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Podcast: Malaria

Behandlung von an Malaria erkrankten Kindern in Togo.

Behandlung von an Malaria erkrankten Kindern in Togo. © action medeor/B. Breuer

Malaria - Symptome, Vorbeugung und Behandlung: Hintergründe zu einer der verbreitetsten Infektionskrankheiten der Welt.

Seit der Gründung vor über 50 Jahren ist der Kampf gegen Malaria ein wichtiger Teil der Arbeit von action medeor. In der aktuellen Ausgabe des action medeor Podcast berichtet die angehende Apothekerin Gesa Gnegel über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und die Arbeit von action medeor in einem Malaria-Projekt in der Demokratischen Republik Kongo.

Der Podcast zum Nachlesen

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Podcasts von action medeor! Heute haben wir ein Schwerpunktthema für sie vorbereitet: es geht um die heimtückische Krankheit Malaria. Malaria, das ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten – ohne ärztliche Behandlung kann sie insbesondere für Kinder tödlich verlaufen.

Zu unserem Schwerpunktthema haben wir eine Reihe von Fragen zusammengestellt und unsere Expertin für diese Fragen ist heute eine junge angehende Apothekerin: herzlich Willkommen Frau Gesa Gnegel!

Hallo! Schön, dass ich hier sein darf!

Ich möchte sie unseren Hörerinnen und Hörern zunächst kurz vorstellen: Sie sind in Hamburg aufgewachsen und zur Schule gegangen, in Freiburg haben sie dann erfolgreich Pharmazie studiert und sie befinden sich nunmehr im sogenannten praktischen Jahr. Das hat sie ein halbes Jahr lang zu action medeor an den Niederrhein verschlagen. Wie kam es eigentlich dazu?

action medeor gesa gnegl sIn meinem Studium habe ich auch ein halbes Jahr lang in Zentralamerika in Costa Rica studiert und bin dort mit dem Gesundheitssystem und der Gesundheitslage vor Ort konfrontiert gewesen und war doch sehr überrascht. Also im Vergleich zu anderen Ländern in Zentralamerika ist Costa Rica wirklich toll was die Gesundheit angeht – im Vergleich zu Europa es ist natürlich nicht ganz so prima – und daraus hat sich bei mir der Wunsch entwickelt, mein Wissen über Gesundheit ein bisschen weiter in die Welt zu bringen. Und das hat mich dann zum Deutschen Medikamentenhilfswerk gebracht.

Jetzt haben wir das auch geklärt wie Sie zu action medeor gekommen sind – und jetzt die Fragen zu Malaria! Malaria ist eine sehr heimtückische Infektionskrankheit. Wo ist sie eigentlich zu Hause und wie viele Menschen sind davon betroffen?

Da fangen wir hinten an: Malaria ist wirklich eine der Erkrankungen mit den allermeisten Patienten weltweit, die WHO geht von 216 Millionen Patienten im Jahr aus. Davon versterben rund 445.000. Wo kommt Malaria vor? Malaria tritt vor allem in Nähe des Äquators auf. 91 Länder weltweit sind als Risikogebiet gekennzeichnet, die allermeisten Fälle (nämlich 80 Prozent) gibt es in Sub Sahara Afrika, aber auch in Südamerika und auch in China, Indien und den benachbarten Ländern haben wir einige Malariafälle zu verzeichnen.

Wie wird eigentlich diese Infektionskrankheit Malaria übertragen und welche Formen gibt es?

Malaria wird nicht von einem Bakterium und auch nicht von einem Virus ausgelöst, sondern von einem Plasmodium. Ein Plasmodium ist ein Tier, allerdings besteht es nur aus einer einzigen Zelle, es ist also ein sehr kleines Tier. Die Übertragung erfolgt über eine Mücke, die sogenannte Anopheles Mücke. In den Sekreten dieser Mücke kann sich das Plasmodium vermehren und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Es gibt verschiedene Verlaufsformen der Malaria: einmal die Malaria tertiana, quartana und tropica, die verschiedenen intensiv verlaufen. Der der verschiedene Verlauf und die verschiedenen Erkrankungsformen sind dadurch ausgelöst, dass es ähnlich wie beim Hund nicht nur einen Hund gibt, sondern verschiedene Rassen. Das ist auch bei dem Plasmodium der Fall, da gibt es Plasmodium vivax,  ovale und malariae, die sind eher harmlos, und dann gibt es noch Plasmodium falciparum das ist relativ gefährlich und führt auch zu dem schlimmsten Verlauf.

Also die unterschiedlichen Formen führen zu unterschiedlichen Krankheitsverläufen?

Genau.

Die Diagnose Malaria ist gar nicht so einfach zu stellen, die Symptome sind nicht eindeutig. Welche Symptome kennt man denn?

