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Hingeschaut – action medeor Blog Sierra Leone: Genitalbeschneidung – eine kulturelle Praxis im Umbruch

Hannah Yambasu sensibilisiert Eltern, Mädchen und Jungen für die schlimmen Folgen der Genitalverstümmelung

Hannah Yambasu sensibilisiert Eltern, Mädchen und Jungen für die schlimmen Folgen der Genitalverstümmelung © action medeor/WAVES

Vanessa Hugo, Referentin für Sierra Leone bei action medeor, berichtet über ihre Erfahrungen und Erfolge in der Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation WAVES in Sierra Leone.

action medeor staff hugo vanessa 4377 sIch sitze an meinem Schreibtisch in Tönisvorst. Am Handy habe ich Hannah Yambasu in Sierra Leone, die Gründerin und Direktorin unserer Partnerorganisation WAVES. Eine Frau und ihre Organisation, die uns mit ihrer Zuversicht, ihrem Mut und Einsatz immer wieder beeindrucken.

Sie berichtet mir über den Fall einer jungen Frau, die an den Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung gestorben ist. Hannah hat ihre Weihnachtsferien damit verbracht, den Fall aufzuklären. Sie sagt, dass sie sich nun ein paar Tage Erholung gönnen würde, aber im nächsten Satz sagt sie bereits, dass sie notfalls vor den westafrikanischen ECOWAS-Gerichtshof ziehen würde, um Gerechtigkeit für diesen Fall zu erlangen. Kein leeres Versprechen – im Jahr 2017 hat sie zusammen mit anderen Organisationen den Staat Sierra Leone wegen eines Schulverbots für schwangere Mädchen verklagt. Im Dezember 2019 wies das Gericht Sierra Leone an, das Schulverbot für Schwangere aufzuheben.

In Sierra Leone sind ca. 86 Prozent der Mädchen und Frauen beschnitten. Auch Hannah hat im Alter von zehn Jahren diese Erfahrung am eigenen Leib machen müssen. Die Praxis ist kulturell tief verankert und wird nicht hinterfragt. Für Mädchen hat sie große negative gesundheitliche Folgen und geht mit Pflichten wie Heirat und Geschlechtsverkehr einher.

Gemeinsam mit WAVES hat sich action medeor in 2021 gegen dieses Ritual eingesetzt. Knapp 1.300 Personen wurden über die negativen Folgen der Praxis aufgeklärt, Eltern beraten und Mädchen und Jungen in Schulclubs gestärkt, sich für die Abschaffung der Praxis einzusetzen. Lokale Autoritäten machten ihre Unterstützung für das Projekt öffentlich. Es wurden öffentliche Aktionen zur Abschaffung der Praxis am internationalen Mädchentag von den Zielgruppen durchgeführt. Ein Umdenken hat begonnen. Mädchen- und Frauenrechte werden zunehmend mehr geachtet und Gemeindemitglieder begeistern mit ihrem Einsatz benachbarte Dorfgemeinschaften für die Mitarbeit.

Hannahs Vision, dass jedes Mädchen und jede Frau in Sierra Leone ein Leben frei von Gewalt führen kann, rückt ein kleines Stück näher. 2022 wird action medeor ein Fortsetzungsprojekt mit WAVES starten.



Helfen ist selbstverständlich

„Würden meine Familie und ich von einer Naturkatastrophe getroffen werden, würde ich mir auch wünschen, dass es Menschen gibt, die uns helfen. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, Menschen, die in Not geraten sind, zu unterstützen.”

Heike Wennmacher, Spenderin