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Podcast: Bericht aus Guatemala und Stand der Hilfe im Südsudan

Im action medeor Podcast berichten wir aus den Projekten in Guatemala. Außerdem im Fokus: die Nothilfe für die Menschen im Südsudan.

Für die Projektarbeit von action medeor ist Guatemala eins der Schwerpunktländer in Lateinamerika. Die action medeor Mitarbeiterinnen Lea Ferno und Christina Padilla reisten im November in die Projektgebiete, um sich von den Fortschritten der Arbeit im Bereich Gesundheitsversorgung und der Stärkung von Frauen zu überzeugen. Was sie auf dieser Reise erlebt haben und welche Aktivitäten die Projekte von action medeor beinhalten berichten sie in unserem Podcast.

Außerdem in dieser Folge: Stefan Marx, bei action medeor zuständig für die Koordinierung der Medikamentenlieferungen in den Südsudan, berichtet über den aktuellen Bedarf im Land und die Hilfe, die action medeor dort leistet. Hören Sie rein!

Der Podcast zum Nachlesen

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Podcasts von action medeor. Heute gehen wir von Tönisvorst am Niederrhein aus auf große Weltreise. Nein, nein, wir bleiben schön am Niederrhein. Aber die action medeor Projektleiterinnen Lea Ferno und Christina Padilla waren kürzlich in Guatemala. Sie berichten uns gleich über Verbesserungen bei der Basisgesundheitsversorgung und über die Betreuung und Behandlung von traumatisierten Frauen und Mädchen in dem mittelamerikanischen Land. Danach beleuchten wir zusammen mit Stefan Marx noch die Arbeit von Schwester Gracy im Südsudan und das aus einem besonderen Grund verbunden mit einer Bitte. Mein Name ist Kaspar Müller-Bringmann.

Wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen. So auch Lea Ferno und Christina Padilla die jetzt bei mir sind. Ja, Guatemala, das ist ein weiter Weg. Wie sind sie dahin gekommen ja und wo liegt überhaupt Guatemala?

action medeor christina padillaMeine Kollegin und ich sind mit dem Flugzeug geflogen. Wir sind zunächst von Düsseldorf nach Amsterdam, dann nach Panama City und dann nach Guatemala Stadt geflogen. Das hat so ungefähr einen Tag gedauert. Das Schöne war, wir sind morgens losgeflogen und abends angekommen weil sieben Stunden Zeitunterschied zwischen Deutschland und Guatemala bestehen.

Wie lebt es sich da in Guatemala? Was sind ihre Eindrücke?

Guatemala liegt ja in Mittelamerika südlich von Mexiko. Es ist vom Klima her natürlich ganz anders. Wir waren jetzt im November vor Ort. Es heißt, dass Guatemala das Land des ewigen Frühlings ist. Deswegen war es deutlich wärmer. Die meisten Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Das merkt man sehr deutlich. Man sieht es an der Infrastruktur, an den Häusern und da setzen wir auch tatsächlich an, weil die Gesundheitsversorgung ein großes Problem ist. Deswegen führen auch viele vermeidbaren Krankheiten wie auch Atemwegskrankheiten, Durchfallerkrankung zu einer lebensbedrohlichen Situation, wenn sie nicht behandelt werden. Das heißt vor allem die ländliche indigene Bevölkerung in Guatemala hat sehr weite Wege zu dem nächsten Gesundheitszentrum und deswegen ist es bis zu lebensbedrohlich, selbst wenn man eine einfache Atemwegserkrankung hat.

Nun gibt es in Guatemala noch ein weiteres riesiges Problem. Da geht es um Mädchen und Frauen.

Ja und da geht es um Gewalt gegen Frauen. Die ist in Guatemala allgegenwärtig. Vor allem die häusliche und sexualisierte Gewalt ist ein Problem.