Das wichtigste Symptom bei der Malaria ist das Fieber, dieses Fieber tritt dabei nicht dauernd auf, sondern in sogenannten Fieberschüben, abgewechselt mit Fieberpausen. Die Schübe kommt dadurch zustande, dass sich die Plasmodien in den roten Blutkörperchen des Menschen vermehren und diese Blutkörperchen dann dadurch zerrstört werden und aufplatzen. Immer wenn es zu so einem Platzen in den Blutkörperchen kommt, bekommt der Patient Fieberschübe. Weitere Symptome sind Kopf- und Gliederschmerzen, häufig auch Übelkeit und vielleicht auch Erbrechen. Wenn Sie jetzt denken „das klingt ja eigentlich wie eine Grippe oder vielleicht wie ein Magen-Darm-Infekt“, dann liegen Sie genau richtig: Das ist nämlich das große Problem, weshalb man Malaria so schwierig von üblichen und ungefährlichen Erkrankungen abgrenzen kann. Zur Diagnose ist auf jeden Fall eine Blutuntersuchung nötig und die kann dann entweder mit dem Mikroskop erfolgen, oder auch durch eine biotechnologische Variante. Es gibt mittlerweile auch sogenannte Malaria-Schnelltests, die funktionieren ein bisschen ähnlich wie ein herkömmlicher Schwangerschaftstest: da wird nur ein ganz kleiner Tropfen Blut benötigt und dann kann anhand der Streifen abgelesen werden, ob eine Malariainfektion vorliegt oder nicht. Ganz einfach, sehr zuverlässig.

Wie wird Malaria in aller Regel behandelt und welche Schwierigkeiten gibt es dabei in den Entwicklungsländern?

Malaria sollte auf jeden Fall medikamentös behandelt werden. Der Goldstandard ist dabei die sogenannte Artemisinin-basierte Kombinationstherapie, man verwendet also eine Kombination aus zwei verschiedenen Wirkstoffen. Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen, wird dann über drei Tage fortgeführt und kann in der Regel auch mit Tabletten erfolgen. Man verwendet zwei oder sogar drei Wirkstoffe aus zwei verschiedenen Gründen: erstens sind viele Erreger weltweit schon resistent geworden und wenn man zwei Wirkstoffe gleichzeitig gibt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, den Erreger trotzdem zu „erwischen“. Außerdem wirken diese beiden Wirkstoffe in der Regel unterschiedlich schnell und unterschiedlich gut auf die verschiedenen Formen der Malaria. Damit schlägt man sozusagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Ein bisschen muss man aufpassen bei Schwangeren, die bekommen andere Wirkstoffe, weil bei der üblichen Malariatherapie die Sicherheit noch nicht endgültig geklärt ist.

Probleme sind zum einen die Diagnosestellung. Das kennt man sicher von zu Hause: wenn das Kind fiebert, gibt man erstmal ein Fiebermedikament und dann ist es für den Arzt sehr viel schwerer festzustellen, welche Erkrankung überhaupt vorliegt, da ja das Leitsymptom dann fehlt. Außerdem problematisch ist natürlich die Resistenzlage und gerade in der dritten Welt haben wir auch mit der Problematik des Zugangs zu kämpfen: können die Patienten in kurzer Zeit eine Gesundheitsstation aufsuchen und gibt es dort die richtigen Medikamente?

Wie sieht eigentlich die Malaria-Prophylaxe aus? Wie kann man eine Ansteckung verhindern?

Prophylaxe ist natürlich immer besser als die Therapie. Wir müssen hier unterscheiden zwischen der Prophylaxe von Menschen, die immer in den Risikogebieten leben und von Reisenden. Menschen, die immer in den Risikogebieten leben, sollten vor allem auf langärmlige Kleidung achten und vor allem in den Abend- und Nachtstunden – nämlich dann, wenn die Mücke aktiv ist – sollten sie Insektensprays verwenden, sogenannte Repellentien, die Sie in jeder Apotheke bekommen können. Sehr sehr wichtig und sehr hilfreich sind natürlich auch die Moskitonetze, unter denen geschlafen werden sollte – dabei muss man natürlich aufpassen, dass die Maschenweite klein genug ist, um die Mücke auch sicher abzuwehren und dass unter dem Netz keine Mücke mit eingeschlossen wird.

Für Reisende kann man außerdem noch eine medikamentöse Prophylaxe durchführen, also dass für den Reisezeitraum vorsorglich schon Malaria-Medikamente genommen werden.

action medeor engagiert sich sehr stark bei der Bekämpfung der Malaria. Wie sie diese Arbeit aus und welche Partner vor Ort gibt es?

Malaria ist in vielen unserer Projekte ein Thema – einfach weil es in so vielen Ländern der Welt ein Problem ist. Ein guter Ansatz ist zum Beispiel, dass unser Emergency Health Kit auch ein Malaria-Set enthält, also das sind die Medikamente, die im wirklichen Krisen- und Notfall ganz schnell und unkompliziert an den Einsatzort gebracht werden können. Außerdem haben wir im Moment ein spezielles Malaria-Projekt im Kongo laufen mit einem besonderen Ansatz: es ist nämlich ein kombiniertes Projekt aus Ernährung und Malaria. Der Zusammenhang hierbei liegt darin, dass mangelernährte Menschen, insbesondere Kinder, natürlich ein sehr viel schwächeres Immunsystem haben und damit auch deutlich anfälliger für Malariaerkrankungen sind – und wenn sie diese bekommen, auch sehr viel schneller daran versterben.

