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Podcast: Globale Gesundheit

© action medeor / B. Breuer

Der Zugang zu Gesundheitsversorgung verschlechtert sich für die ärmere Bevölkerung weltweit zunehmend. Jeder dritte Mensch hat keinen Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung.

Anlässlich des 40. Jahrestages der Erklärung von Alma Ata kommen am 25. und 26. Oktober in Astana erneut Staats- und Regierungschefs, Gesundheitsminister und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen zu einer globalen Konferenz über die primäre Gesundheitsversorgung zusammen. Christoph Bonsmann, Vorstand von action medeor, erklärt in dieser Ausgabe des action medeor Podcast, warum es so wichtig ist, die primäre Gesundheitsversorgung zu stärken.

Der Podcast zum Nachlesen

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des Podcasts von action medeor. Sie kennen doch sicherlich den Spruch „Gesundheit, das ist die Abwesenheit von Krankheit“ und wenn wir mal krank werden, dann können wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt nutzen. Doch was für uns selbstverständlich ist, das ist für weite Teile der Weltbevölkerung nicht möglich. Weltweit sterben heute Millionen Menschen an Krankheiten, die sehr leicht behandelt werden könnten. Gesundheit ist ein Menschenrecht. Das haben vor 40 Jahren über 100 WHO-Mitgliedstaaten auf der Konferenz von Alma Ata offiziell anerkannt. 40 Jahre danach ist die Situation nicht viel besser geworden und darüber wollen wir heute sprechen und über eine Ausstellung die action medeor dazu zusammengestellt hat. Mein Name ist Kaspar Müller-Bringmann.

Nur mit einer primären Gesundheitsversorgung lässt sich erreichen, dass alle Menschen auf der Welt Zugang zur Gesundheitsversorgung bekommen. Bei mir ist Christoph Bonsmann, er ist Vorstand bei action medeor. Herr Bonsmann, was versteht man eigentlich unter primärer Gesundheitsversorgung?

action medeor vorstand bonsmann copyDie primäre Gesundheitsversorgung ist eine Basisgesundheitsversorgung die nah am Menschen dran ist und ist darüber hinaus auch ein Konzept im Englischen heißt das dann Primary Health Care Concept. Manchmal irreführend, weil Primary Care ist auch die Erstversorgung. Dann denkt man, das ist sozusagen der der Verbandskasten, die Erste Hilfe für die Menschen. So ist es aber nicht gedacht. Es ist ein allumfassendes, holistisches Konzept, was den Menschen vor Ort mitnimmt, besonders im Bereich Prävention. Also das Verhindern von Krankheiten, Zugang zu sauberem Trinkwasser, zu guter, ausgewogene Ernährung, eine Lebensweise, die ein gesunden Lebens ermöglichen soll. Das ist alles Primary Health Care, also primäre Gesundheitsversorgung. Das heißt aber auch, dass der Patient, wenn er dann krank wird, kurze Wege zu einer Gesundheitsversorgung hat.

40 Jahre nach Alma Ata, was hat sich da getan? Ist die Situation nicht besser geworden?

Die Situation ist besser geworden. Sie müssen sich vorstellen, vor 40 Jahren hatten wir die jungen afrikanischen, selbständigen Länder und auf der anderen Seite die westlichen, sehr weit entwickelten Länder. Vor allen Dingen die USA, woran mit einer Hochtechnologie in Gesundheitsbereich eine exzellente Gesundheitsversorgung für bestimmte Teile der Bevölkerung hoch technologisierten und auf der anderen Seite dann die arme Bevölkerung in Afrika, die sich das gar nicht leisten konnte. Die Frage war, in welche Richtung wollen wir denn eigentlich gehen? Wir können uns das nicht leisten, dass die Amerikaner uns vormachen oder andere Industriestaaten. Was könnte also eine adäquate Lösung für unsere Herausforderung sein? Die Konferenz von Alma Mata mit 123 teilnehmenden Ländern war dabei bahnbrechend. Organisiert von der Weltgesundheitsorganisation kamen sie zum Schluss, wir stellen den Menschen mit seinen Bedürfnissen und den Staat mit seinen Fähigkeiten in den Mittelpunkt und finden da ein Kompromiss und der Kompromiss ist aus meiner Sicht heute so aktuell wie er damals war und es konnten auch gute Erfolge erzielt werden. Wobei wir eben noch nicht am Ende sind.

Welche Erfolge konnten erzielt werden?

