?

Durch Spanplatten abgetrennt sitzen oder liegen die „suspected“ Patienten auf ihren Betten. Sie wirken hilflos und etwas apathisch – entsprechend ihrem Gesundheitszustand. Eine  zehnköpfige Familie aus Cape Mount  (im Südwesten Liberias an der Grenze zu Sierra Leone) traf am vergangenen Sonntag ein und befindet sich noch im Stadion des „Testens“. Die Patienten klagen über Kopfschmerzen und den Geruch des Desinfektionsmittels. Sie werden getröstet.

Nachdem die Füße wieder in die großen Schüsseln getaucht und desinfiziert wurden,  geht es in die Abteilung der „confirmed“ Patienten. Diese Patienten befinden sich in einem sehr instabilen  Gesundheitszustand und fallen unter die Kategorie concerned/confirmed Patienten. Diese Patienten erbrechen, leiden an Durchfall  können auch aufgrund ihrer Krankheit gewalttätig werden. Wie berichtet wurde, trifft man diesen Zustand häufig zwischen den zehnten und fünfzehntenTag der Erkrankung an.  Toiletten, Handwaschbecken und Duschen stehen in jeder Abteilung  zur Verfügung.
Nun geht es zu den Patienten in die Isolierzelte von action medeor, die von Else Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert wurden. Das medizinische Team hat sich entschieden, dass Patienten, die stabil sind, dort stationär aufzunehmen. Ein Isolierzelt ist für weibliche Patienten und Kinder, das andere wird von männlichen Patienten belegt. Der Generator läuft, und in den Zelten ist es angenehm kühl.  Einige Patienten leiden noch an Erbrechen und fühlen sich nicht wohl.  Anderen Patienten sind auf dem Weg der Besserung, sie schauen mit Zuversicht in die Zukunft. Die Verständigung ist schwierig, da zum einen der Schutzanzug und die Vermummung sehr hinderlich sind und zum anderen die Sprachbarriere ein Gespräch behindert.  Die Patienten  bedanken sich für die angenehmen Zelte und nennen diesen Teil „Germany“ und den anderen Teil, wo die suspected und concerned/confirmed  Patienten liegen „Africa“.

Immer wieder am Übergang von einem Raum zum anderen werden die Füße in die Waschschüssel mit Desinfektionsmittel gestellt. Dem Arzt und dem Personal gebührt  Lob und Anerkennung. Unter diesen extrem schwierigen Bedingungen zu arbeiten, sich der Gefahr bewusst zu sein, sich eine Infektion zuziehen zu können und das tägliche Leid zu sehen,  bedarf es einer starken Persönlichkeit.
Alles was in die Isolierstation mit hinein genommen wird, bleibt dort und wird später verbrannt.
Die Situation für die Patienten ist sehr schwierig. Die Zelte von action medeor bieten jedoch eine angenehme Atmosphäre und auch die Intimsphäre wird gewahrt.

Paynesville 15.11.2014 - Margret Gieraths-Nimene

Über die Gerlib-Klinik

Margret Gieraths-Nimene hat gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem liberianischen Arzt Dr.  Domo Nimene im Jahr 1985 die Gerlib-Klinik (Gerlib steht für German-Liberian) gegründet. Sie befindet sich in einem Vorort der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Ziel der Klinik war es, der meist armen Bevölkerung eine annähernd kostenlose medizinische Versorgung zukommen zu lassen.