Deshalb wird nun diesem Projekt sowohl einmal der Ernährungszustand der Bevölkerung gearbeitet und auch an der Malaria-Situation. Was dabei gemacht wird, ist, dass Patienten im Kongo gratis behandelt werden können – das ist wichtig, da im Kongo im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staaten die Malariatherapie noch nicht vom öffentlichen Gesundheitssystem bezahlt wird. Die Patienten müssten die Kosten selber tragen und das ist für viele Menschen vor allem in ländlichen Regionen ein großes Problem. Außerdem werden Schulungen durchgeführt, in denen den Menschen nahegebracht wird, wie sie sich vor der Malaria schützen können: zum Beispiel wie sie das Malaria-Netz richtig aufhängen müssen, damit die Moskitos auch fernbleiben in der Nacht.

action medeor ist immer sehr wichtig, mit lokalen Partnern zusammenzuarbeiten, da diese natürlich die Lage vor Ort viel besser abschätzen können als wir externe. Auch bei diesem Projekt im Kongo gibt es zwei lokale Partner, das sind Assistance aux Enfants Abandonnés et orphelins und das Centre nutritionnel et Alimentaire.

Dieses Engagement und die Hilfe kosten Geld, viel Geld. Gibt es dafür ein Beispiel?

Da ich tatsächlich ein paar Zahlen gefunden: gemäß der WHO werden jedes Jahr 2,7 Milliarden US Dollar für die Bekämpfung von Malaria aufgewendet weltweit. Das Geld kommt jetzt nicht ausschließlich von action medeor, aber wir versuchen auch ein Teil beizutragen. Zum Beispiel das Projekt im Kongo, von dem ich gerade berichtet habe, hat ein Finanzierungsvolumen von 120.000 Euro. Jede kleine Spende ist willkommen.

Wie kann der Einzelne helfen?

Mit Ihren Spenden können wir natürlich viel bewirken: Medikamente um einen Menschen zu heilen kosten weniger als 1 Euro, mit fünf Euro können wir ein Malaria-Netz kaufen und dann an die Familien vor Ort verteilen.
Für Lehrer gibt es außerdem auf unserer Homepage Schulungsmaterialien für ein kleines Malaria-Projekt mit ihren Schülern die finden sie in der Kategorie „Spenden und helfen“ unter „Bildungsangebote“ – „Unterrichtsmaterialien“ und dann „Malaria“.

Ist dieser Vergleich denn jetzt hier einfach mal passend: der Kampf gegen Malaria es wie die Arbeit des griechischen Helden Sisyphus: sie endet nie. Oder haben sie Hoffnung, dass man die Malaria eines Tages zumindest in den Griff bekommt?

Malaria ist tatsächlich eine sehr typische Erkrankung: das liegt daran, dass der Erreger Plasmodium verschiedenen Lebensstadien durchläuft – ganz ähnlich wie aus der Kaulquappe irgendwann mal ein Frosch wird – so entwickelt sich auch Plasmodium im menschlichen Körper in verschiedenen Stationen in der Leber, im Blut und dann auch wieder in der Mücke. Dadurch ist er für das Immunsystem sehr schwer aufzuspüren und auch für die Medikamente schwer zugänglich. Außerdem wird so die Entwicklung eines Impfstoffes sehr erschwert. Tatsächlich gibt es im Moment zwar einige Forschungsansätze, aber noch keinen richtigen Durchbruch in der Impfstoffforschung. Außerdem hinzu kommt der Klimawandel: dadurch, dass es in vielen Regionen der Welt wärmer wird, kann sich auch die Anopheles-Mücke (der Überträger) verbreiten und somit mehr Menschen gefährden.

Auf der anderen Seite muss man auch bedenken, dass die Anzahl an Todesfällen an Malaria in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen ist. Also es gibt Fortschritte, aber Malaria wird uns trotzdem noch einige Zeit in Atem halten.

Ja, vielen Dank für diese Antworten! Persönlich alles Gute für die weitere Zukunft und vielen Dank für Ihre Antworten!

Das war es – Sie hörten eine neue Ausgabe des action medeor Podcast. Noch einmal eine herzliche Bitte: jeder Euro ist eine Hilfe! Also nicht vergessen, wir benötigen Ihre Spende! Am besten gleich auf die Webseite www.medeor.de gehen, dort finden sie auch weitergehende Informationen zum Thema Malaria. Auf Wiederhören bis zum nächsten Mal – Tschüss aus Tönisvorst!

So können Sie helfen

Unterstützen Sie action medeor im Kampf gegen Malaria mit Ihrer Spende. Bereits mit einem Euro kann ein an Malaria erkranktes Kleinkind behandelt werden.

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Helfen ist selbstverständlich

„Würden meine Familie und ich von einer Naturkatastrophe getroffen werden, würde ich mir auch wünschen, dass es Menschen gibt, die uns helfen. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, Menschen, die in Not geraten sind, zu unterstützen.”

Heike Wennmacher, Spenderin