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Hingeschaut – action medeor Blog Angekommen in einem neuen Leben

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    In seiner Heimat Syrien arbeitete Samir Alrefae zwölf Jahre lang als Pharmazeut. Jetzt hofft er auf eine gute Arbeit in Deutschland.
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    Kurz vor seiner Flucht fotografierte Samir Alrefae seine zerstörte Heimat. Von vielen Gebäuden sind nur Trümmer übrig geblieben.

Seit über fünf Jahren hält die Gewalt in Syrien an. Fast ein Viertel der Bevölkerung hat seither das Land verlassen. Einer von Ihnen ist der Pharmazeut Samir Alrefae. Er berichtet über die lange und gefährliche Flucht, die ihn schließlich nach Deutschland führte - und als Praktikant zu action medeor.

Ich wurde vor 43 Jahren in Darra geboren, einer kleinen Stadt etwa 100 Kilometer südlich von der syrischen Hauptstadt Damaskus. Vor dem Krieg hatte ich dort ein gutes Leben. Nach meinem Pharmaziestudium in Russland habe ich in Darra eine Apotheke besessen. Zwölf Jahre habe ich als Apotheker gearbeitet und konnte mir für mich und meine Familie ein schönes Haus leisten. Unser Leben war in Ordnung.

Durch den Krieg hat sich alles verändert, leider zum Schlechten. Menschen wurden ohne erkennbaren Grund verhaftet, ich hatte Angst um meine Familie. Weil ich als Apotheker Menschen geholfen habe, die bei Demonstrationen verletzt wurden, war auch ich in Syrien nicht mehr sicher. In meiner Heimat ist nichts mehr wie es war: Es ist alles kaputt, die Geschäfte, die Häuser, alles. Meine Familie habe ich dann in der Wohnung meines Bruders in Damaskus in Sicherheit gebracht. Im Mai 2014 habe ich mich entschlossen, Syrien zu verlassen.

Auf der Flucht

Im Juni bin ich zunächst aus dem Libanon nach Russland geflogen. Durch mein Studium spreche ich Russisch und habe gehofft, dort Arbeit zu finden. Leider hatte ich dort aber keinen Erfolg. Nach drei Monaten musste ich aufgeben. Über die Türkei bin ich dann mit dem Boot nach Griechenland gefahren. Die Überfahrt war sehr gefährlich, dieses Erlebnis werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Zusammen mit sieben anderen Männern sind wir zur albanischen Grenze aufgebrochen, teilweise mit Autos der Schlepper, teilweise sind wir gelaufen. Aber auch in Albanien waren wir noch nicht sicher. Als wir dort für eine Woche im Wald übernachten mussten, wurden wir von einer Gruppe Schmuggler überfallen und ausgeraubt. Sie nahmen mir meinen Rucksack, von dem Moment an hatte ich nichts mehr. Über Montenegro, Serbien, Ungarn und Österreich bin ich dann nach Deutschland gekommen.

Angekommen in Deutschland

Inzwischen bin ich schon seit Dezember 2014 in Deutschland. Ich war sehr glücklich, als ich es endlich geschafft hatte. Viele Menschen hier haben mir von Anfang an geholfen. Zuerst habe ich in St. Tönis in einer Wohnung für Flüchtlinge gewohnt. Über die Flüchtlingshilfe Tönisvorst habe ich eine Mitarbeiterin von action medeor kennen gelernt. So war es möglich, dass ich für einen Monat ein Praktikum in der Pharmazie von action medeor machen konnte.

Vor sechs Monaten konnten dann zum Glück auch meine Frau und meine Kinder nach Deutschland kommen. Wir wohnen jetzt zusammen in einer Wohnung in St. Tönis. Nun ist es mein größter Wunsch, eine gute Arbeit finden, damit ich meine Familie selbst ernähren kann. Dann hoffe ich, dass ich Deutschland etwas zurückgeben und die Menschen in Syrien unterstützen kann.



Wenn Hilfe ankommt

„Wenn wir von unseren Partnern die Rückmeldung bekommen, dass die Pakete sicher angekommen sind, macht mich das stolz. Zu hören, dass die Arbeit, die für mich so alltäglich ist, für viele Menschen einen großen Unterschied macht, ist ein tolles Gefühl.”
Marc Hitz, Mitarbeiter im Medikamentenlager