Zum Beispiel die Lebenszeit, die Lebenserwartung konnte erhöht werden. Damals lag sie bei 63 Jahren, jetzt liegt sie bei 72 Jahren. Die Müttersterblichkeit ist zwischen 1990 und 2015 um 43 Prozent gesunken. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist in den letzten Jahren stark gesunken. Also einer der großen Erfolge zum Beispiel ist die Reduzierung der Malaria. Vor zehn Jahren stand ich vor dem Mikrofon und hab gesagt: „Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind”, vor fünf Jahren etwa waren es alle 60 Sekunden. Heute sagen wir: „Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria” und auch das ist nicht notwendig. Wir können Malaria verhindern. Tolle Erfolge. Aber auf der anderen Seite stellen wir fest, dass die Gesundheitsausgaben in letzter Zeit aufgrund der ökonomischen Krise vieler Länder sinken und damit auch die Anfälligkeit. Nun gibt es eine Agenda 2030 der UNO, der Vereinten Nationen.

Was beinhaltet die, was sind die Ziele dieser Agenda?

Das nennt sich die nachhaltigen Entwicklungsziele. Bis zum Jahre 2030 haben sich eigentlich alle Länder der Weltgemeinschaft auf diese 17 Nachhaltigkeitsziele geeinigt. Für uns besonders wichtig ist das Ziel Nummer drei, nämlich das Gesundheitsziel. Verkürzt wird dort ausgesagt, dass allen Menschen die Möglichkeit eingeräumt werden soll, ein gesundes, ausgewogenes Leben zu führen und dass wir uns alle verpflichten, alle Länder darauf verpflichten, dies ist auch zu ermöglichen. Warum ist das so wichtig für uns? Im letzten Jahrzehnt ist der Gesundheitsaspekt, vor allen Dingen in der Entwicklungszusammenarbeit zu kurz geraten. In den 60er-70er Jahren wurden Krankenschwestern, Ärzte entsendet, wurden die großen Impfkampagnen eingeführt, Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Brunnen gebohrt und so weiter und so fort. Es war sehr erfolgreich. Aber aus irgendeinem Grunde ist es nicht mehr so im Fokus heute wie es damals war. Natürlich gibt es viele Krankenschwestern. Natürlich gibt es da auch Ärzte in Entwicklungsländern. Das heißt aber, es ist so wichtig wie damals auch heute diese Dienste zu unterstützen. Für uns ist es das Nachhaltigkeitsziel Nummer drei, die Gesundheit, deshalb so wichtig um das auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Wir müssen weiterhin in Gesundheit investieren, auch um solchen großen Epidemien wie beispielsweise Ebola im Jahr 2014 zu verhindern oder schnell einzudämmen.

Das ist wohl auch ein Ziel der Ausstellung die von action medeor konzipiert worden ist, auf dieses Problem hinzuweisen.

Ja, wir der Bereich globale Gesundheit, wir sind eine Welt, normale Grenzen greifen nicht mehr bei all umspannenden Epidemien. Um diese Epidemien einzugrenzen brauchen wir eine solide Basisgesundheitsversorgung. Immer nur die Feuerwehr zu spielen im Falle einer Katastrophe ist erstens sehr, sehr teuer und zweitens ist manchmal auch gar nicht möglich dann vor Ort rechtzeitig zu sein. Wir möchten mit dieser Ausstellung darauf aufmerksam machen, dass wir alle ein Teil dieser Weltgemeinschaft im Bereich Gesundheit sind und dass wir alle einen Teil dazu beitragen können, diese Katastrophen in Zukunft zu minimieren oder gar ganz zu verhindern.

Vielen Dank Herr Bonsmann.

Das war eigentlich schon unser Podcast. Aber ich will noch mal auf die Ausstellung hinweisen. Die Ausstellung „Globale Gesundheit beginnt bei uns“ ist bis zum 8. November in der Evangelischen Hauptkirche in Mönchengladbach-Rheydt zu sehen. In München-Haar im Rathaus vom 15. bis zum 28. November, in Herzogenrath bei Aachen im Nell-Breuning-Haus vom 29. November bis zum 7. Dezember und im Kreishaus in Viersen vom 13. Dezember bis zum 20. Dezember. Ein weiterer Ausstellungsort wird Magdeburg sein. Alle Informationen finden sie auch unter medeor.de. Auch Informationen, wie sie uns helfen können, wie sie den Menschen helfen können. Denn wir sind auf ihre Spenden angewiesen. Auch dort finden sie Informationen wie sie helfen können und sie wissen ja, jeder Euro kann helfen. Trotz aller ernsten Themen wünschen wir ihnen eine gute Zeit. Bis zum nächsten Mal zum Podcast bei und von action medeor. Empfehlen sie uns bitte weiter.



Recht auf medizinische Versorgung

„Ich unterstütze action medeor, weil das Recht auf medizinische Versorgung keine Landesgrenzen kennen sollte.“

Marieluise Karastergios-Busch, Spenderin