Frau Ferno, es gibt zwei Programme mit vier Partnern. Dabei geht es auf der einen Seite um Prävention bei Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Andererseits aber auch wie man nachher helfen kann. Wie sieht das aus?


action medeor mitarbeiter ferno lea 2685 copyGenau, an dem Programm da arbeiten wir mit zwei Partnern, einmal ASOGEN und PIES. Dabei geht es um Präventionsmaßnahmen aber auch um die Betreuung von Überlebenden von Gewalt. Unser Partner PIES beispielsweise arbeitet mit Angestellten aus dem Gesundheitssektor und auch aus dem Justizsektor zusammen. Dabei geht es darum, dass man die Angestellten beispielsweise verschiedenen Formen von Gewalt schult und man dadurch versucht, eine bessere oder gute Betreuung der Opfer oder Überlebenden zu gewährleisten. Außerdem arbeitet der Partner auch mit indigenen Autoritäten zusammen. Es werden Sensibilisierungs-Workshops angeboten, weil diese Autoritäten teilweise oder meistens die Menschen sind, die sich um die Fälle von Gewalt in ihrer Gemeinde kümmern. Auf unserer Dienstreise im November war es auch ganz schön, dass wir auch mit Teilnehmenden dieser Workshops sprechen konnten und man sehen konnte, wie die Menschen berichtet haben. Eben wie diese Zusammenarbeit ihr Leben positiv verändert, weil sie einfach neue Kenntnisse erlangt haben über das Thema Gewalt gegen Frauen.

Warum ist das eigentlich so ein großes Thema gerade in diesem mittelamerikanischen Land?

Ich würde sagen, dass es eigentlich auf der ganzen Welt ein großes Thema ist. Auch hier in Deutschland gibt es leider viele Fälle von häuslicher Gewalt. Aber in Guatemala ist es eben ein Problem, dass es nach wie vor ein Tabuthema ist und dass Gewalt auch normalisiert ist, also, dass viele Gewalt als normal ansehen.

Es gibt aber auch ein weiteres Problem in Guatemala. Da geht es um die Gesundheitsversorgung. Damit ist es nicht besonders bestellt. Frau Padilla, wie sieht es aus, dort in Guatemala?

Es gibt eine sehr schlechte Infrastruktur. Das heißt, dass es in der medizinischen Versorgung eine Unterversorgung gibt, dass die Wege sehr Weit sind und dass deswegen Menschen, die einen Arzt brauchen oder irgendwie erkranken keine Möglichkeit haben, diesen aufzusuchen, weil es entweder keinen Arzt, gibt keine Gesundheitsstationen oder die Wege auch sehr weit sind.

Wie kann action medeor mit den Partnern vor Ort helfen?

Wir knüpfen vor Ort an schon bestehende, traditionelle Strukturen an. Wir arbeiten hauptsächlich mit der ländlichen indigenen Bevölkerung und dort gibt es schon z.B. Gesundheitspromotorinnen und –promotoren und traditionelle Geburtshelferinnen. Dort bilden wir diese Menschen fort, die schon gewisse Grundkenntnisse haben, vertiefen diese und schauen, dass sie einerseits schon reagieren können und andererseits dann an die bestehenden staatlichen Strukturen die Leute überweisen können. Das heißt, dass sie den Transport organisieren und dass sie auch so zusammenarbeiten, dass die Menschen eben medizinisch versorgt werden können.

Die Basisgesundheitsversorgung ist das Eine, aber das andere Problem ist auch die Ernährung, Frau Padilla.

Wir arbeiten, wie gesagt, hauptsächlich mit der ländlichen indigenen Bevölkerung zusammen. Gerade diese Menschen sind von Armut sehr stark betroffen. Deswegen haben wir eine Ernährungs-Komponente in unserem Programm. Dort sieht es so aus, dass Familien Saatgut, Kaninchen und Hühner bekommen um die eigene Familie zu versorgen und wenn möglich, darüber hinaus sogar noch ein bisschen auf dem lokalen Markt verkaufen zu können. Damit können sie dann wiederum Einkommen für die Familie generieren, damit es der ganzen Familie besser geht.

Ein Highlight der Reise war ganz bestimmt ein besonderes Ereignis, Frau Ferno, die Einweihung eines Fortbildungszentrums.

Genau, es war sehr erfreulich, dass wir auf der Reise dabei sein konnten als dieses Fortbildungszentrum für Gesundheitspromotorinnen und -promotoren und für traditionelle Geburtenhelferinnen eingeweiht wurde. Zu dem Fortbildungszentrum gehört außerdem auch noch eine kommunale Apotheke da kann dann zum einen die Bevölkerung aber eben auch die Promotorinnen und Promotoren oder Geburtshelferinnen ihre Medikamente zu besseren Preisen kaufen. Das Schöne war, dass einfach die ganze Gemeinde mitgeholfen hat dieses Zentrum aufzubauen. Wir haben zum Beispiel auch mit Frauen vor Ort gesprochen und sie haben gesagt, dass sie schon lange so ein Zentrum haben wollten und sehr stolz darauf sind, dass es jetzt endlich aus der gemeinsamen Kraft erbaut wurde. Die ganze Gemeinde war vor Ort und sie haben das Gebäude geschmückt mit Blumen und Palmenblättern um zu feiern, dass sie jetzt dieses Zentrum haben.

