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Hingeschaut – action medeor Blog Die indigene Bevölkerung braucht traditionelle Geburtshelferinnen
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- 09. August 2016
Projektreferentin Luise Krumm nimmt den Tag der indigenen Bevölkerung zum Anlass, um von ihrer Begegnung mit einer indigenen Geburtshelferin aus Guatemala zu berichten.
„Meine Kollegin Charlotte Nelles und ich reisten im Februar dieses Jahres im Rahmen einer Projektbetreuungsreise nach Guatemala. Hier hatte ich die Gelegenheit, María Bolóm, eine traditionelle Geburtshelferin und ausgebildete Hilfskrankenschwester, zu treffen und sie zu interviewen.
María Bolóm ist schon auf den ersten Blick eine sehr beeindruckende Frau. Die traditionelle Geburtshelferin berichtet mir mit einem stolzen Lächeln, dass sie schon unzählige Geburten erfolgreich betreut hat.
Die Bedeutung der traditionellen Geburtshelferinnen für die Indigenen
In den von insgesamt 23 unterschiedlichen indigenen Völkern besiedelten Gebieten Guatemalas, wird ein Großteil der Geburten von traditionellen Geburtshelferinnen betreut. Sie sind für schwangere Frauen oft die Einzigen, die sie während, vor und nach der Geburt ihrer Kinder gesundheitlich betreuen können. Da Krankenhäuser in den oft ländlichen Gebieten meist zu weit entfernt sind und der Transport und die Behandlung oft zu teuer sind, sind die Geburtshelferinnen überlebenswichtig!
María erklärt mir in unserem Gespräch, dass aber nicht nur der weite Weg oder die Behandlungskosten Gründe sind, die schwangere Frauen davon abhalten, öffentliche Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen – auch die Sprachbarriere und Diskriminierung sind für viele indigene Frauen ein großes Problem. Laut María haben viele Frauen oft sogar Angst vor der Behandlung im Krankenhaus. Wie ein Großteil der indigenen Bevölkerung sprechen sie häufig nur wenig Spanisch und können sich so mit Ärzten und dem Pflegepersonal, das meist keine der in Guatemala vertretenen indigenen Sprachen spricht, nicht verständigen. Zudem ist Diskriminierung der indigenen Bevölkerung leider immer noch ein großes Problem in Guatemala.
María erzählt mir in diesem Zusammenhang von einem Vorfall, bei dem Krankenschwestern sie mit Hilfe der Polizei aus einem Krankenhaus entfernen wollten. Sie beklagt sich darüber, dass Indigene in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen immer noch oft schlecht oder herablassend behandelt werden.
Die Rolle von action medeor
Aber dann berichtet sie mir auch von einer positiven Erfahrung. Im Rahmen eines durch action medeor unterstützen Projektes konnten traditionelle Geburtshelferinnen einwöchige Praktika in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen absolvieren. „Anfangs gab es viel Misstrauen auf beiden Seiten“, sagt María. „Aber nachdem etwas Zeit vergangen war, wurde den Krankenschwestern bewusst, dass wir viel Wissen mitbringen. Außerdem sind wir die Einzigen, die die Frauen direkt in den Dörfern erreichen und die Indigenen vertrauen uns.“
Nach Abschluss der Praktika hatte sich das Verhältnis zwischen traditionellen Geburtshelferinnen und Krankenschwestern deutlich verbessert. Beide Seiten konnten Vorurteile abbauen und werden zukünftig besser zusammenarbeiten können. Diese Zusammenarbeit zwischen traditionellen Geburtshelferinnen und öffentlichen Gesundheitsinstitutionen ist sehr wichtig. Bei Risikogeburten sind die Geburtshelferinnen darauf angewiesen, ihre Patientinnen an öffentliche Gesundheitseinrichtung zu überweisen, da nur diese auf das nötige Know-How und Equipment zurückgreifen können.
Um Weiterverweisungen an zuständige Einrichtungen im Gesundheitsbereich zu fördern und die Kompetenzen der Geburtshelferinnen zu stärken, erhalten sie in vielen von action medeor unterstützten Projekten Fortbildungen. Ein Thema sind z.B. die Rolle von Vorsorgeuntersuchungen und das Erkennen von Gefahrensignalen während der Schwangerschaft. Nur so kann langfristig die Mütter- und Kindersterblichkeit gesenkt werden."
Im Moment unterstützt action medeor folgende weitere Projekte, in denen Geburtshelferinnen fortgebildet werden:

Enge Verbundenheit zu action medeor
„Ich möchte den Segen, mit action medeor aufgewachsen zu sein, in Form von Hilfe zu einem gesunden Leben anderswo weitergeben. Deswegen spende ich regelmäßig.“
Annegret Neuschäfer-Staudt, Spenderin