Die Projekte wirken, die Projekte gehen voran. Wie lange laufen diese Projekte noch?

Das Projekt zur Basisgesundheit und Ernährungssicherung endet Ende September 2019 und das Projekt zum Thema Gewalt gegen Frauen geht noch bis 2020.

Und die Aussichten, dass es möglicherweise verlängert wird?

Mit dem einen Partner haben wir die gute Nachricht, dass es ein neues Projekt geben wird, weil die auch ein Frauenberatungszentrum eröffnen möchten um Opfer von Gewalt medizinisch, psychologisch und juristisch zu betreuen.

Ein Leben für die Kinder im Südsudan, das ist das Leben von Schwester Gracy und ihrem Team. Stefan Marx von action medeor kennt die Ordensschwester.

Wer ist Schwester Gracy und wie sieht die Arbeit von ihr aus, Stefan Marx?

action medeor staff mitarbeiter marxSchwester Gracy arbeitet seit über 20 Jahren im Südsudan. Sie kennt sich bestens mit der Situation vor Ort aus und hat aus der Not, der Tugend selbst ein Krankenhaus erschaffen. Ich habe über die letzten zwei Jahre das Projekt begleitet vom Rohbau bis heute zur Fertigstellung. Sie bildet Krankenschwestern und Hebammen aus und kümmert sich insbesondere um unterernährte Kinder und auch um die gesamte Krankenversorgung im Norden von Wau.

Die Kinder leiden insbesondere in dem Gebiet unter Malaria.

Malaria ist ein Thema zur Regenzeit. Unterernährte Kinder sind bei Malaria mehr gefährdet als andere. Da sie auch schon an Anämie leiden sind das die Fälle, die meistens auch tödlich enden können.

Schwester Gracy und ihr Projekt im Südsudan stehen im Mittelpunkt der Weihnachtsspendenaktion von action medeor. Warum?

Die Bedürfnisse der Leute vor Ort sind einfach viel größer als was selbst medeor leisten kann. Aber wir versuchen natürlich, die Not so weit wie möglich zu lindern. Eine Behandlung für ein Kind das an Malaria leidet kostet im Schnitt circa nur einen Euro. Also man kann mit kleinen Beträgen eigentlich schon riesen Hilfe leisten. Aber es ist natürlich viel mehr Geld notwendig.

Können sie vielleicht auch schon zwei, drei Beispiele nennen?

Schwer unterernährte Kinde benötigen mindestens ungefähr 62 Euro für eine Behandlung von sechs Wochen um sie wieder aufzupäppeln und sie wieder an normale Nahrung gewöhnen zu können.

Jeder Euro ist also wichtig! Daher unsere herzliche Bitte: Spenden Sie bitte für Schwester Gracy und ihr Team und helfen Sie den Kindern im Südsudan! Herzlichen Dank dafür.

Weitere Informationen zu dieser besonderen Spendenaktion finden sie unter medeor.de im Internet. Stefan Marx übrigens wird im Februar kommenden Jahres in den Südsudan reisen und sich persönlich davon überzeugen, dass Ihre Spende in guten Händen ist und hilft, Kinderleben zu retten. Das war der Podcast von action medeor. Schön, dass sie uns gehört haben. action medeor wünscht Ihnen eine schöne Adventszeit, besinnlichen Weihnachtsfeiertage und für 2019 wünschen wir Ihnen und uns nur gute Nachrichten. Auf Wiederhören im kommenden Jahr. Herzliche Grüße vom Niederrhein.



Wenn Hilfe ankommt

„Wenn wir von unseren Partnern die Rückmeldung bekommen, dass die Pakete sicher angekommen sind, macht mich das stolz. Zu hören, dass die Arbeit, die für mich so alltäglich ist, für viele Menschen einen großen Unterschied macht, ist ein tolles Gefühl.”
Marc Hitz, Mitarbeiter im Medikamentenlager